Ukraine-Krieg kann Einfluss auf Entwicklung nehmen - Schlechte Lage am Ausbildungsmarkt
Frühling bringt Positives für den Arbeitsmarkt: Weniger Erwerbslose im Kreis Neuwied

Kreis Neuwied. Trotz hoher Infektionszahlen und Ukraine-Krieg zeigt sich die Frühjahrsbelebung auf dem Arbeitsmarkt. Im Kreis Neuwied hat die Zahl der Arbeitslosen im März um 146 abgenommen und liegt nun bei 4602 Personen. Das sind 1095 weniger als im Vorjahr.

Die Arbeitslosenquote sinkt um 0,2 Prozentpunkte auf 4,6 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr ist sie um 1,1 Prozentpunkte gesunken. „Wir liegen nun wieder auf Vor-Pandemie-Niveau“, sagt Karl-Ernst Starfeld, Leiter der Neuwieder Arbeitsagentur, wie aus der Pressemitteilung zur aktuellen Arbeitsmarktstatistik hervorgeht.

Allerdings sei langfristig mit Einflüssen auf den Arbeitsmarkt durch das Kriegsgeschehen zu rechnen, so Starfeld. „Der zu Jahresbeginn noch erwartete Konjunkturaufschwung wird als Folge des Krieges voraussichtlich schwächer ausfallen“, sagt er: „Wir bereiten uns in der Arbeitsagentur jedoch bereits auf die Geflüchteten vor. Im Falle einer längeren Bleibedauer, die derzeit zu erwarten ist, wird sich gleichzeitig das Erwerbspersonenpotenzial erhöhen.“ Noch sei es sehr schwierig, eine verlässliche Aussage für die Entwicklungen der nächsten Monate zu treffen.

Der Stellenmarkt zeigt sich laut Agentur stabil. In den vergangenen vier Wochen wurden 276 neue Stellen gemeldet, das sind 51 weniger als im Vormonat und 10 mehr als im vergangenen Jahr. Der Bestand der Stellenangebote steigt im Vorjahresvergleich um 558 auf 1882 freie Stellen.

Besonders viel Bewegung ist in diesen Wochen auf dem Ausbildungsmarkt. Bislang haben sich 1148 Jugendliche aus dem gesamten Agenturbezirk (Neuwied/Altenkirchen) bei der Arbeitsagentur gemeldet, um Beratung und Unterstützung bei der Ausbildungsplatzsuche zu erhalten. 673 von ihnen sind nach wie vor auf der Suche nach einer Lehrstelle. Dem gegenüber stehen 1731 Ausbildungsstellenangebote, die der Arbeitsagentur seit Oktober gemeldet wurden. Noch nicht besetzt davon sind 1223 Stellen. Aktuell kommen damit 1,8 unbesetzte Ausbildungsstellen auf einen unversorgten Bewerber. „Wir appellieren an beide Seiten des Ausbildungsmarkts, Bewerber wie auch Ausbildungsbetriebe, flexibel zu sein“, sagt Dr. Marianne Wirth, Teamleiterin der Berufsberatung der Arbeitsagentur Neuwied. „Die Arbeitgeber sollten auch Jugendliche in Erwägung ziehen, die nicht hundertprozentig ihren Vorstellungen entsprechen. Bei vielen Hürden kann die Arbeitsagentur auch unterstützen.“

Jugendliche hingegen klammern sich laut Agentur oft an einen Traumberuf und schauen nicht über den Tellerrand. Seit vielen Jahren sind die Top 10 der Wunschberufe unverändert. Finden junge Menschen keine Stelle, machen sie ein freiwilliges soziales Jahr, gehen studieren oder weiter zur Schule, anstatt sich für eine andere, vielleicht ebenso interessanten Berufsausbildung zu bewerben. „Wir haben die höchste Anzahl unbesetzter Ausbildungsstellen bei der geringsten Zahl an unversorgten Bewerbern in den vergangenen sechs Jahren“, sagt Karl-Ernst Starfeld. Dieses Ungleichgewicht wird von Jahr zu Jahr größer. „Es ist ein Problem von großer Tragweite. Denn wenn unsere Betriebe heute nicht ausbilden können, fehlen uns morgen die Fachkräfte.“

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