In beiden Fällen handelt es sich um Brandstiftung, wie Kriminalhauptkommissar Stefan Linder von der Kripo Neuwied auf Anfrage mitteilt. Dass es sich um den oder dieselben Serientäter handelt, hält er für „nicht ausgeschlossen“. Er schätzt den Schaden der beiden aktuellen Brände auf mindestens 50.000 bis 60.000 Euro.
„So eine Sauerei, als ob wir nicht schon genug Sorgen hätten. Aber Gott sei Dank ist weder uns noch unseren Tieren etwas passiert.“ Alcaraz Frank ist außer sich. Die Frau von Zirkusdirektor Karl Frank ist gerade erst nach einem leichten Herzinfarkt aus dem Krankenhaus entlassen worden und sollte sich eigentlich schonen. Nun steht sie weinend vor den Scherben ihrer Existenz, genauer gesagt einem heruntergebrannten Lkw-Auflieger, der als Packwagen einen Großteil des Zirkus-Equipments beherbergte. Einer ihrer Söhne und ein Tierpfleger entdeckten am frühen Montag gegen 3 Uhr den lichterloh brennenden Auflieger und alarmierten die Feuerwehr. Obwohl die Einsatzkräfte sehr schnell am Ort waren, konnten sie nur noch ein Übergreifen des Feuers auf die anderen Wagen und Zelte verhindern, der Lkw-Auflieger wurde Opfer der Flammen.
Mit ihm verbrannten Tribüne, Sitzgelegenheiten, Lichtanlage, Scheinwerfer, Sattelzeug, Zeltheizung, Stromaggregat sowie ein kleines Kassenzelt. Alles nicht versichert, denn die Fahrzeuge sind aus Kostengründen nur transportversichert, nicht aber, wenn sie als Lagerraum im Winterquartier dienen, berichtet Frank. Ein herber Schlag für den Familienzirkus, der seit Januar 2020 Corona-bedingt nicht mehr auftreten konnte und seitdem in Neuwied gestrandet war. Die aktuellen Lockerungen hatten der Familie Hoffnung gegeben, Ende Juli wieder vor Publikum auftreten zu können. Die Vorbereitungen liefen auf Hochtouren. „Wir haben lackiert und geübt und dem Vermieter Bescheid gesagt, dass wir bald unsere Zelte abbrechen und weiterziehen. Und dann das“, berichtet Karl Frank fassungslos und schockiert. Wie es jetzt weitergeht, weiß der Zirkusdirektor nicht, Ersatz für die kostspielige und essenzielle Ausrüstung in Zeiten wie diesen zu besorgen, sei fast ein Ding der Unmöglichkeit, sowohl finanziell als auch logistisch. Zum Glück hat sich der Zirkus in seiner Coronazwangspause in der Deichstadt ein paar Freunde gemacht, die nach dem Brand schon ihre Hilfe und Unterstützung zugesagt haben. Die rund 20 Menschen und 30 Tiere können es brauchen.
Bevor 16 Einsatzkräfte der Feuerwehr Neuwied von 3 bis etwa 5 Uhr mit den Löscharbeiten im Zirkusquartier beschäftigt waren, rückten bereits Freitagnacht knapp 30 Kameraden der Feuerwehren Neuwied und Irlich zum Vollbrand eines Lkw in einem Hinterhof in der Museumsstraße aus, berichtet Kai Jost, Wehrleiter der Stadt Neuwied. Wie auch im Zirkusquartier konnten die Brandschützer ein Übergreifen des Feuers auf umstehende Gebäude und Fahrzeuge verhindern, der Lkw an sich war jedoch nicht zu retten. Im Zuge der Einsatzbewältigung wurde laut Pressemitteilung der Polizei neben starken Polizeikräften am Boden auch ein Polizeihubschrauber eingesetzt.
Hinweise zu den Bränden nimmt die Polizeiinspektion Neuwied unter Tel. 02631/8780 oder per E-Mail an pineuwied@polizei.rlp.de entgegen.