Die Gemeinde Windhagen ist bekannt dafür, dass wegen der Nähe zur A3 viele weltweit operierende Firmen hier ansässig sind. Die Wirtschaftskraft ist unbestreitbar. Doch müssen all die Mitarbeiter gut zur Arbeit kommen und auch die Waren ungehindert fließen können. Da kommt das Problem der sogenannten Freiberg-Kreuzung ins Spiel: Lange Stauzeiten, kurze Grün-Phasen an der Ampel, nicht gerade eine optimale Situation für die Unternehmen. Wir haben bei der heimischen Wirtschaft nachgefragt, wie sie die Pläne, dort durch eine Kreisellösung für eine Verkehrsentlastung zu sorgen, sieht.
Nölken: Gerade zu Stoßzeiten erhebliche Verzögerungen
So etwa die Firma Nölken. Das Familienunternehmen aus dem Bereich der Hygieneprodukte hat seinen Hauptstandort in Windhagen. „Als ortsansässiges Unternehmen erleben wir die Verkehrslage an der genannten Kreuzung als äußerst angespannt. Besonders zu den Stoßzeiten, die mit den Schichtwechseln bei uns und Wirtgen zusammenfallen, kommt es regelmäßig zu erheblichen Verzögerungen und langen Staus. Diese reichen oft wieder bis in den Ort hinein und beeinträchtigen sowohl unseren Logistikverkehr – also Lieferanten und Kunden – als auch die Mitarbeitenden, die nach Feierabend Windhagen verlassen möchten“, beschreibt ein Sprecher von Nölken auf Anfrage unserer Zeitung die Situation.
„Als ortsansässiges Unternehmen erleben wir die Verkehrslage an der genannten Kreuzung als äußerst angespannt.“
Das sagt die Firma Nölken.
Daher sehe man an der Kreuzung dringenden Handlungsbedarf. „Besonders die Anpassung der Ampelintervalle, insbesondere auf der Route von Windhagen Richtung Bad Honnef, könnte den Verkehrsfluss spürbar verbessern“, hat auch die Firma Nölken in den Ampelschaltungen ein großes Problem ausgemacht. Zudem sollte der Zustand der Straße im Kreuzungsbereich dingend geprüft und verbessert werden, um die Sicherheit und Effizienz des Verkehrs zu erhöhen, merkt Nölken zum desolaten Zustand der Straßenoberfläche weiter an. Denn: „Momentan ist zu beobachten, dass Fahrzeuge aufgrund der Straßenschäden nur langsam passieren oder größere Schlaglöcher und Bodenwellen umfahren. Das führt zu zusätzlichen Verzögerungen.“
Und was wäre, wenn der Kreisverkehr in ein paar Jahren endlich kommt? Das Unternehmen verspricht sich davon „eine spürbare Verbesserung der Verkehrssituation und einen deutlich flüssigeren Verkehrsfluss“. Da täglich zahlreiche Lkws zu Nölken hin und von der Firma wegfahren würden, stelle eine reibungslose Verkehrsanbindung einen wichtigen Standortfaktor für das Unternehmen dar. „Davon profitieren neben unseren Kunden und Lieferanten natürlich auch unsere Mitarbeitenden, für die eine gute und zuverlässige Erreichbarkeit des Standorts entscheidend ist“, macht sich Nölken für die Kreiselpläne stark.
Wirtgen: Optimale Rahmenbedingungen sind zu begrüßen
Der mit Abstand größte „Player“ in Windhagen ist die Firma Wirtgen. Auch dort fahren Mitarbeiter und Zulieferer zum Großteil über die Kreuzung Freiberg auf die A3 in Richtung Nord oder Süd. Die PR-Abteilung der Wirtgen Group antwortet auf die Anfrage unserer Zeitung, dass eine gute Erreichbarkeit für jedes Unternehmen wichtig sei. Optimale Rahmenbedingungen, zu denen unter anderem auch ein durchgängiger Verkehrsfluss zähle, seien entsprechend zu begrüßen, sieht Wirtgen in der Sanierung der Staus verursachenden Kreuzung einen Vorteil.
Als „desaströs“ bezeichnet Werner Hack von der Firma Hack die Verkehrssituation an der Freiberg-Kreuzung. „Der Bedarf einer Problemlösung für einen ertragbaren Verkehrsfluss bestand bereits, bevor sich die Parkflächen auf dem Autohof verdoppelt und sich ein zusätzlicher Truck-Wash dort angesiedelt hatte“, betont Hack die Rolle des Bad Honnefer Gewerbegebiets Dachsberg. Vor vielen Jahren habe man gemeinsam mit Vertretern der Stadt Bad Honnef und einem Planungsbüro beraten – daraus entstand die erste Planung für den Kreisel von 2014. „Die Umweltverträglichkeit wurde begutachtet, und der Kreisel sollte circa 3 Millionen Euro kosten, aber die länderübergreifende Bürokratie hat die eigentliche Umsetzung auch nach elf Jahren noch nicht zum Ziel führen lassen“, ärgert sich Hack.
„Der Bedarf einer Problemlösung für einen ertragbaren Verkehrsfluss bestand bereits, bevor sich die Parkflächen auf dem Autohof verdoppelt und sich ein zusätzlicher Truck-Wash dort angesiedelt hatte.“
Werner Hack
Die Ist-Situation ist für ihn folgende: Der Verkehrsstau von Windhagen bis zur Ampel sei nachmittags stets einen Kilometer lang, und es dauere in der Regel zwischen 15 und 20 Minuten, bis man die Ampel passiert habe. Man stehe mit laufendem Motor im Wald, viele wichen laut Hack dann über die kleineren Ortschaften aus. Dadurch werde die Problematik der Freiberg-Kreuzung eine für den ganzen Ort Windhagen.
Und: „Seit Ende April weitet sich diese Situation auch am Wochenende aus. Die Sanierung der A3, Bauabschnitt 4, hat nun begonnen, und die Fertigstellung ist für 2030 geplant, danach kommt Bauabschnitt 5 von der Ausfahrt Bad Honnef/Linz bis zur Ausfahrt Siebengebirge, welcher im Jahr 2035 fertiggestellt werden soll. Dort ist nun fast täglich ein langer Stau, insbesondere am Wochenende“, setzt Hack die Verkehrsproblematik in und um Windhagen in einen größeren Zusammenhang mit der Hauptverkehrsader A3. Viele Fahrer würden die Autobahn seitdem bereits an der Ausfahrt Neustadt verlassen und mit Navi durch Windhagen fahren. Dadurch landeten auch die „Umfahrer“ an der Ampel der Freiberg-Kreuzung, was die Staus dort nicht besser mache. „Das wird nun die nächsten zehn Jahre andauern, falls die geplanten Zeiten eingehalten werden“, befürchtet Hack.
Windhagen – ein zweites Lüdenscheid?
Zum anderen blickt Hack auf den Ersatzneubau der Wiedtalbrücke. „Sollte es uns in Windhagen so gehen wie in Lüdenscheid (A45), wo die Rahmedetalbrücke von heute auf morgen gesperrt wurde, dann haben wir hier ein zweites Lüdenscheid in den Ortschaften Neustadt, Asbach, Windhagen und Vettelschoß. Aber der Hauptfluss würde auch dann wieder an dieser besagten Ampel ankommen“, warnt Hack. Von daher befürworte seine Firma den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur.

Millionenprojekt Kreisel Windhagen: Was bisher geschah
Stoßstange an Stoßstange: So sieht es an der Kreuzung Windhagener Weg/Rottbitzer Straße, der sogenannten Kreuzung Freiberg, gerade zu Stoßzeiten aus. Ein Kreisel soll die Lösung sein. Finanzieren sollen es die Windhagener – auf NRW-Gebiet.