Neuwied
Eishockey-Euphorie: Fans feiern Halbfinale

Neuwied - It's Playoff-Time: Am Freitagabend empfängt der EHC Neuwied die Ratinger Ice Aliens zum Halbfinal-Hinspiel im Oberliga-west-Pokal. Die Fans der Bären sind heiß!

Lesezeit 3 Minuten

Von unserem Redakteur Ulf Steffenfauseweh

Als der EHC Neuwied in der Hauptrunde des Oberliga-West-Pokals die Ratinger Ice Aliens überraschend mit 5:1 aus der Halle schoss, begründete deren geschlagener Trainer das mit „weichen Knien“: Seine Jungs hätten sich von der Neuwieder Kulisse doch schwer beeindrucken lassen, stellte er fest.

Nun ja, sollten die Gäste vom Niederrhein das Problem bis heute nicht in den Griff bekommen haben, dürften sie trotz ihrer sportlichen Favoritenstellung nicht viel holen. Denn die besten Fans der Liga sind für das Halbfinal-Hinspiel bereit: Rund um das Icehouse herrscht eine fast schon euphorische Stimmung. Und die wird heute ab 20 Uhr laut zu hören sein.

Marcus Diethert ist solch ein Vollblutanhänger, der dann mit anfeuern wird. Der 36-Jährige ist in seiner 24. Bärenfan-Saison. Seit sein Vater ihn erstmals mitnahm, hat er praktisch kein Spiel verpasst, selbst am Abend seiner eigenen Hochzeit war er da. Damals, 2005, durfte er dafür das Eröffnungsbully werfen – „als bislang einziger Nichtpolitiker“, wie er sich stolz erinnert.

Er hat bei den „tollen alten Derbys“ gegen Trier und Bad Nauheim mitgefeiert, die beiden deutschen Meisterschaften bejubelt und das Gastspiel der DEG in der Deichstadt erlebt. „Von diesen großen Zeiten sind wir noch ein Stück entfernt“, sagt er heute im Gespräch mit der RZ – und fügt dann sofort an: „Aber so nah wie jetzt, waren wir lange nicht mehr.“

Nur knapp halb so alt wie Diethert ist Niklas Hübinger. Trotzdem ist auch er fast ewig und jedes Mal dabei. „Seit ich denken kann“, bestätigt der 17-Jährige selbst und erinnert sich an seinen ersten Besuch im Jahr 1999. Damals war er drei Jahre alt, aber, so betont er grinsend, begannen die Sonntagspartien auch immer schon um 18 Uhr. Dass er also also kleines Kind wegen des EHC außergewöhnlich lang aufbleiben durfte, ist für ihn dann jedoch im Gespräch kein Thema mehr. Es geht nur um die Stimmung. „Die ist in Neuwied wirklich unschlagbar. Ich kenne keine Halle auf diesem Niveau, in der sie besser wäre“, schwärmt er – und muss es wissen: Denn gemeinsam mit seinen Freunden vom Fanklub Diketowners fährt Hübingen seit Jahren zu jedem Auswärtsspiel.

Das machen auch Florian Illigens (23) und Tobias Jahn (24), die mittlerweile nicht mehr nur Fans, sondern ehrenamtlicher Helfer des Vereins sind. Bei den Heimspielen heizt Illigens der Tribüne als Hallensprecher ein, Jahn verkauft an der Kasse Tickets. Und auswärts füttern die beiden „Diketowner“ den Ticker, dank dem die daheimgebliebenen Fans den Spielverlauf im Internet oder via Smartphone-App live und meistens sogar halbwegs objektiv mitverfolgen können. Das kommt an: „Wir haben zwischen 600 und 1000 Nutzer per Spiel, das Regionalligafinale in Kassel haben sogar 1500 verfolgt“, berichtet Illigens.

In dieser Saison ist aber auch die Zahl derer, die darauf gar nicht angewiesen sind, wieder deutlich gestiegen. Durchschnittlich 50 Anhänger sind zu den Auswärtspartien mitgereist, in Köln waren es sogar 200. Das zeigt: Die Fans sind mit ihrer Mannschaft zufrieden. Aber mehr noch: Auch die Arbeit der Vereinsführung wird positiv bewertet – nicht nur weil Präsident Prof. Billigmann beim jüngsten Spiel ankündigte, dass man auf bestem Wege sei, die wirtschaftliche Basis für eine konkurrenzfähige Oberligamannschaft zu legen.

„Die ganze Außendarstellung des Vereins hat sich geändert und ist viel professioneller geworden“, hat Jahn erfreut beobachtet. Und Diethert ergänzt, dass es in den vergangenen Jahren immer nur um das Thema „Eishockeystandort Neuwied – Ja oder Nein?“ gegangen sei. „Da wurde auch viel zum Politikum gemacht. Jetzt merkt man wieder: Hier geht es um Sport, und der wird gelebt.“

Und weil das das Entscheidende ist, rückt das Spielergebnis am heutigen Abend fast in den Hintergrund. Diethert, Hübinger, Jahn, Illigens und eigentlich alle EHC-Fans sind ohnehin zufrieden und wollen das Halbfinale feiern – so oder so.

Top-News aus der Region