Gewerkschaft will für die Beschäftigten in der Süßwarenindustrie mehr Lohn: Warnstreiks drosseln Produktion
"Eis-Hunger“ im Kreis Neuwied ist groß: Mehr Lohn für Beschäftige gefordert
Die süßen Kugeln haben Hochkonjunktur. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten fordert mehr Lohn für Mitarbeiter der Süßwarenindustrie und kündigt Warnstreiks an.
NGG/Florian Göricke

Kreis Neuwied.  Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) kündigt Warnstreiks in der Süßwarenindustrie an.

Aktualisiert am 19. Juni 2023 14:53 Uhr

Vanille, Schokolade, Erdbeere: Eis geht immer – gerade jetzt, wenn es wärmer wird. Der Landkreis Neuwied lässt sich rund 1,5 Millionen Liter Eis pro Jahr schmecken – ob in der Waffel oder im Becher, aus der Schale, vom Teller oder am Stiel.

Umgerechnet wären das rund 21,4 Millionen Kugeln Eis, sagen die Statistiker vom Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI). Sie haben den durchschnittlichen „Eis-Hunger“ ermittelt: 8,1 Liter Speiseeis lässt sich jeder von jung bis alt im Jahr schmecken. Das sind 116 Kugeln pro Kopf.

Ein Problem der gesamten Branche

„Was die Süßwarenindustrie nicht verrät: Sie produziert süßes Eis gerade mit einem bitteren Beigeschmack – jedenfalls für die Beschäftigten. Denen schmecken die Löhne schon lange nicht mehr“, sagt Volker Daiss von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Das sei ein Problem der gesamten Branche.

Wer in der Süßwarenindustrie in der Produktion am Band steht oder im Lager arbeitet, muss am Ende des Monats jeden Euro dreimal umdrehen.

Volker Daiss, Geschäftsführer der Region Mittelrhein der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG)

Ob Schokolade, Gummibären, Kekse oder eben Eis: „Wer in der Süßwarenindustrie in der Produktion am Band steht oder im Lager arbeitet, muss am Ende des Monats jeden Euro dreimal umdrehen. Gerade in den unteren Lohngruppen ist an den Jobs nur das süß, was produziert wird. Nicht aber das, was verdient wird“, so der Geschäftsführer der NGG-Region Mittelrhein. Viele würden deshalb der Branche den Rücken kehren.

Trotzdem zeigten die Arbeitgeber – und dazu gehören Branchengiganten wie Ferrero, Storck, Lindt, Haribo, Nestlé oder Bahlsen – keine Bereitschaft zu einem angemessenen Lohnangebot. Die NGG habe deshalb die Tarifverhandlungen für die Süßwarenindustrie vorerst abgebrochen: „Mit Peanuts lassen sich die Beschäftigten nicht abspeisen. Jetzt gibt es flächendeckende Warnstreiks. Der Juni wird zum Streikmonat fürs Süße“, so Gewerkschafter Volker Daiss.

NGG will Lohnplus von 500 Euro

Die NGG fordert monatlich 500 Euro mehr für die unteren Lohngruppen. Alle übrigen sollen ein Lohnplus von 400 Euro bekommen. Für Auszubildende will die Gewerkschaft 200 Euro mehr im Monat erreichen, ebenso ein zusätzliches „Ticket-Geld“ – eine monatliche Fahrtkostenpauschale von 50 Euro.