Bundestagsmitglied für Neuwied
Ellen Demuth: „Ich gehe mit Demut an die neue Aufgabe“ 
Die bisherige CDU-Landtagsabgeordnete Ellen Demuth aus Linz hat am Sonntag per Direktmandat im Wahlkreis Neuwied den Sprung in den Bundestag geschafft.
Jörg Niebergall

Ellen Demuth hat sich am Sonntag das Direktmandat im Wahlkreis Neuwied gesichert. Das neue CDU-Bundestagsmitglied spricht in ihrem ersten Interview nach der Wahl über ihr Erfolgsrezept und ihre Rolle als Nachfolgerin von Erwin Rüddel. 

Für die langjährige Landtagsabgeordnete Ellen Demuth (CDU) war der Sonntagabend ein echter Feiertag: Die 42-jährige Betriebswirtin aus Linz zog per Direktmandat mit 35,6 Prozent der Stimmen im Wahlkreis Neuwied erstmals in den Bundestag ein. Unsere Zeitung hat mit Ellen Demuth unter anderem über den Wahlabend, die Rückkehr der CDU auf die Erfolgsspur und ihr Landtagsmandat gesprochen.

Frau Demuth, wie geht es Ihnen am Morgen nach einem solchen Wahlabend?

Der Wahlabend war sehr bewegend. Die Emotionen wirken auch heute Vormittag noch nach. Auf der einen Seite freue ich mich riesig über das große Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger und das deutlich gewonnene Direktmandat. Auf der anderen Seite macht mir der starke Zulauf in vielen Stimmbezirken für die AfD sehr große Sorgen.

Sie sind eine erfahrene Parlamentarierin, aber standen Sie an einem Wahlabend schon mal so unter Strom?

Ich war am Sonntagabend sehr angespannt, weil diese Bundestagswahl entscheidend für die Zukunft unseres Landes ist. In Anbetracht des Zulaufs für die Populisten wird es mehr denn je auf eine stabile, handlungsfähige Regierung ankommen. Am besten aus nur zwei Parteien. Ich erwarte von den führenden Personen in der CDU und SPD, dass jetzt alle an einem Strang ziehen und endlich handeln. Die Lage ist ernst. Ich werde meine Kontakte zu anderen demokratischen Parteien nutzen und helfen, Brücken zu bauen.

Wie konnten Sie persönlich beim Wähler punkten?

Mit Tatkraft, Erfahrung und Authentizität.

Inwieweit hat Ihnen das Duell mit Jan Hellinghausen in die Karten gespielt, der nur der Ersatzmann für Martin Diedenhofen war? Erwin Rüddel hat sich 2021 ja mit Martin Diedenhofen ein enges Rennen geliefert.

Ich habe mich im zurückliegenden Wahlkampf auf meine eigenen Themen konzentriert. Den kurzfristigen Rückzug von Martin Diedenhofen bedauere ich sehr. Ich habe ihn als guten Kollegen und Menschen sehr geschätzt.

Warum ist die CDU wieder stärkste Kraft, nachdem sie 2021 vom Wähler so hart abgestraft wurde?

Weil wir als CDU mit gesundem Menschenverstand und klaren Positionen die Sorgen der Menschen lösen wollen.

Welche Themen wollen Sie in Berlin als Erstes angehen?

Ich möchte die Anliegen der Menschen im Wahlkreis gut vertreten. Für mich stehen die gesundheitliche Versorgung, der Zustand unserer Straßen und Brücken und gute Rahmenbedingungen für unsere Wirtschaft oben auf der Agenda.

Wie schwer ist es, in die Fußstapfen des verstorbenen Erwin Rüddel zu treten?

Erwin Rüddel hat unseren Wahlkreis fleißig und mit viel Herzblut im Bundestag vertreten. Ich habe Respekt vor seiner Leistung. Ich gehe mit Demut an die neue Aufgabe heran und bin stolz darauf, unsere Region in Berlin vertreten zu dürfen.

Nach 16 Jahren vertritt wieder eine Direktkandidatin den Wahlkreis Neuwied. Spielt das Geschlecht überhaupt eine Rolle als Bundestagsmitglied?

Nein, das Geschlecht spielt keine Rolle. Es geht ausschließlich darum, eine laute Stimme für unsere Region in Berlin zu sein.

Was wird nach Ihrem Einzug in den Bundestag aus Ihrem Landtagsmandat?

Im Moment ist nicht klar, welche Koalition zustande kommt und wann der Bundestag sich konstituiert. Der genaue Zeitplan ist noch offen. Zunächst behalte ich deshalb mein Landtagsmandat und werde die Gelegenheit nutzen, die Anliegen der Bürger auf beiden Ebenen zu verzahnen.

Das Gespräch führte Daniel Dresen

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