Entsteht in der Nähe von Urbach bald umweltfreundlicher Strom? Ein Investor aus Eschborn will auf einer Freifläche zwischen der ICE-Trasse und der Autobahn A 3 eine Fotovoltaikanlage bauen, der Urbacher Gemeinderat hat dem Vorhaben schon grundsätzlich zugestimmt und das Verfahren für einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan angeschoben. Allerdings gibt es noch ein Problem: Das fragliche Areal „In den weißen Thälen“ ist als landwirtschaftliche Vorrangfläche ausgewiesen und kann nicht einfach überplant werden.
„Wir haben im Gemeinderat über das Projekt gesprochen und uns dafür entschieden“, berichtet die Urbacher Ortsbürgermeisterin Brigitte Hasenbring von der Haltung der Gemeinde. Die Grundstücke in dem rund 40.000 Quadratmeter großen Gelände, das zur Debatte steht, gehören zum größten Teil der Gemeinde, stehen aber im regionalen Raumordnungsplan von 2017 als Vorrangfläche für die Landwirtschaft. Die Verbandsgemeinde Puderbach hat sich deshalb an die Landwirtschaftskammer, das Dienstleistungszentrum ländlicher Raum (DLR) und die Untere Landwirtschaftsbehörde der Kreisverwaltung gewandt und um Zustimmung für das Vorhaben gebeten. Deren Stellungnahmen sind inzwischen eingegangen: „Die beteiligten Behörden haben eine ablehnende Haltung geäußert und wollen die Flächen für die landwirtschaftliche Nutzung erhalten“, berichtet Stephan Hoffmann vom Bauamt der Verbandsgemeinde Puderbach.
VG schiebt Zielabweichungsverfahren an
Das Aus für die Fotovoltaikanlage bedeutet das aber noch nicht zwangsläufig: Die VG wird nun ein Zielabweichungsverfahren anschieben, bei dem das Land entscheiden muss, ob die Landwirtschaft oder der grüne Strom Vorrang hat. Ein Planungsbüro arbeitet gerade die nötigen Unterlagen aus. „Es gibt einige Argumente, die für die Fotovoltaikanlage sprechen“, so Hoffmann: Die Flächen liegen in einem durch Wirtschaftswege gut erschlossenen Bereich, sind aber für die Landwirte nicht von existenzieller Bedeutung. Die Lage zwischen Bahntrasse und Autobahn greift zudem nicht zu sehr in die Landschaft ein, und ein Lkw-Parkplatz an der A 3 mit einem Umspannwerk ist in der Nähe. Hier könne der produzierte Strom gleich ohne lange Wege ins Netz eingespeist werden.
Dass ein Zielabweichungsverfahren erfolgreich verlaufen kann, erlebt die VG Puderbach gerade in Oberdreis: Hier steht eine Erweiterung der Fotovoltaikanlage auf der ehemaligen Erdablagerungsdeponie an, inzwischen hat das Land dem Vorhaben zugestimmt, und die Arbeiten können aller Voraussicht nach noch 2020 starten. Dass sich der Bau ihrer Anlage nun verzögert, nimmt die Ortsgemeinde Urbach gelassen: Der Rat bringt während der Wartezeit schon die vorzeitige Beteiligung der Behörden für den Bebauungsplan auf den Weg und bleibt bei seiner positiven Haltung gegenüber der geplanten Anlage: „Man sollte sich solchen Projekten nicht verschließen“, meint Ortsbürgermeisterin Hasenbring. Wie lang das Verfahren nun dauert, ist aber noch offen.