„Grundsätzlich“, teilt Stadt-Pressesprecher Erhard Jung mit, „haben wir im Raiffeisenring die Situation, dass die in den 1970er-Jahren entstandene Siedlung nicht auf den heute nicht unüblichen Pkw-Bestand von zwei Fahrzeugen pro Haushalt ausgelegt war.“ Es gibt also zu viele Autos im Quartier. Das führt zu Problemen, mit denen sich die Stadt nun befassen muss.
Mögliche Lösungsansätze hatte im vergangenen November die Papaya-Koalition aus CDU, Bündnis 90/Die Grünen und FWG per Antrag im Stadtrat vorgeschlagen. Dabei ging es zum einen um die Einführung einer Einbahnstraßenregelung von der Ringstraße in Richtung Osten bis zur Einmündung der Wilhelm-Schweitzer-Straße. Zum anderen sollte die Stadt Maßnahmen prüfen, um die Geschwindigkeit im Raiffeisenring zu reduzieren – etwa durch Einbauten oder versetzt angeordnete Parkplätze. Und schließlich sollte geprüft werden, ob in dem Gebiet zusätzliche Parkplätze ausgewiesen werden können, ohne weitere Grünflächen zu versiegeln.
Als Termin für eine Bürgerversammlung ist Anfang März im Gespräch.
Erhard Jung
Zu diesen Punkten gab es seitens der Verwaltung im Lauf des vergangenen Jahres vorbereitende Arbeiten und erste Untersuchungen. So habe die Planungsabteilung im Stadtbauamt zum Beispiel die Einbahnstraßenregelung umfassend geprüft, wie Stadt-Sprecher Jung mitteilt. Das Fazit lautet: Eine solche Verkehrsführung umzusetzen, sei zwar grundsätzlich möglich – aber nicht zu empfehlen.
Wie Jung ausführt, habe eine Einbahnstraßenregelung gewisse Vorteile: Beispielsweise würde sich der Verkehrsfluss verbessern, was auch dem Busverkehr stadtauswärts zugutekommen könnte. Doch nach Ansicht der Fachleute überwiegen die Nachteile eindeutig. „Dazu gehören eine Verschlechterung der Haltestellen-Erschließung mit möglicherweise längeren Fahrtzeiten stadteinwärts, eine Erhöhung der Geschwindigkeit des Individualverkehrs wegen fehlendem Gegenverkehr und im Schnitt deutlich längere Fahrtzeiten für Anlieger der Einbahnstraße“, zählt Jung auf. Und mehr Parkplätze im Raiffeisenring würde eine Einbahnstraßenregelung auch nicht bringen.
Stadt zählt parkende Autos
Die könnten die Anwohner – vor allem im östlichen Teil des Raiffeisenrings – allerdings gut gebrauchen. Bei einer stichprobenartigen Erhebung an einem Werktag zwischen 19 und 20 Uhr waren dort 93 Prozent der Parkplätze belegt (116 von 125). Zudem standen 53 weitere Autos am Fahrbahnrand. Zum Vergleich: Im westlichen Teil des Raiffeisenrings waren nur 71 Prozent der Parkplätze belegt (87 von 123), und es standen lediglich elf weitere Autos am Straßenrand.
Insgesamt zeigen sich im Viertel ähnliche Auslastungsgrade wie im Jahr 2016, als die Stadt schon einmal eine solche Erhebung vorgenommen hatte. Das geht aus einer Sitzungsvorlage für den städtischen Planungsausschuss hervor, der sich im September mit der Verkehrssituation im Raiffeisenring befasst hat.
Zusätzliche Parkplätze ohne weitere Flächenversiegelung – das ist im Raiffeisenring aber nur möglich, wenn ein bereits bestehender Garagenhof durch ein mehrstöckiges Parkdeck ersetzt würde, erklärt Stadt-Sprecher Jung. Einen solchen Bau – und die damit verbunden Kosten – würden derzeit von der Gemeindlichen Siedlungs-Gesellschaft (GSG) geprüft. Stellplätze in einem solchen Parkdeck könnten aber wohl nur gegen Bezahlung monatlicher Gebühren an Interessenten vergeben werden.
Man stellt sich das ja ganz einfach vor: Der Stadtrat fasst einen Beschluss und erteilt der Verwaltung einen Auftrag. Und die macht sich dann flugs an die Arbeit. Das wird sicher auch beim Thema Raiffeisenring passiert sein, so viel möchte ich der Verwaltung schon zugutehalten.Kommentar zur Verbesserung der Verkehrssituation am Raiffeisenring: „Zeitnah“ stelle ich mir anders vor
Auch mit dem Thema Geschwindigkeitsreduzierung hat sich die Verwaltung auseinandergesetzt. Dazu gebe es derzeit aber noch nichts Konkretes zu sagen, wie Erhard Jung mitteilt. Vielmehr sollen die Ergebnisse der bereits erfolgten Prüfungen und mögliche Lösungsansätze zunächst in einer Bürgerinformation im Raiffeisenring vorgestellt und diskutiert werden. Das wird aber noch dauern. „Als Termin für eine Bürgerversammlung ist Anfang März im Gespräch“, sagt Jung.
Das Ergebnis dieser Versammlung wird dann noch einmal zur Beratung und schließlich zur Entscheidung in die zuständigen Gremien gegeben. Bis sich an der Verkehrssituation im Raiffeisenring also tatsächlich etwas ändert, werden noch mehrere Monate vergehen.