Jung oder Alt? Waldbreitbach oder Oberraden? CDU-Politiker oder SPD-Mann, der als Einzelbewerber antritt? Pierre Fischer (29) und Achim Braasch (53) haben es am 6. April in die an diesem Sonntag (27. April) anstehende Stichwahl um das Amt des Bürgermeisters der VG Rengsdorf-Waldbreitbach geschafft. Mit 43,4 zu 31,9 Prozent hatte Fischer, der seit März 2023 Erster Beigeordneter der VG ist, im ersten Wahlgang die Nase vorn. Die beiden anderen Bewerber Holger Klein (50, FWG) und Eva Kreienkamp (62, freie Bewerberin) konnten ihnen nicht das Wasser reichen. Am Sonntag sind mehr als 21.000 Menschen an Aubach und Wied wieder wahlberechtigt.
Wird die Ortsgemeinde Melsbach das Zünglein an der Waage?
Nach der schwachen Wahlbeteiligung von 46,3 Prozent am 6. April sind die Karten neu gemischt. Eines der 20 Dörfer könnte das Zünglein an der Waage spielen: die Ortsgemeinde Melsbach. Ortsbürgermeister Klein hatte in seinem Heimatdorf klar die meisten Stimmen geholt. Jetzt stellt sich die Frage, ob sich Fischer oder Braasch die Mehrheit in der FWG-Hochburg sichern kann. „Die Wählerinnen und Wähler in Melsbach stehen jetzt vor einer offenen Entscheidung, die nicht mehr durch regionale Verbundenheit geprägt ist, sondern durch Inhalte und Persönlichkeit. Ob Melsbach das Zünglein an der Waage ist, hängt vom gesamten Wahlverhalten in der Verbandsgemeinde ab – aber fest steht: Jede Stimme und jeder einzelne Ort zählen“, so CDU-Kandidat Fischer. Auf die Stimmen der FDP-Anhänger in der VG kann Fischer wohl zählen. Die Liberalen haben kürzlich eine entsprechende Wahlempfehlung ausgesprochen.

Der Einzelbewerber Braasch erinnert daran, dass Eva Kreienkamp und Holger Klein bei der Wahl am 6. April zusammen knapp 25 Prozent der Stimmen auf sich vereinen konnten. „Hier bleibt es abzuwarten, wie sich deren Wählerinnen und Wähler bei der Stichwahl entscheiden. Die FWG hat bereits offiziell mitgeteilt, dass sie keine Wahlempfehlung aussprechen wird. Holger Klein hat mir seine persönliche Unterstützung zugesagt“, so Braasch. Ob Melsbach am Ende das Zünglein an der Waage sein werde, vermag Braasch nicht einzuschätzen.

Beim Blick auf die Wahlergebnisse vom 6. April fällt ganz klar auf: Viele Wähler denken noch in den Grenzen der alten Verbandsgemeinden von 2017. Fischer hatte, abgesehen von Datzeroth, die alte VG Waldbreitbach hinter sich. Außerdem konnte er sich in Rengsdorf, Kurtscheid, Ehlscheid und Hardert durchsetzen. Braasch, selbst Ortsbürgermeister des 700-Einwohner-Dorfes Oberraden, punktete wiederum im Gebiet der alten VG Rengsdorf vor allem in den Dörfern unter 1000 Einwohnern. Die Ausnahmen stellten Straßenhaus, Anhausen und Oberhonnefeld-Gierend dar. Am 27. April wird entscheidend sein, wer seine Anhänger noch einmal mobilisieren kann. Der Wahlsieger tritt am 1. Januar 2026 die Nachfolge von VG-Bürgermeister Hans-Werner Breithausen (SPD) an.
Fischer und Braasch wollen den Zusammenhalt in der VG Rengsdorf-Waldbreitbach stärken
Hinsichtlich möglicher Wählerlager innerhalb der beiden alten VGs sagt CDU-Kandidat Fischer: „Nach der Stichwahl werde ich eine genaue Analyse des Wahlergebnisses vornehmen, jetzt bereits Schlussfolgerungen aufgrund erster Eindrücke zu ziehen, halte ich für verfrüht.“ Wichtig sei, das Gemeinsame und Verbindende zu betonen und zu stärken. „Als die Verbandsgemeinde Rengsdorf-Waldbreitbach gegründet wurde, war ich 22 Jahre alt. Ich bin also ganz unbefangen in der neuen VG erwachsen geworden. Das sind doch wunderbare Voraussetzungen, um den Zusammenhalt zu festigen“, so Fischer.
Gegenkandidat Braasch zieht angesichts des Wahlergebnisses folgende Schlussfolgerung: „Es gilt, zukünftig noch aktiver an den Gemeinsamkeiten, insbesondere an unserem Wir-Gefühl, zu arbeiten. Wir haben gemeinsam in der Verbandsgemeinde Rengsdorf-Waldbreitbach vieles umgesetzt und auf den Weg gebracht.“ Als Beispiele nennt Braasch Investitionen in die Schulen, in die Sportanlage in Waldbreitbach oder auch der Start des Hochwasservorsorge- und Starkregenkonzeptes in den Wiedtal-Gemeinden. „Wir müssen viel stärker herausarbeiten, dass es eine Trennung nicht mehr gibt und Entscheidungen zum Wohle aller Bürgerinnen und Bürger in der Verbandsgemeinde getroffen werden, ohne Grenzdenken“, so Braasch. Auch mit dem Radwegekonzept wolle die VG den Ortsgemeinden die Grundlagen für eine „bauliche Vernetzung“ ermöglichen.

Bürgermeisterwahl: Stichwahl mit Fischer und Braasch
Die VG Rengsdorf-Waldbreitbach hat am Sonntag (6. April) gewählt: Pierre Fischer (CDU) und Achim Braasch (freier Bewerber) ziehen in die Stichwahl am 27. April um das Amt des Bürgermeisters der größten VG im Kreis Neuwied ein.