Susanne Kau kocht seit 2020 in der Kita "Schöne Aussicht" in Straßenhaus
Ein Spagat zwischen Leibspeisen und gesunder Ernährung: Die Arbeit einer Kitaköchin in Straßenhaus
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Susanne Kau, Köchin der Kita „Schöne Aussicht“ in Straßenhaus, an ihrem Arbeitsplatz. Foto: Daniel Dresen
Daniel Dresen

Kochen für Kinder: Für Susanne Kau hat sich dieser Berufswunsch erfüllt. Nach mehreren Stationen in der Gastronomie ist sie seit 2020 Kitaköchin in Straßenhaus. Die RZ hat sie an ihrem Arbeitsplatz besucht.

Vor vier Jahren ist die evangelische Kita „Schöne Aussicht“ in Straßenhaus eröffnet worden. Aktuell werden dort 80 Kinder betreut. Eine der wichtigsten Ansprechpartnerinnen für die Kleinen ist Susanne Kau. Die 47-Jährige aus Oberhonnefeld-Gierend sorgt seit 2020 täglich für das leibliche Wohl der Rasselbande und des Kitapersonals. Sie selbst ist in einer Gastrofamilie aufgewachsen. Ihre Eltern haben die damalige Gaststätte „Zur Kirmeswiese“ im Neuwieder Stadtteil Heddesdorf betrieben. „Seit meinem zehnten Lebensjahr habe ich immer in der Küche gestanden und meiner Mutter geholfen“, berichtet Kau. Ihre Ausbildung zur Köchin hat sie im früheren Fischrestaurant Deichkrone in Neuwied absolviert.

Von dort ging es über das Möbelhausrestaurant von Porta in Neuwied im Jahr 2000 zum Euro-Hotel in Engers, wo sie 13 Jahre lang gearbeitet hat. Aufgrund der Arbeitszeiten am Abend und am Wochenende wechselte sie schließlich zu den Schönstätter Marienschwestern in Vallendar. Dort übernahm sie die Position der Küchenleitung und die Verantwortung für neun Mitarbeiter. Nach sieben Jahren in Vallendar suchte sie schließlich eine neue Stelle in der Nähe ihres Wohnorts. „Die Arbeit mit Kindern hat mich einfach gereizt“, sagt die Mutter einer Tochter über die Entscheidung, sich als Kitaköchin zu bewerben.

Wenig Fleisch, Salz und Zucker

Mittlerweile kocht sie in Straßenhaus nicht nur für die Kinder der „Schönen Aussicht“, sondern auch für die Kleinen der Kita „Hand in Hand“ in Oberhonnefeld-Gierend. Das sind pro Tag insgesamt rund 90 Essen. Unterstützung erfährt sie von zwei Kolleginnen. Ihre Arbeit beginnt morgens um 7 Uhr mit der Vorbereitung des Frühstücks und endet nach dem Mittagessen um 14.30 Uhr. Zweimal die Woche gibt es Fleisch, zweimal die Woche vegetarisch und einmal die Woche Fisch. Zu den Lieblingsgerichten der Kinder zählen Currywurst mit Pommes und Hamburger, die sie selbst belegen dürfen. Da sich die Kita eine gesunde und ausgewogene Ernährung auf die Fahne schreibt, werden diese Gerichte entsprechend selten aufgetischt. Aus demselben Grund setzt Kau in der Küche auch nur in geringen Mengen Salz und Zucker ein. „Wir gleichen das mit Kräutern und Gewürzen aus“, so die Kitaköchin.

Um den Ansprüchen der Kinder und vor allem deren Eltern gerecht zu werden, hat sie extra ein spezielles Kochseminar besucht. Sie bietet eine saisonale Küche an und versucht, möglichst viele Produkte aus der Region zu beziehen. So kauft sie beispielsweise in der Metzgerei Muscheid in Straßenhaus und in der Bäckerei Backfreund in Willroth ein.

Heute wird sehr wenig zu Hause gekocht. Die Eltern sind alle berufstätig. Sie haben nur wenig Zeit und dann muss es abends schnell gehen.

Kitaköchin Susanne Kau

Auch Kau beobachtet das Phänomen, dass immer weniger Kitakinder heute wissen, wie sie beispielsweise eine Tomate von einer Gurke unterscheiden können, weil sie vom Elternhaus zu wenig Alltagswissen vermittelt bekommen. Sie hat auch eine Vermutung, woran dies liegt: „Heute wird sehr wenig zu Hause gekocht. Die Eltern sind alle berufstätig. Sie haben nur wenig Zeit und dann muss es abends schnell gehen.“

Um den Horizont zu erweitern und einen persönlichen Bezug zu den Lebensmitteln aufzubauen, die später auf dem Teller landen, pflanzen die Kitakinder im Garten selbst Gemüse wie Zucchini und verschiedene Kräuter an. Die Kita legt außerdem Wert darauf, dass die Kinder bei der Vorbereitung ihrer Speisen bei Schnibbelarbeiten mithelfen. Trotz all der Bemühungen seien Gerichte mit viel Gemüse nicht sonderlich beliebt. „Montag ist Suppentag. Da muss alles schön püriert sein, damit man ja nicht erkennt, was da drin ist. Auch Gerichte, bei denen die einzelnen Zutaten untereinander gemischt sind, wie ein Nudel-Gemüse-Auflauf, braucht man nicht zu zubereiten. Sie haben die einzelnen Zutaten gern getrennt auf dem Teller“, so Kau. Ein schwieriges Thema ist auch Schärfe.

Ehemann hält als „Vorkoster“ her

Kau probiere immer wieder Sachen aus, da ja bekannt sei, dass man gewisse Gerichte den Kindern öfters vorsetzen müsse, bis sie diese mögen. Als „Vorkoster“ für so manches Kitagericht hält zu Hause ihr Mann her, der ebenfalls gelernter Koch ist. Ebenso besteht die Möglichkeit, dass die Kinder ihre Wunschgerichte mit Rezept bei ihr einreichen. Unter den Kitakräften freut man sich gelegentlich über Fleisch auf dem Teller, verrät Kau. „Denn wir haben hier neben Erzieherinnen auch einige Erzieher.“ So sei beim Kitapersonal Gulasch mit Semmelknödeln oder Spätzle sehr beliebt.

Bei den Kitaspeiseplänen muss sie auch stets Essgewohnheiten und Unverträglichkeiten berücksichtigen – von der Alternative zum Schweinefleisch bei muslimischen Kindern bis hin zu Fällen von Laktoseintoleranz. Dies seien jedoch Kleinigkeiten im Vergleich zu den Sonderwünschen, die sie bei ihren vorherigen Arbeitgebern gewohnt war.

Abwechslungsreiches Angebot

Überraschend gern greifen die Kleinen bei Räucherlachs, Thunfisch und Forelle zu. Der reduzierte Fleischkonsum in der Kita wird auch beim Frühstück beachtet. „Hier gibt es ein abwechslungsreiches Angebot und nicht nur Fleischwurst, was viele Kinder gern hätten“, sagt die Kitaköchin. Hier kommt dann auch schon mal selbst gemachte Marmelade aufs Brot – mit weniger Zucker als von der Lebensmittelindustrie hergestellt. Eine vegane Ernährung von Kindern findet Kau allerdings schwierig. Sie ist der Meinung, dass Kinder für eine gesunde Entwicklung tierische Produkte benötigen.

Eine Bestätigung für ihre Arbeit bekommt die Kitaköchin beim Gang durch die Cafeteria, wenn die Kinder beim Essen „Susi“ rufen und dann den Daumen nach oben machen. „Das ist das Schöne an der Arbeit. Man bekommt sofort eine Rückmeldung, wenn es gut war, aber auch wenn es nicht gut war“, so Kau. Zu ihren Höhepunkten im Kitajahr zählen Ostereier färben, das Kochen auf einer Gulaschkanone oder das gemeinsame Plätzchenbacken mit den Kindern. Nach einigen Stationen im Gastgewerbe wirkt Kau beruflich angekommen. Über die Zusammenarbeit mit dem Erzieherteam berichtet sie nur Positives. „Hier möchte ich gern alt werden“, sagt die 47-Jährige.

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