Andreas Frank, Chef des Finanzamts Neuwied, macht am Donnerstag einen zufriedenen Eindruck beim Blick auf das Arbeitsergebnis für 2024. Das Finanzamt Neuwied hat im vergangenen Jahr rund 1,2 Milliarden Euro eingenommen. Das entspricht einem Plus von rund 100 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr. Das Steueraufkommen in ganz Rheinland-Pfalz beläuft sich im Jahr 2024 auf 32,9 Milliarden Euro. „Wir haben bei 22 Finanzämtern damit das siebtgrößte Aufkommen im Land“, berichtet Amtsleiter Frank.
„Wir sind in hohem Maße digitalisiert, sonst wäre die Arbeit auch nicht mehr zu bewältigen.“
Andreas Frank, Chef des Finanzamts Neuwied
Größte Einnahmequelle bleibt in Neuwied die Lohnsteuer mit mehr als 458 Millionen Euro, gefolgt von der Umsatzsteuer in Höhe von 442 Millionen Euro. „Wir sind eine Massenverwaltung“, sagt Frank hinsichtlich der 67.756 erteilten Einkommensteuerbescheide im vergangenen Jahr. In 2763 Fällen sei ein Einspruch gegen den Bescheid eingelegt worden. Bei mehr als 14 Prozent aller Bescheide weicht das Finanzamt von der Steuererklärung ab und erzielt dadurch ein sogenanntes Mehrergebnis von 8,7 Millionen Euro. Durch 607 Betriebsprüfungen ist zudem ein Mehrergebnis von fast 44 Millionen Euro zustande gekommen.
Nur unterdurchschnittlich bei Bearbeitungstempo von Steuererklärungen
Die Bearbeitungsdauer des Finanzamts Neuwied für Steuererklärungen beträgt durchschnittlich 56 Kalendertage – ein unterdurchschnittlicher Wert. Die durchschnittliche Bearbeitungszeit bundesweit liegt bei 50,8 Tagen. Fast 80 Prozent der Einkommenssteuererklärungen werden inzwischen elektronisch an das Finanzamt Neuwied übermittelt. „Wir sind in hohem Maße digitalisiert, sonst wäre die Arbeit auch nicht mehr zu bewältigen“, sagt Frank.
Mehr als 330 Mitarbeiter hat das Finanzamt Neuwied, zehn Stellen seien derzeit unbesetzt. Insbesondere im Bereich Sachbearbeitung gibt es Nachholbedarf. „Wir haben viele Abgänge durch die Babyboomer. Die jungen Leute verlieren wir teilweise an andere Verwaltungen, beispielsweise an die Bundeswehr“, beklagt Frank. Doch frische Kräfte rücken nach: Sechs junge Menschen beginnen in diesem Jahr die Ausbildung zum Finanzwirt in Neuwied. Nur das Studium zum Diplom-Finanzwirt stoße derzeit auf weniger Interesse als üblich.
Hinsichtlich der Lohnsteuereinnahmen beobachtet Frank in den zurückliegenden drei Jahren einen stetigen Anstieg. Die Einnahmen stiegen von 405 Millionen Euro im Jahr 2022 auf 435 Millionen 2023 bis zuletzt auf 458 Millionen Euro. „Das ist dem Lohnanstieg geschuldet“, erklärt Frank. Aufgrund gestiegener Lebenshaltungskosten schießt auch die Umsatzsteuer in die Höhe: von 341 Millionen Euro im Jahr 2022 auf 410 Millionen Euro im Jahr 2023 bis auf 442 Millionen Euro im Jahr 2024.
„Wir haben mit großem Engagement versucht, die Fragen zu beantworten. Wir haben dafür sehr viel Dankbarkeit geerntet. Ab und zu kommt auch mal ein Brief, in dem sich jemand bedankt.“
Andreas Frank über die Beratung zum Thema Grundsteuerreform
Trotz zunehmender finanzieller Belastung für die Bevölkerung sei der Umgangston mit den Mitarbeitern des Finanzamtes Neuwied in den vergangenen Jahren allgemein nicht rauer geworden. Angesichts der Grundsteuerreform habe es „sehr viel Publikumsverkehr“ in der Behörde gegeben. „Der Andrang war groß. Die Leute standen bis zur Tür hinaus“, so der Amtsleiter.
Das Finanzamt Neuwied musste knapp 100.000 wirtschaftliche Einheiten bewerten. In mehr als 8000 Fällen wurden Einsprüche eingelegt. „Wir haben mit großem Engagement versucht, die Fragen zu beantworten. Wir haben dafür sehr viel Dankbarkeit geerntet. Ab und zu kommt auch mal ein Brief, in dem sich jemand bedankt“, berichtet Frank.
Sicherheitsvorkehrungen werden erhöht
Nach dem Macheten-Angriff auf die Polizeiinspektion Linz im September 2024 hat sich das Finanzamt dennoch Gedanken über die Sicherheitsvorkehrungen in der Behörde gemacht. So sollen beispielsweise künftig die Aufzüge nur noch mittels eines Zugangschips von Besuchern und Mitarbeitern genutzt werden können. Auch der Zugang in das Gebäude an der Augustastraße soll bald durch den Mitarbeiter am Empfang durch Öffnen der Schiebetür per Knopfdruck reguliert werden.

Im Kreis Neuwied ist 2023 mehr Geld geflossen: Finanzamt nimmt rund 1,1 Milliarden Euro ein
Im Jahr 2023 hat das Finanzamt rund 1,1 Milliarden Euro an Steuern eingenommen. Dies bedeutet einen leichten Anstieg im Vergleich zum Jahr 2022 (rund 1 Milliarde Euro). Doch die Einnahmen fielen deutlich geringer aus als 2021, als diese bei rund 1,63 Milliarden Euro lagen.