Am Tresen einer Kneipe gilt das ungeschriebene Gesetz, dass all das, was hier besprochen wird, nicht nach draußen dringt. Diese Art Schweigegelübde pflegt auch Hans-Werner Dietrichs. Seit Mitte Januar 2020 ist er der Wirt des Camping Stübchens auf dem Campingplatz Neuerburg in Niederbreitbach. „Zum Stübchen kam ich mehr oder weniger wie die Jungfrau zum Kind“, sagt der 62-Jährige. Dietrichs arbeitete früher als selbstständiger Reisemobilhändler, hatte aber im Hunsrück auch schon eine eigene Kneipe geführt – die perfekte Voraussetzung für den Pächter eines Campingplatzlokals.
„Vom Bier zu leben, ist heute nicht mehr machbar. Die Trinkkultur von früher gibt es nicht mehr. Viele Gäste halten sich an zwei bis vier Bieren am Abend fest.“
Wirt Hans-Werner Dietrichs
„Der Camper will deftiges, gutbürgerliches Essen zu einem vernünftigen Preis“, meint Dietrichs. In Niederbreitbach ist er inzwischen als „Schnitzel-Werner“ bekannt, aufgrund der Vielzahl an Schnitzelvarianten auf der Speisekarte des Camping Stübchens. So richtig gefällt ihm dieser Spitzname nicht, denn viele Menschen meinten, dass die Zubereitung eines Schnitzels mit keinem großen Aufwand verbunden sei. „Schnitzel ist nicht gleich Schnitzel. Wir haben uns da etwas Vernünftiges einfallen lassen“, verspricht der Wirt.
Rückkehr an den Herd?
Bis vor eineinhalb Jahren stand Dietrichs noch selbst in der Küche, doch nach seinem zweiten Herzinfarkt war damit erst einmal Schluss. „Für mich als Betreiber ist es wichtig, dass ich hier vorne im Zentrum für jedermann ansprechbar bin. Ich muss sehen, was hier im Gastraum und im Biergarten passiert“, sagt der Wirt. Bis zu 28 Sitzplätze stehen innen und 32 im Biergarten zur Verfügung. Dietrichs Küchenhilfe möchte nun in den Ruhestand wechseln, sodass er unter Umständen gezwungen ist, bald wieder selbst hinter dem Herd zu stehen. Angst vor diesem Schritt scheint der Hobbykoch nicht zu haben: „Ich würde fast behaupten, dass ich besser koche als so mancher gelernter Koch.“
Preise sind Gesprächsstoff
Mit seiner Küchenhilfe, einer Reinigungskraft und einer Servicekraft schmeißt er den Laden. „Man meint immer, der Camper hätte keine Ansprüche. Das ist weit gefehlt. Die Menschen wollen ein ordentliches Stück Fleisch und Bratkartoffeln, die nach etwas schmecken.“ Die gestiegene Nachfrage nach vegetarischen Gerichten will er mit einer kleinen Auswahl gerecht werden. Der „Renner“ sei hier die Holzfällerpfanne mit zwei Spiegeleiern, Bratkartoffeln und Beilagensalat.
Nach Jahren starker Inflation seien die Preise auf seiner Speisekarte immer wieder Gesprächsstoff. „Es heißt dann: ,Du bist doch nur das Camping Stübchen.‘ Dabei gibt es kein Gericht jenseits der 20 Euro“, verteidigt sich Dietrichs. Der Betrieb finanziert sich durch den Speisenverkauf. „Vom Bier zu leben, ist heute nicht mehr machbar. Die Trinkkultur von früher gibt es nicht mehr. Viele Gäste halten sich an zwei bis vier Bieren am Abend fest“, berichtet Dietrichs. Nach ein paar Bier löst sich beim Gast am Tresen nach und nach die Zunge und Gespräche entstehen spät in der Nacht, die nicht für jedermanns Ohren bestimmt sind.
Doch Dietrichs sei für seine Loyalität bekannt. „Der eine oder andere sitzt dann bis in die Nacht hier und erzählt mir, was zu Hause funktioniert oder nicht funktioniert. Ein Wirt ist für jedermann ein Seelsorger“, sagt der Kneipenpächter. Anekdoten will er keine preisgeben. Bei Debatten über die heutige Politik hält er sich raus, ansonsten könnte der Wirt bei dem einen oder anderen Gast in Ungnade fallen. Die Thekengespräche früher seien allerdings deutlich „grausiger“ gewesen als die heutigen. Sie reichten vom Euro, über die Corona-Pandemie bis hin zu Gesundheitsminister Karl Lauterbach.
Abgespeckte Speisekarte im Winter
Seit Oktober hat das Camping Stübchen nur noch von Freitag bis Sonntag geöffnet. In den Wintermonaten speckt er die Karte etwas ab, dafür wechselt er jedes Wochenende das Tagesmenü. Im Mai beginnt dann wieder die Sommersaison auf dem Campingplatz. Es ist dann seine sechste Saison auf dem Campingplatz Neuerburg. Solange es die Gesundheit zulässt, möchte der 62-Jährige bis zu seinem Ruhestand hier direkt an der Wied Gäste empfangen.
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