Martin Hahn, Vorsitzender der CDU-Stadtratsfraktion, sieht das Vorhaben daher sehr kritisch. „Es ist Sprengstoff für unsere Innenstädte, wenn ein solches FOC in solchem Maße ausgeweitet wird, wie es geplant ist“, sagt er. Man werde es nicht akzeptieren, dass Innenstädte hier im Grunde ausgeblutet und zerstört würden.
Denn der innerstädtische Einzelhandel sieht sich ohnehin vor Probleme gestellt: So bedrohen große (Internet-)Konzerne die Neuwieder Händler, zudem üben die coronabedingten Schließungen massiven Druck auf die Geschäftsleute aus, die nun Unterstützung brauchen. SPD-Chef Sven Lefkowitz konstatiert: „FOCs in dieser Größenordnung konterkarieren unsere Bemühungen vor Ort.“
Die Städte richten ihren Appell nicht nur an die Landesregierung, sondern auch an die nachgeordneten Behörden des Landes, insbesondere die Obere Landesplanungsbehörde. Denn laut Beschlussvorlage soll seit 2008 ein Landesentwicklungsprogramm den innerstädtischen Einzelhandel stärken und im Gegenzug den Bau großflächiger Einkaufszentren reglementieren. Oberbürgermeister Jan Einig (CDU) geht allerdings davon aus, dass es für das FOC eine Zielabweichung kommen werde. Daher wolle man sich als Stadt nochmals positionieren. Schon im Vorfeld hatte sich Neuwied (teils bereits in Kooperation mit den anderen Städten) gegen den Bau des Einkaufszentrum ausgesprochen – jedoch ohne Erfolg.
„Das Herz unserer Städte lebt von vielfältigen Angeboten, die sich ergänzen und stützen“, heißt es in der gemeinsamen Erklärung. „Doch sein Schlagen könnte aus dem Takt geraten, weil der innerstädtische Handel aktuell von mehreren Seiten unter Druck gerät.“ Demnach drohe, dass Leerstand zunehmend das Gesicht der Einkaufsstraßen prägen werde.
Neben den wirtschaftlichen macht die Resolution auch auf möglichen Folgen für die Umwelt aufmerksam: Während Bürger den Einzelhandel der Innenstädte in der Regel gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen können, dürfte das von Neuwied gut 30 Kilometer entfernte Shoppingcenter in Montabaur infolge seiner Erweiterung mehr Autoverkehr und damit mehr CO2-Emissionen forcieren.
Die Verkaufsfläche des Factory-Outlet-Centers soll sich im Zuge der Vergrößerung von bisher 10.000 auf knapp 22.000 Quadratmetern verdoppeln; statt bisher rund 60 Shops sind darin dann insgesamt etwa 120 Geschäfte geplant. Der Verbandsgemeinderat Montabaur hat mit großer Mehrheit schon Zustimmung für das Anliegen signalisiert.