Mehr als 80 Prozent der Bürger, die ihre Stimme abgegeben haben, entschieden: Der Römerplatz bleibt im Besitz der Gemeinde und wird nicht gegen den Bahnhofvorplatz, der einem privaten Investor gehört, getauscht.
Der Bahnhofvorplatz ging vor Jahren von der Bahn an einen privaten Investor über. Als dieser den Platz weiterverkaufen wollte, konnte die Gemeinde nach Aussage von Ortsbürgermeister Oliver Labonde das Vorkaufsrecht aus finanziellen Gründen nicht wahrnehmen.
Ein neuer privater Eigentümer übernahm Bahnhofsgebäude und -vorplatz. Die Gemeinde Rheinbrohl will jedoch Parkplätze am Bahnhof für Pendler sowie ein Buswartehäuschen schaffen und interessiert sich nach wie vor für das Areal.
Während der Verhandlungen mit dem neuen Eigentümer kam ein Grundstückstausch ins Gespräch: Bahnhofsvorplatz gegen Römerplatz, wo derselbe Investor Immobilien besitzt. Diesem Vorschlag stimmte der Rat im April mehrheitlich zu – mit den Stimmen der CDU, während die SPD-Fraktion dagegen war.
Und genau dieser Beschluss wurde nun durch den Bürgerentscheid am Sonntag gekippt, wie Ortsbürgermeister Oliver Labonde berichtet. 1371 Rheinbrohler Bürger nahmen ihr Recht zur Abstimmung wahr und sprachen sich mehrheitlich dagegen aus, den Römerplatz als öffentlichen Platz der Gemeinde in die Hände eines privaten Investors zu geben. Von den Bürgern, die abgestimmt haben, waren 1148 dafür, den Grundstückstausch rückgängig zu machen, 219 waren dagegen. Vier Stimmen waren ungültig.
Nur 44 Prozent aller Stimmberechtigten – insgesamt 3098 Frauen und Männer – gaben ihre Stimme ab. „Damit bin ich nicht zufrieden, ich hätte mir weit über 50 Prozent erhofft“, sagt Oliver Labonde am Sonntagabend im Gespräch mit der RZ. Diejenigen, die ihre Stimme abgeben, vertraten aber eine klare Position: 84 Prozent von ihnen waren gegen den Grundstückstausch.
Für Labonde ein eindeutiges Ergebnis: „Da gibt es überhaupt keine Diskussion mehr, das ist dann so.“ Der Gemeinderat wird jetzt seine Entscheidung für den Grundstückstausch offiziell aufheben, und dann war es das. In drei Jahren könne man das Thema zwar wieder aufbringen, aber davon hält Labonde nichts: „Ich gehe davon aus, dass das jetzt vom Tisch ist.“ Er selbst war auch für den Tausch, „ich will den Ortskern stärken und einen modernen Bahnhof.“ Dafür muss nun eine andere Lösung gefunden werden.
Für den Bürgerentscheid eingesetzt hatte sich eine nach dem Beschluss formierte Bürgerinitiative aus Rheinbrohlern, die „ihren“ Römerplatz als historischen Mittelpunkt des Ortes und Festgelände etwa für das Weinfest nicht weggeben wollte. Dabei hatte Labonde in mehreren Einwohnerversammlungen betont, dass der Römerplatz auch nach einem Tausch nicht als Veranstaltungsfläche wegfalle, da lediglich der vordere Bereich an der Hauptstraße in private Hände übergehen soll. Der größte Teil des Platzes bleibe Eigentum der Gemeinde.
Doch nicht nur daran hatte es Kritik gegeben, auch die Absichten des Bad Hönninger Investors mit dem Filetstück im Rheinbrohler Innerort wurden mehrfach öffentlich hinterfragt. Zudem stand bei einer Einwohnerversammlung die Frage im Raum, ob man am Bahnhof überhaupt Parkmöglichkeiten brauche, da die meisten zu Fuß oder mit dem Rad zu den Zügen kämen.
Kurzum: Das Thema wurde in Rheinbrohl über Monate teils hitzig diskutiert. Doch diese Diskussion hat nun ein Ende, die Bürger haben selbst entschieden: Sie wollen „ihren“ Römerplatz behalten.