Eilantrag des Betreibers der Miray-Eventhalle scheitert vor Gericht - Kunden haben teilweise hohe Anzahlungen geleistet
Eilantrag von Neuwieder Hallenbetreiber scheitert: Keine Hochzeit mit 250 Gästen
Die Miray Eventhalle in Engers ist in normalen zeiten für Feiern mit "400 Gästen oder mehr" ausgelegt.
Jörg Niebergall

Neuwied. Hochzeitsfeiern mit bis zu 250 Gästen bleiben in Rheinland-Pfalz untersagt – auch wenn sie nicht als Privatfeiern, sondern als gewerbliche Veranstaltungen etikettiert werden. Das hat das Koblenzer Verwaltungsgericht in einem gestern publizierten Urteil entschieden und damit den Eilantrag des Inhabers einer Neuwieder Festhalle abgewiesen.

Das Gericht wies in der Begründung explizit darauf hin, dass sich das Infektionsgeschehen in dem Landkreis, in dem sich die Halle befindet, seit einigen Wochen verschlechtert und dass zudem „in den Räumen des Antragsstellers Hochzeitsveranstaltungen stattgefunden hätten, auf die aller Wahrscheinlichkeit nach bisher insgesamt sechs Infektionsfälle zurückzuführen seien“. Auch Landrat Achim Hallerbach hatte in der vergangenen Woche explizit „eine türkische Hochzeit“ für die steigenden Zahlen verantwortlich gemacht. Inzwischen sind es deutlich mehr als die sechs Ansteckungen, von denen das Gericht spricht.

Während das Verwaltungsgericht in seiner Pressemitteilung keine Namen oder Orte nennt, bestätigt der Betreiber der „Miray-Eventhalle“ im Engerser Gewerbegebiet Schützengrund auf telefonische Nachfrage unserer Zeitung, dass es sein Rechtsanwalt war, der die Klage eingereicht hat. „Wir werden uns jetzt selbstverständlich an die Entscheidung halten“, versicherte Emin Kilic, der sich gestern noch in der Türkei aufhielt und am Donnerstag nach Deutschland zurückkehren will. In normalen Zeiten bietet seine Halle laut eigener Homepage Platz für Feiern mit „400 oder mehr Personen“.

Im Gespräch mit der RZ bat Kilic um Verständnis. „Die verdammte Krankheit gibt es überall, wir können nicht sehen, ob sich jemand infiziert hat. Das hat nichts mit Hochzeiten zu tun, sondern mit Menschen, die nicht aufpassen“, sagte er. „Die Leute müssen sich schützen, Abstand halten, Masken tragen. Sonst kann es überall passieren.“ Er beteuerte, dass bei den Veranstaltungen in seiner Halle Anwesenheitslisten „100-prozentig vernünftig“ geführt worden sind und dem Gesundheitsamt zur Verfügung gestellt werden können.

Kilic berichtete, dass er sich mit einer massiven Verärgerung seiner Kunden konfrontiert sieht. Bis Jahresende habe er 15 bis 20 Reservierungen für Hochzeiten. „Die Leute haben Friseur, Kamerateam, Saal und Orchester gebucht und teilweise 1500 bis 2000 Euro angezahlt – und dürfen jetzt nicht feiern. Da bekomme ich Anrufe ohne Ende“, gab er Einblick und ergänzte: „Ich kann das nicht entscheiden, mir sind die Hände gebunden. Mit 150 Personen wären viele noch glücklich. Aber mit 75 macht es keinen Spaß.“

Kilic machte gleichzeitig deutlich, dass er sich in einer Zwickmühle befindet. Denn natürlich habe er auch Verständnis dafür, wenn Menschen ob steigender Infektionszahlen verärgert sind. „Ja, ich verstehe diese Leute. Aber dann müssen wir alles absagen. Dann dürfen keine zehn Menschen mehr zusammenstehen“, kommentierte er.

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