Rengsdorf-Waldbreitbach 
Eva Kreienkamp will erste VG-Bürgermeisterin werden
Eva Kreienkamp, frühere Vorstandsvorsitzende der Berliner Verkehrsbetriebe, will erste Bürgermeisterin der VG Rengsdorf-Waldbreitbach werden. Seit mehr als 16 Jahren lebt sie in Waldbreitbach.
Daniel Dresen

Eva Kreienkamp, Ex-Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe, kandidiert überraschend als Bürgermeisterin der VG Rengsdorf-Waldbreitbach. Warum die frühere Topmanagerin die größte VG im Kreis Neuwied leiten möchte, erklärt die 62-Jährige im RZ-Interview.

Eva Kreienkamp, frühere Vorstandsvorsitzende der Berliner Verkehrsbetriebe, kandidiert bei der Wahl am 6. April für das Amt der Bürgermeisterin der VG Rengsdorf-Waldbreitbach. Die Ex-Chefin des größten kommunalen Verkehrsunternehmens Deutschlands erklärt nach ihrem beruflichen Aus in der Hauptstadt im Interview mit unserer Zeitung, warum sie im Rennen um den Posten des Bürgermeisters gegen drei Männer antritt.

Frau Kreienkamp, Sie waren Topmanagerin in Berlin. Warum möchten Sie erste Bürgermeisterin der VG Rengsdorf-Waldbreitbach werden?

Ich lebe mit meiner Frau seit mehr als 16 Jahren im Waldbreitbacher Ortsteil Gasbitze. Ich bin während meiner Zeit in Berlin hin- und hergependelt. Nun ist es für mich die Möglichkeit, die VG, zu der ich mich zugehörig fühle, zu gestalten. Ich kenne mich mit dem öffentlichen Personennahverkehr, aber auch mit Politik und Verwaltung sehr gut aus. Das kann mir hier zugutekommen. Die kommunalen Einheiten bestimmen das tägliche Leben. Sie haben viel mehr Einfluss, wie wir zusammenleben, als wir es vielleicht denken. Daher gilt es darauf zu achten, dass die richtigen Entscheidungen getroffen werden, damit die Menschen hier wohnen bleiben. Viele kleine Orte bluten aus. Ich beobachte diese Entwicklung auch in Waldbreitbach. Als wir hierhergekommen sind, war es ein florierendes kleines Örtchen. Es gab mehrere Bäcker, Metzger und ein Schuhgeschäft – doch es verschwindet nach und nach. Das hat zur Folge, dass es eine viel höhere Abhängigkeit vom Auto gibt, um noch irgendetwas machen zu können. Der Verkehr steigt dadurch, darauf muss man schauen.

Meine Frau und ich teilen uns ein Auto, was schon hier auf dem Land eine kleine Revolution ist. Ich fahre viel mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Die großen Städte profitieren immens vom Deutschlandticket, doch hier in Waldbreitbach ist es für die Katz. Ich würde mir andere Formen von Mobilität wünschen – beispielsweise Sharing- oder On-Demand-Angebote. Menschen, die kein Auto besitzen oder nicht fahren können, sollen so eine größere Freiheit erfahren. Jede geteilte Fahrt ist eine Dekarbonisierungsfahrt. Bislang sitzen Jugendliche hier vor der Fahrschule und warten sehnlichst darauf, dass sie bald reinkönnen. Bis dahin werden sie im Zweifel von ihren Müttern gefahren, die für die Mobilität zuständig sind. Das finde ich für das Gemeinwesen nicht gut.

„Dort wo keine Ärzte mehr niedergelassen sind, könnten mobile Praxen auf Rädern auf Abruf aushelfen. Die Frage ist nur, wer das organisiert und bezahlt.“
Eva Kreienkamp zur Gesundheitsversorgung in der VG 

Zum Thema Digitalisierung im ländlichen Raum: Ich kenne mittlerweile alle Funklöcher in der Region. Wo ich mich auch einbringen möchte, ist hinsichtlich der medizinischen Versorgung. Es gibt Ärzte, die jenseits der Pensionsgrenze im Einsatz sind, um ihre Patienten weiter betreuen zu können. Dort, wo keine Ärzte mehr niedergelassen sind, könnten mobile Praxen auf Rädern auf Abruf aushelfen. Die Frage ist nur, wer das organisiert und bezahlt. Medizinische Versorgungszentren halte ich grundsätzlich für ein vernünftiges Konzept, allerdings wird hier wieder vorausgesetzt, dass die Patienten in irgendeiner Form mobil sind. Deswegen muss man auch überlegen, wie Angebote zu den Menschen kommen. Gar nichts zu tun, würde allerdings bedeuten, dass Orte ohne Arzt auf kurz oder lang unattraktiv werden. Wir leben in einer Gesellschaft in Landflucht, dabei haben die Städte auch keine Kapazitäten mehr. Wir müssen die kleinen Orte stärken, indem beispielsweise marode Bestandsimmobilien reaktiviert oder abgerissen werden, um neue Bauflächen zu schaffen. So können viele Ziele auch wieder fußläufig erreicht werden. Man muss sich genau überlegen, ob man weiterhin außerhalb der Ortskerne, die nach und nach kaputt gehen, auf Neubaugebiete setzt, die ebenfalls nicht an den ÖPNV angeschlossen sind.

„Ich möchte Wege finden, wie wir als Gemeinschaft wieder öfter in Kontakt kommen. Beispiele wie die Kneipengenossenschaft in Bonefeld finde ich großartig.“
Eva Kreienkamp 

Das Gebiet der VG ist eine gesellschaftliche Mischung aus Alteingesessenen und Zugezogenen. Letztere, zu denen ich mich auch zähle, tun sich ein wenig schwer, um überhaupt ein Bestandteil zu werden. Wer hier geboren wird, landet in einem der vielen Vereine. Doch was ist mit Menschen im Erwachsenenalter, die hier ankommen wollen? Ich sehe auch die Notwendigkeit, dass wir in einen stärkeren Generationenaustausch kommen. Ich möchte Wege finden, wie wir als Gemeinschaft wieder öfter in Kontakt kommen. Beispiele wie die Kneipengenossenschaft in Bonefeld finde ich großartig. Im Umfeld der Verbandsgemeinde gibt es überraschenderweise relativ wenige Genossenschaften, obwohl die Bewegung hier in der Region ihren Lauf genommen und viele Vorteile hat. Es würde mir gefallen, wenn viele unterschiedliche Menschen sich für neue Projekte zusammenfinden, um den Kollektivgedanken zu fördern.

Ein Millionenprojekt, das sich die VG zur Brust genommen hat, ist die Sanierung des Wiedtalbads in Hausen.

Das Schwimmbad wird von vielen genutzt. Es ist dennoch eine hohe Investition. Ich empfinde die jüngste Kostenschätzung von rund 14 Millionen Euro als relativ hoch. Vielleicht sollte man noch einmal hingucken, was da eigentlich alles drin ist. Ich würde bei dieser Summe nicht einfach blind unterschreiben. Ich halte dennoch das Wiedtalbad für wichtig, denn die VG ist riesig. Da kann man nicht einfach sagen: Fahr doch nach Bad Hönningen und geh dort ins Bad. Ich halte es für ausgesprochen wichtig, dass Kinder schwimmen lernen und wir im Wiedtalbad ein gutes Angebot dafür schaffen.

„In meinen Augen ist das derzeitige ÖPNV-Angebot ein Armutszeugnis.“
Eva Kreienkamp über die Lage in der VG 

Sie gelten als Mobilitätsexpertin. Was halten Sie von dem hiesigen ÖPNV-Angebot?

Alle Wege des VRM führen in die Kreisstadt Neuwied. Das ist historisch begründet und war bis zur Fusion der beiden VGs 2018 auch sinnvoll. Bis sich ein Verkehrsverbund zu einer neuen Mobilitätslösung durchgerungen hat, kann das immer ein bisschen dauern. In meinen Augen ist das derzeitige ÖPNV-Angebot ein Armutszeugnis. Wenn ich will, dass etwas zusammenwächst, dann muss ich auch sicherstellen, dass der Verkehr so ausgerichtet wird, dass die Region eine Einheit wird. Mich interessieren Lösungen, die stärker digital unterstützt sind, beispielsweise digitale Mitfahrgelegenheiten oder Taxen auf andere Art in den öffentlichen Verkehr einzubinden. Vielleicht können auch die ganzen Privatautos zu einer Form der Vergemeinschaftung beitragen. Ich habe mich kürzlich in Rengsdorf auf die Mitfahrerbank gesetzt. Wenn überhaupt, wird von den Autofahrern wahrgenommen, dass dort eine Frau auf einer Bank sitzt. Manche sind sogar zweimal an mir vorbeigefahren. Fazit: Diese Mitfahrerbank hat es nie in das Bewusstsein der Verkehrsteilnehmer geschafft. Es gibt Apps, die Mitfahrgelegenheiten organisieren, dafür brauche ich ein vernünftiges digitales Netz und ein Wissen, wie ich diese Apps für mich nutzen kann.

„Wir haben eine Baustelle in Altwied, die für die Menschen bedeutet, dass sie seit zweieinhalb Jahren diesen komischen Weg nach Melsbach hochfahren müssen. Das ist eine unglaubliche Belastung für diesen Ort.“
Eva Kreienkamp über die Sperrung der L255

Die Fahrplanaushänge an den Haltestellen sind mittlerweile so kleingeschrieben, dass man sie praktisch nicht mehr lesen kann. Da würde ich konsequenterweise gar keine Fahrpläne mehr aushängen oder nur noch einen QR-Code hinmachen, den ich mit dem Smartphone scannen kann, um den Fahrplan digital abzurufen. Wenn ich eine VG modernisieren will, muss ich so denken und handeln wie die Menschen, die dort sind. Ich muss deren Bedürfnisse kennenlernen und mich dann fragen, ob ich diese befriedige. Vielleicht befriedige ich auch nur die Wirtschaft, indem ich drei weitere Discounter irgendwohin baue. Wir haben eine Baustelle in Altwied, die für die Menschen bedeutet, dass sie seit zweieinhalb Jahren diesen komischen Weg nach Melsbach hochfahren müssen. Das ist eine unglaubliche Belastung für diesen Ort. Die VG ist außen vor, weil es sich um eine Landesstraße in Altwied handelt. Wenn wir so miteinander umgehen und die Orte unter so etwas leiden, dann machen wir als Verwaltung etwas falsch. Das möchte ich ändern.

Eine Lücke im Mobilitätsnetz soll das Bürgerbus-Angebot der VG schließen. Was ist Ihre Meinung dazu?

Für die Ehrenamtler des Bürgerbusteams ist es eine erfüllende Tätigkeit. Das finde ich großartig. Doch meiner Ansicht nach befriedigt das Angebot nur einen kleinen Teil der Mobilitätsbedürfnisse: Man muss sich vorher anmelden und braucht eine Telefonnummer, die man nirgendwo findet. Weil der Deutschen Post nicht mehr getraut wurde, haben die Ehrenamtler des Bürgerbusteams sogar die Briefwahlunterlagen für die Bundestagswahl verteilt.

Eva Kreienkamp als Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe bei der Vorstellung eines neuen Doppeldeckerbusses im Jahr 2020.
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Ein großer Aufreger ist auch das Nadelöhr Straßenhaus, wo die Anwohner seit Jahren sehnlichst auf eine Umgehungsstraße hoffen. Was halten Sie von dem Plan?

Durch die Umgehungsstraße für Rengsdorf wurde der Ortskern komplett kaputtgemacht, weil dort außer dem Binnenverkehr niemand mehr durchfährt. Das hat Rengsdorf geschadet. Die ganzen Geschäfte, die auf der Hauptverkehrsstraße lagen, sind weg. Daher muss man sich fragen, was Umgehungsstraßen eigentlich machen. Meine Meinung: Sie machen es nicht besser. Sie verschieben nur das Problem auf den nächsten Ort. Der heißt in diesem Fall Straßenhaus. Bis die Ortsumgehung dort kommt, verharren wir in einer Tatenlosigkeit, die unglaublich ist. Wir müssen gucken, wo wir Teile des Verkehrs an einer anderen Stelle ableiten können. Es gibt dann einfach Umwege. Den Autofahrern ist zuzumuten, dass sie einen längeren Weg fahren müssen. Ich persönlich würde überall Ampeln hinmachen und die Geschwindigkeiten so reduzieren, dass es keinen Spaß mehr macht, durch Straßenhaus zu fahren. Wir müssen das machen, was den Menschen vor Ort hilft, und nicht das Leben der Autofahrer noch bequemer machen.

„Der Naturpark Rhein-Westerwald verträgt meines Erachtens Windräder, wenn er überall Gewerbegebiete verträgt, die alles kaputtmachen.“
Eva Kreienkamp 

Ein Thema, mit dem sich die Ortsgemeinden derzeit in den Höhenlagen beschäftigen, sind Pläne für die Errichtung von Windkraftanlagen.

Man muss sich ganz genau ansehen, welche Standorte sich dafür eignen, auch hinsichtlich einer dezentralen Gewinnung von Energie, um sich ein Stück weit unabhängiger zu machen. Wir haben auch in der VG Flächen, wo wirklich nichts ist. Der Naturpark Rhein-Westerwald verträgt meines Erachtens Windräder, wenn er überall Gewerbegebiete verträgt, die alles kaputtmachen. Da muss man an anderer Stelle über Entsiegelungen nachdenken. Wir müssen allerdings auch überlegen, ob Gewinnerzielungsabsichten das einzige Kriterium sind, um Windräder aufzustellen. Ich kann nicht nur einfach darauf hoffen, dass irgendwo Geld hineinfließt, denn die strukturellen Probleme bleiben bestehen. Mir geht es um eine Balance zwischen Ökologie und Ökonomie.

Die Wirtschaft fordert mehr Gewerbeflächen – auch in der VG.

Wir haben in den letzten Jahren einen Flächenfraß ohne Ende gesehen. Wir haben leer stehende Gewerbeflächen und die Möglichkeit, noch ein bisschen mehr in die Höhe zu bauen. Wir müssen auch nicht überall gigantische Hallen bauen, in denen nur drei Menschen arbeiten und es sich mir nicht erschließt, was dort gelagert wird. Vielleicht können wir einfach mal darauf zurückkommen, was wir wirklich brauchen. Es gibt vonseiten der Gemeinden immer nur den einmaligen Profit beim Verkauf von Grundstücken. Sie machen keine Erbpacht, sondern verhökern diese und haben danach keinen Zugriff mehr darauf. Es bedarf eines Umdenkens in der Art und Weise, wie wir mit Natur und Flächen umgehen. Ständig neue Gewerbeflächen und Straßen zu fordern, ist aber natürlich einfacher.

Es gibt 20 Ortsgemeinden in der VG. Wie sinnvoll ist es, dass sich auch in Zukunft sehr kleine Dörfer noch selbst verwalten?

Warum nicht? Das ist für mich eine Henne-Ei-Diskussion. Wenn die Orte einen Teil ihrer Lebendigkeit verloren haben, stellt sich die Frage, ob es überhaupt noch Orte oder nur Schlafstätten sind. Wenn die Möglichkeit besteht, Orten wieder Leben einzuhauchen, und die Leute Interesse daran haben, selbstverwaltend agieren zu können, warum sollte man da generell sagen, dass erst ab einer gewissen Einwohnerzahl ein Ort Sinn ergibt.

Seit Januar 2018 gibt es die VG Rengsdorf-Waldbreitbach. Wie stark sind die beiden einzelnen VGs nach der Fusion nun miteinander verwachsen?

Mein Eindruck ist, dass es noch nicht der Fall ist. Es sind unterschiedliche Strukturen, Konfessionen und Gewerbe. Letztlich ist wahrscheinlich ein Zusammenraufen nötig. Vielleicht hilft mal eine gemeinsame Party in der Wiedhöhenhalle in Kurtscheid als Impuls?

„Wenn ich nicht angetreten wäre, hätten wir zu 100 Prozent männliche Bewerber, die nicht die Stimmen aller Wahlberechtigten vertreten hätten. Auf kommunaler Ebene sollten wir daher versuchen, so paritätisch wie möglich zu handeln.“
Eva Kreienkamp 

Sie sind Mitgründerin der Vereine „Wirtschaftsweiber“, der sich als Stimme von lesbischen Frauen in der Arbeitswelt versteht, und von „FidAR – Frauen in die Aufsichtsräte“. Welche Rolle spielt das Geschlecht auf dem Posten des VG-Bürgermeisters?

Bundesweit gibt es nur einen Anteil von 14 Prozent weiblicher Bürgermeister. Das finde ich astronomisch wenig. Wenn ich nicht angetreten wäre, hätten wir zu 100 Prozent männliche Bewerber, die nicht die Stimmen aller Wahlberechtigten vertreten hätten. Auf kommunaler Ebene sollten wir daher versuchen, so paritätisch wie möglich zu handeln. Ob das bei der Besetzung der Ortsgemeinderäte ist oder bei der Frage, welche Vereine gefördert werden. Es betrifft auch die Angelegenheit, wie öffentlicher Raum gestaltet wird. Ich sehe überall Fußballplätze für Jungs. Doch wo sind die ganzen Mädchen? Ich sehe sie nicht.

Angesichts Ihrer Haltung haben Sie Schnittmengen mit den Grünen oder Linken. Warum haben Sie sich dennoch entschieden, als freie Kandidatin anzutreten?

Ich habe mich bewusst dafür entschieden. Ich würde mich auch als liberal und wirtschaftlich orientiert bezeichnen. Parteipolitisch ungebunden zu sein, ermöglicht einen weiteren Blick auf die Dinge. Es gibt dadurch auch die Chance, über Parteigrenzen hinweg Sachen gut zu finden.

Sie waren 2023 in die Schlagzeilen geraten, als Sie in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung den Vorwurf der Homophobie innerhalb der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) äußerten. Das Gespräch mit der SZ hatten Sie geführt, nachdem Ihr Vertrag als Vorstandsvorsitzende nicht verlängert worden war. Sie mussten dann Ende April 2023 das Unternehmen vorzeitig verlassen. Würden Sie das noch mal so machen?

Ja, bei der BVG hat es tatsächlich Homophobie gegeben, auch gegen mich. Ich habe in dem Beitrag der Süddeutschen Zeitung Stellung bezogen und eine Grenze gesetzt. Ich kam 2020 in der damals schwierigsten Zeit, ein solches Unternehmen zu führen: Ich habe ein Unternehmen mit 16.000 Mitarbeitenden während extremer Kontaktbeschränkungen mittels Videokonferenzen geführt, weil es nicht anders ging. Die Gesamtsituation bei der BVG war geprägt durch Corona und dem Angriffskrieg gegen die Ukraine und gleichzeitig von einem Reformstau und einer Bräsigkeit gegen Veränderungen. Die vorzeitige Vertragsauflösung in 2023 war letztlich der Ausdruck dafür, dass der Aufsichtsrat und ich unterschiedliche Vorstellungen dazu hatten, wie das Unternehmen strategisch zu führen sei, und der Artikel in der Süddeutschen war dafür der letzte Auslöser. Ich hätte gerne noch etwas weitergemacht, denn die Rückmeldung vieler Mitarbeiter im Nachgang war, dass ich das Unternehmen gut geführt hätte. Die BVG liegt nun hinter mir, und ich bin krisengefestigt. Ich habe viel über mich, über Führung, über Politik gelernt, was auch der Verbandsgemeinde zugutekommen kann.

Was bekommt der Wähler, wenn er Sie wählt?

Ich bin eine neugierige, innovative, kreative Person. Ich möchte an gemeinschaftlich guten Lösungen arbeiten. Und letztlich entscheiden die Wählerinnen und Wähler, ob sie mehr vom Gleichen haben möchten oder wirklich jemand Neuen.

Das Gespräch führte Daniel Dresen

Vita von Eva Kreienkamp

Eva Kreienkamp wurde am 10. August 1962 in Erlangen geboren. Aufgewachsen ist sie in Düsseldorf. Seit 2008 lebt sie in Waldbreitbach. Die Diplom-Mathematikerin war lange bei der Allianz Versicherung und dann unter anderem Geschäftsführerin des privaten Bahnunternehmens Hamburg-Köln-Express (HKX) und von 2015 bis 2020 Co-Geschäftsführerin der Mainzer Verkehrsgesellschaft. Von Oktober 2020 bis Ende April 2023 hatte sie den Posten der Vorstandsvorsitzenden der Berliner Verkehrsbetriebe inne. Orientierung in ihrem Leben geben ihr Gertrude Stein, Hannah Arendt, Nelson Mandela und heute Wolodymyr Selenskyj. drd

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