Sie begann den Abend sehr persönlich, und erzählte aus ihrer eigenen Biografie – und schon hier demonstrierte sie ihren filigranen und doch oft drastischen Humor: „Ich bin von Duisburg nach Köln gezogen, um dort einen heterosexuellen Partner zu finden – wie sich herausstellte, war das keine gute Idee.“
Ganz langsam lenkte sie die Show dann in die eigentlich geplante Richtung, und erzählte von Erlebnissen, die sicherlich viele Besucher gut nachempfinden konnten: Die vielen Besonderheiten des Büroalltags. Dabei ging es sowohl um die Ausnahmesituation „Homeoffice“ als auch um den Wahnsinn, den viele Menschen aus dem eigenen Arbeitsumfeld bestens kennen. Aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen kommentierte sie dabei mit deutlicher Überspitzung – und trotzdem sehr treffend. Manchmal erinnert das an die Serie „Stromberg“. Doch auch wenn sich einige Dinge im Büroalltag seither weiterentwickelt haben, bleiben andere Themen die gleichen.
Virtuos wechselt Andrea Volk dabei von der Schilderung als Außenstehende zum Nachspielen von typischen Bürosituationen, in denen sie gleich mehrere Rollen einnimmt. Figuren wie den Bürodrachen Doris, den gechillten Auszubildenden Jason Patrick oder den abgeklärten Kollegen Meier, der für alle im Bürosystem eingeführten Neuerungen wunderbar sarkastische Kommentare bereithält, dürfte jeder kennen, der je auch nur ein paar Tage in einem größeren Unternehmen gearbeitet hat.
Publikum klatscht sich warm
Das Neuwieder Publikum braucht etwas Zeit, bis es richtig mitgeht. Doch auch damit geht die Komödiantin geschickt um, und gibt an entscheidenden Stellen Hinweise, dass jetzt ein Applaus durchaus passen würde. Es dauert nicht lange, bis das überflüssig ist, denn als das Eis erst einmal gebrochen ist, wird sowohl lauthals gelacht als auch immer wieder applaudiert. Auch auf aktuelle Entwicklungen geht sie ein – ob Digitalisierung, Corporate Social Responsibility oder agiles Arbeiten: Es gelingt Anne Volk stets mit viel Augenzwinkern aufzuzeigen, wo die aktuellen Trends am Ziel vorbeischießen.
Dabei hält sie der Gesellschaft oft einen Spiegel vor. So hat etwa einer der Mitarbeiter ein sehr anrührendes Zitat parat, als es darum geht, ein Leitbild für das neu fusionierte Unternehmen zu formulieren. Die Situation wird peinlich, als er erklärt, dass er das Zitat auf der Webseite des Waffenherstellers Heckler und Koch gefunden hat. Viele der dargestellten Situationen dürften den ein oder anderen noch zum Nachdenken anregen, wenn das Lachen schon lange verklungen ist.
Der Verein „Kleinkunstbühne Neuwied“ schöpft aus den beiden erfolgreichen Abenden jedenfalls Energie für die Zukunft. Im Programm für die kommenden Monate sind schon einige weitere Highlights angekündigt.
Die nächsten Termine
Weiter geht's am 25. und 26. November im Bootshaus an der Rheinbrücke mit den Lokalmatadoren Corzilius, Dames und Hoff. Am 14. Dezember heißt es dann wieder im Jungen Schlosstheater „Kunst gegen Bares!“ – dabei haben die Künstler je zehn Minuten Zeit, um das Publikum für sich zu gewinnen. Die jeweilige Gage wird von den Besuchern in ein Sparschwein gesteckt. Im Januar folgen dann Auftritte des Kabarettisten Thomas Schreckenberger und des Musikers Marcel Adam. Tickets gibt es auf der Seite www.kleinkunstbuehne-neuwied.de. rcl