Sie sind schlicht abhängig von der Wetterlage – und haben so gut wie keinen Einfluss darauf, ob die Kasse klingelt oder nicht. Was das angeht, hat die RZ bei ihrem Rundruf unter Freibadbetreibern teils von verheerenden Zahlen gehört. Eine Zwischenbilanz: Von der Vorstellung, ein Bad kostendeckend zu bewirtschaften, haben sich viele Betreiber ohnehin längst verabschiedet. Dennoch kann eine wahrlich schlecht anlaufende Badesaison für Frust sorgen. Svenja Kurz, Verwaltungsleitung bei der Deichwelle in Neuwied, nennt ernüchternde Zahlen: „Leider lief es Juni mit gerade mal 2500 Freibadbesuchern genau andersherum als 2023. Damals zählten wir in dem Zeitraum 8700 Besucher.“ Das ist schon ein sehr bescheidenes Ergebnis, meint Kurz.
Hohe Besucherzahl hat auch eine Kostenwirkung
Sie und ihre Kollegen in der Deichwelle hoffen deshalb vor allem auf besseres Wetter während der Sommerferien. Sollte sich Freibadwetter einstellen, klingelt es aber auch nicht ganz vorbehaltlos in der Kasse. „Viele Besucher, das bedeutet automatisch auch, dass in Duschen und WCs mehr Wasser verbraucht wird, dass die Wasseraufbereitungsanlage mehr Betriebsstunden anhäuft und dass schlicht der Wasserverlust in den Becken höher ist, wenn sich viele Gäste dort tummeln. Gleichwohl sei das aber deutlich besser verkraftbar, als gähnende Leere im Außenbereich der Deichwelle.
Zumal die Einrichtung mit dem Hallenbad noch einen Vorteil bei schlechtem Wetter ausspielen kann. Dabei tritt sogar bei schönem Wetter laut Svenja Kurz ein Sondereffekt auf: „Dann kaufen trotzdem viele Besucher eine Karte fürs Hallenbad, weil sie damit auch das Freibad nutzen können. So kommt es, dass dann Hallenbad und Freibad gut besucht sind.“
An Wochenenden war der Besuch noch nicht so gut
Beim Thema verheerende Zahlen kann auch Werner Eidenberg liefern, der bei den Werken der VG Rengsdorf-Waldbreitbach sowohl für das Freibad Rengsdorf als auch das Wiedtalbadin Hausen zuständig ist: „Wir haben bis jetzt drei schöne Tage gehabt. Am Dienstag vor einer Woche hatten wir 1400 Gäste in Rengsdorf, das ist bislang der Spitzenwert.“ An den anderen beiden Freibadtagen seinen 1250 und 750 Besucher gezählt worden. Im Wiedtalbad war an den gleichen drei Tagen das Besucheraufkommen mit 610, 550 und 300 Gästen geringer.
Aus Sicht von Eidenberg liegt das hauptsächlich daran, dass das Wiedtalbad kleiner ist. Zudem ziehe das Rengsdorfer Bad als klassisches Freibad in wunderschöner und zugleich zentralerer Lage einfach mehr Badewillige an. Was Eidenberg sonst noch auffällt im Rahmen seiner Zwischenbilanz: „An den Wochenenden hat sich noch nicht viel getan, obwohl da sonst immer das größte Besucheraufkommen zu verzeichnen war.“ Auch er setzt unverzagt auf den Faktor Hoffnung.
Bei Regen und Werten unter 20 Grad bleibt Freibad zu
Ohne die geht es auch beim Familienbad in Oberbieber nicht. Dort erreichte die RZ mit Rolf Löhmar und Georg Klare zwei Vorstandsmitglieder der Bürgerstiftung Neuwied, die sich auch um das Freibad kümmert. „Kaum zufriedenstellend“, schätzt Löhmar die bisherige Saison ein. Statt etwa 4000 Besucher pro Monat hätten im Mai und im Juni zusammen nur 1376 Gäste den Weg ins Freibad gefunden.
Klare ergänzt: „Vier- oder fünfmal war der Besuch so, dass man von halbwegs kostendeckend sprechen kann.“ Die Kosten im Blick behalten, bleibt ein Thema. Ein Grund dafür, warum das Freibad an Tagen mit Temperaturen unter der 20-Gradmarke oder bei Regen gar nicht erst öffnet. Wenn ohnehin kaum einer kommt, muss man neben den Fixkosten nicht noch Kosten etwa für die Badeaufsicht produzieren, so Klare.
Im Naturschwimmbad kühlt Wasser nachts stark ab
Davon abgesehen setzen die Verantwortlichen vermehrt auf Modernisierung. Laut Klare hat man einen neuen Beckensauger angeschafft und einen Mähroboter, der die etwa 7000 Quadratmeter Rasenfläche pflegt. Die Dosiereinheit für das Chlor ist ebenfalls neu. Jetzt müsse noch die Umwälzpumpe erneuert werden, weiß Klare. Was das Wetter angeht, ist es auch in Oberbieber nicht anders: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“
Über ein paar mehr Sonnentage würde sich auch die Ortsgemeinde Straßenhaus freuen. Die RZ erreichte Birgit Haas, die sich als gerade aus dem Amt der Ortsbürgermeisterin ausgeschiedene gut mit dem Naturschwimmbad in Niederhonnefeld auskennt. Sie berichtet: „Wir sind aufgrund der schlechten Wetterlage noch schlimmer betroffen, weil wir keine beheizten Becken haben. Wenn die Nächte kühl sind, kühlt auch das Wasser ab, das schreckt offenbar viele ab. „Alles in allem habe das Naturschwimmbad bisher fünf-, sechsmal geöffnet gehabt. „Da sagt schon alles zu Saison“, so Haas.
Die Schulen sind mit ihrem Schulschwimmen wesentlich präsenter als im Vorjahr. Das bringt uns auch die Legitimation, das Freibad weiterhin offenzuhalten.
Linzer Beigeordneter Michael Schneider
„Wir hatten eine miese Vorsaison, die Besucherzahlen sind bislang äußerst bescheiden“, sagt Beigeordneter Michael Schneider, der im Stadtvorstand für das Freibad Linz zuständig ist. Das Bad hatte bereits Ende April den Betrieb aufgenommen. Gebracht hat das aber nicht sehr viel. „Im Mai zählten wir 620 Besucher, im Juni 2500. Vor einem Jahr hatten wir etwa 7000 Besucher zum gleichen Zeitpunkt, im Jahr davor waren es noch mehr“, weiß Schneider.
Gleichwohl gibt es eine erfreuliche Entwicklung, so der Beigeordnete: „Die Schulen sind mit ihrem Schulschwimmen wesentlich präsenter als im Vorjahr. Das bringt uns auch die Legitimation, das Freibad weiterhin offenzuhalten.“ Davon abgesehen öffnet das Freibad mit Beginn der Sommerferien früher, nämlich um 10 Uhr statt um 12 Uhr. Ansonsten gilt auch in Linz das Prinzip Hoffnung. Allerdings steht für Schneider schon jetzt fest, dass die Zahl von etwa 30.000 Besuchern in der Saison nicht mehr zu erreichen ist.
Unternehmen entschlammt das Naturschwimmbad kostenlos
Wenn schon die Badesaison bisher alles anders als erfreulich verlaufen ist, gab es jetzt für die Ortsgemeinde Straßenhaus dennoch Grund zur Freude: Das Unternehmen Kanalbau Wambach GmbH leistete einen kostenlosen Beitrag zum Erhalt des Naturschwimmbades im Ortsteil Niederhonnefeld. Wie die Kommune informiert, sind Mitarbeiter der Firma unlängst mit zwei Fahrzeugen auf dem Freibadgelände erschienen, um das Absetzbecken oberhalb der beiden Schwimmbecken zu entschlammen. „Nach der schweißtreibenden Aktion in unwegsamem Gelände war das Absetzbecken wieder blitzsauber“, ist auf der Internetseite der Kommune zu lesen.
Im Absetzbecken werden Sedimente aus dem Bachzufluss für das Freibad zurückgehalten, damit das Wasser für die Gäste klar ist. Als Dank für die unerwartete Unterstützung nahmen die Mitarbeiter des Unternehmens einige „sehr gern überreichte“ Freikarten für das Naturschwimmbad mit, erfuhr unsere Zeitung von der ehemaligen Ortsbürgermeisterin Birgit Haas. rgr