Erpel. Wie das mit der Mitbestimmung des Volkes in einer Demokratie funktioniert, haben die 26 Mädchen und Jungen im Unterricht bei ihrer Klassenlehrerin Andrea Bardelt gelernt und umgehend praktisch getestet. Sie haben an Politiker und den Kreis Neuwied geschrieben und um Unterstützung gebeten, damit ihr Sportgelände an der Alten Bahn wieder instandgesetzt wird. Außerdem haben sie unsere Zeitung mit ins Boot geholt, weil sie hofften, dass die mediale Unterstützung ihren Forderungen Nachdruck verleiht.
Bei einem Ortstermin machten sich der Bundestagsabgeordnete Martin Diedenhofen (SPD), die Landtagsabgeordnete Ellen Demuth (CDU), Adam Udich (DvOE), der für den erkrankten Klaus Schulte, der im Schulträgerausschuss sitzt, ein Bild von der Lage.
Baustellenschutt auf Sportplatz abgeladen
Der Hintergrund: Zwei Jahre lang mussten die Schüler in Erpel hinnehmen, dass ihr Sportgelände an der Alten Bahn, wo es eigentlich Laufbahnen, eine Sprunggrube, einen Spielplatz und Fußballtore gibt, nicht zu benutzen war. Die DB InfraGO AG hatte im Zuge der Sanierung der Unterführung an der Jahnstraße dort Material und Schutt gelagert.
Jetzt ist das Gelände zwar wieder frei, aber von der Sprunggrube und den Laufbahnen ist nichts geblieben. Das wollen die Schüler so nicht hinnehmen und hatten außerdem an den Unkeler Bürgermeister Karsten Fehr sowie Landrat Achim Hallerbach geschrieben. Letztere mussten den Ortstermin absagen. In ihren Antwortbriefen wünschten sie den Kindern aber viel Erfolg.
„Durfte die D B ihren Schutt überhaupt dort lagern?“
Alice (9) und Felix (9)
Für die Kinder stellen sich zwei Kernfragen, die Alice (9) und Felix (9) beim Ortstermin formulierten: „Durfte die DB ihren Schutt überhaupt dort lagern?“ Und: „Wem gehört das Grundstück, auf dem der Spielplatz und die Sportanlagen stehen?“ Und sie hatten eine ganz klare Meinung dazu, wer den Schaden beseitigen muss. Nämlich der, der ihn verursacht hat.
Ortsbürgermeister Günter Hirzmann konnte bei dem Termin zumindest darüber aufklären, wem das Areal gehört. „Das Gelände der Alten Bahn gehört der Bahn. Aber die Ortsgemeinde hat das Stück, auf dem der Spielplatz und die Laufbahnen stehen, seit vielen Jahren von der Bahn gepachtet“, erläuterte er.
Schon im April hatte Hirzmann, wie er sagt, Post von der Bahn bekommen, die monierte, dass „ihr“ Gelände als Spielplatz von der Gemeinde genutzt werde. Hirzmann klärte die DB über die Eigentumsverhältnisse auf und übersandte eine Kopie des Pachtvertrags. „Danach haben wir nichts mehr gehört“, kritisierte Hirzmann. Fazit: Die Bahn hätte nicht, und schon gar nicht ohne die Gemeinde zu informieren oder zu fragen, ihren Schutt dort deponieren dürfen.
Ortsbürgermeister will jetzt Druck auf die Bahn machen
Hirzmann versprach, jetzt „Druck auf die DB zu machen“. „Wir hoffen, dass die Sportanlage im Frühjahr wieder benutzt werden kann“, so der Ortsbürgermeister. Auch Diedenhofen und Demuth wollen sich dafür einsetzen, versprachen sie.
Udich hatte einen Scheck der DvOE in Höhe von 500 Euro als Soforthilfe im Gepäck. „Vielleicht kann man umgehend neue Netze für die Fußballtore anschaffen, damit wenigstens wieder Fußball gespielt werden kann“, sagte er.

Erpeler Grundschüler proben die Demokratie
Diedenhofen und Demuth waren begeistert von dem Vorstoß der Schüler. „Das war mit Abstand der süßeste Brief, den ich je bekommen habe,“ sagte der Bundestagsabgeordnete, der in Erpel geboren wurde und auch selber dort in die Grundschule gegangen ist. „Die Demokratiebildung hier ist vorbildlich“, bescheinigte er Bardelt, aber auch Schulleiter Jens Heinroth, der die Aktion der Schüler aktiv unterstützte. Demuth, ebenso wie Diedenhofen, unterstrichen: „Es ist mir eine Herzensangelegenheit hier zu helfen. Der Spielplatz und die Sportanlagen sollten unbedingt im Frühjahr wieder zu benutzen sein, damit die Kinder endlich wieder ihr Sportfest feiern können.“