Heidetraud Kluckow zieht nach einem Jahr "Kunst im Kiez" Bilanz
Ein Ort voller Kreativität und Inspiration: „Kunst im Kiez“ in Neuwied besteht seit einem Jahr
Kunst im Kiez, Kluckow
Heidetraud Kluckow hat sich mit der Galerie „Kunst im Kiez“ einen Wunsch erfüllt. Foto: Rainer Claaßen
Rainer Claaßen

Nicht wenige Menschen schmieden mehr oder minder große Pläne für die Zeit nach dem Ende des Berufslebens. Manche davon werden umgesetzt, in vielen Fällen bleiben sie aber Wunschträume. Bei Heidetraud Kluckow ist das anders.

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Schon lange war die gebürtige Andernacherin Heidetraut Kluckow neben ihrem Beruf an Kunst interessiert und bildete sich in diesem Bereich auch intensiv weiter. Eine Zeit lang lebte sie in Berlin und fand die bunte kulturelle Mischung dort sehr anregend. Die Idee für ein eigenes Atelier mit Galerie in einem lebendigen Stadtviertel entstand in dieser Zeit.

Nach der Pensionierung zog sie aus dem Haus in Neuwied-Feldkirchen in die Innenstadt – der Bereich zwischen Brüdergemeine und Rhein hatte es ihr angetan. Dort fand sie etwas von dem Flair wieder, das ihr in der Großstadt so gut gefallen hatte. Als dann im vorigen Jahr in der Nachbarschaft direkt an der Kreuzung Engerser Straße/Friedrichstraße ein Ladenlokal zu mieten war, nutzte sie die Chance. Ende Mai vergangenen Jahres feierte sie die Einweihung ihrer Galerie „Kunst im Kiez“.

Kunst belebt das Gemüt

„Wir sind davon überzeugt, dass Kunst das Gemüt belebt und Mut macht – und genau das brauchen wir heutzutage mehr denn je“, sagt Kluckow. „Deshalb möchten wir anderen Kunstbegeisterten die Möglichkeit geben, unsere Ausstellungen zu besuchen und dabei in eine Welt voller Kreativität und Inspiration einzutauchen.“ Sie selbst nutzt das Atelier vorrangig, um darin zu malen – dafür ist direkt im Eingangsbereich genügend Platz. Den hinteren Bereich können Künstler gegen eine Gebühr mieten, um dort eigene Werke auszustellen. „Ich wollte einen Raum schaffen, der zum Austausch und zur Kommunikation einlädt. Hier ist jeder willkommen. Ich freue mich sehr darüber, dass die Menschen aus der Nachbarschaft das Angebot annehmen“, erklärt Kluckow.

Was sie damit meint, zeigt sich während des Pressegesprächs: Gleich mehrfach öffnet sich die Tür, und Besucher kommen herein. Eine Frau möchte Kluckow nur von dem geplanten Urlaub berichten, eine andere schaut sich die Räume genau an, weil sie dort eigene Gemälde ausstellen will. „So geht es hier im Grunde während der Öffnungszeiten immer zu. Ganz unterschiedliche Menschen aus der Nachbarschaft besuchen mich und mein Atelier. Oder sie sind neugierig und wollen einfach mal wissen, was sich hinter ,Kunst im Kiez‘ verbirgt“, sagt Kluckow.

Eine zottelige Gestalt

Viele Passanten werden durch eine lebensgroße Männerfigur, die Kluckow während der Öffnungszeiten vor dem Eingang aufstellt, auf die Galerie aufmerksam. Lebensecht wirkt die aus der Nähe betrachtet zwar nicht, doch aus der Distanz wundert man sich schon darüber, warum diese etwas zottelige Gestalt da angelehnt an ein Straßenschild regungslos steht.

Kunst weckt Interesse – und sorgt im Atelier von Heidetraut Kluckow für Kommunikation. „Neulich war ein junges Mädchen zu Gast. Die kam zunächst herein, weil sie wissen wollte, was es mit dem Mann vor der Tür auf sich hat. Wir haben dann gemeinsam gemalt“, erinnert sich Kluckow.

Als sie den Mietvertrag unterzeichnet hat, war sie zwar guter Hoffnung, dass das Konzept angenommen wird. Wissen konnte sie es aber nicht. Nach einigen Monaten wollte sie entscheiden, ob sie das Projekt fortsetzt – immerhin ist es ja für die Rentnerin auch mit einigen Kosten verbunden. Da es regelmäßig Anfragen für Vermietungen gab, entschied sich Kluckow recht schnell dafür, das Projekt fortzuführen. Aktuell hat sie den Mietvertrag für weitere zwei Jahre unterzeichnet. „Darüber, wie es danach weitergehen kann, mache ich mir jetzt noch keine allzu großen Gedanken. Bisher hat sich hier alles so harmonisch gefügt, dass ich zuversichtlich bin, was die Perspektiven für das Atelier anbelangt. Da wird sich schon etwas finden“, sagt die Betreiberin.

Besonders freue ich mich, dass auch andere Kulturinteressierte den Weg zu ,Kunst im Kiez‘ finden.

Heidetraut Kluckow

So wie sich beispielsweise die Zusammenarbeit mit Michael Beckmann ergeben hat. Der Lehrer vom Johanniterzentrum hatte Anfang des Jahres Bilder ausgestellt, die verhaltensauffällige Kinder bei ihm im Unterricht gemalt hatten. In wenigen Wochen lässt er eine Einzelausstellung mit Werken einer 13-jährigen Schülerin folgen – ein Ausnahmetalent, wie Kluckow sich sicher ist. Auch Künstlergruppen aus der Region nutzen das freundliche Atelier gern.

„Besonders freue ich mich, dass auch andere Kulturinteressierte den Weg zu ,Kunst im Kiez‘ finden“, sagt Kluckow. „So haben kürzlich zwei gut besuchte Veranstaltungen mit der Theatergruppe ,Die Findlinge‘ im Atelier stattgefunden.“ Zukünftig sollen im Atelier mehr Kulturveranstaltungen angeboten werden. Aktuell bereitet Kluckow eine Lesung von deutschen und türkischen Märchen vor. Das soll dazu beitragen, dass auch die nicht-deutschstämmigen Bewohner des Viertels diesen neuen Anlaufpunkt noch mehr nutzen.

Die Öffnungszeiten sind dienstags und donnerstags von 16 bis 18 Uhr, freitags von 15 bis 17 Uhr und jeden ersten und dritten Sonntag des Monats von 15 bis 17 Uhr. Weitere Infos gibt es im Internet unter www.kunst-neuwied.de

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