Marienhaus-Gruppe informiert
DRK-Klinik Neuwied verliert eigene Intensivstation
"Nicht alle" Chefärzte des DRK-Krankenhauses Neuwied sollen gekündigt werden, hieß es auf Nachfrage unserer Zeitung von den Pressesprechern der Marienhaus-Grupe und der der DRK-Krankenhausgesellschaft Rheinland-Pfalz.
Jörg Niebergall

Bei einer Mitarbeiterversammlung am 7. März erfuhren die Beschäftigten, wie es mit dem DRK-Krankenhaus in Neuwied weitergehen soll. Massive Veränderungen stehen an. Auch die Frage, ob alle Chefärzte gekündigt sind, ist inzwischen geklärt.

Die Aussage, dass alle Chefärzte des DRK-Krankenhauses Neuwied gekündigt werden sollen, hatte vor einer Mitarbeiterversammlung am 7. März die Runde gemacht. Das war einer vertraulichen Information zu entnehmen, die unserer Zeitung vorliegt. „Es werden nicht alle Chefärzte entlassen“, erklären Dietmar Bochert, Pressesprecher der Marienhaus-Gruppe, die die insolvente Klinik am 3. März gekauft hat, und eine Sprecherin der DRK-Krankenhausgesellschaft Rheinland-Pfalz. Doch das ist nur die halbe Wahrheit.

Ohne Anhörung des Betriebsrats sei keine Kündigung rechtlich möglich, sagt der Betriebsratsvorsitzende des DRK-Krankenhauses, Marcus Volk. „Uns liegen keine Anhörungen zu Kündigungen vor“, so Volk. Doch es seien Gespräche mit einigen Chefärzten des DRK-Krankenhauses geführt worden, ist nach hartnäckiger Nachfrage unserer Zeitung schließlich von der Sprecherin der DRK-Krankenhausgesellschaft zu erfahren. Dabei seien die Mediziner darauf vorbereitet worden, dass einige von ihnen gehen müssten, bestätigt sie. Freigestellt würden diese Mediziner ab 1. April.

„Es gibt die Vision eines Krankenhauses mit zwei verschiedenen Standorten.“
Eine Sprecherin der DRK-Krankenhausgesellschaft Rheinland-Pfalz

„Für Fachbereiche, die wir nicht haben, werden wir natürlich auch Chefärzte und -ärztinnen benötigen. Insofern ist die Aussage, alle Chefärzte müssen gehen, nicht korrekt“, so der Sprecher der Marienhaus-Gruppe. Insgesamt gehe der Träger davon aus, dass rund 75 Prozent der im DRK Krankenhaus Neuwied beschäftigten Mitarbeiter übernommen werden könnten. Auf Basis des neuen Medizinkonzepts seien Funktionen und Qualifikationen definiert worden, die dem Insolvenzverwalter zur Verfügung gestellt worden seien. Darauf basierend führe dieser die Gespräche mit dem DRK-Betriebsrat und werde dann auch eine Sozialauswahl vornehmen.

„Es gibt die Vision eines Krankenhauses mit zwei verschiedenen Standorten“, erklärt die Sprecherin der DRK-Krankenhausgesellschaft. Dort sollen alle Mitarbeiter zu den gleichen Konditionen arbeiten können. Das scheint nicht bei allen Beschäftigten so angekommen zu sein. Eine Mitarbeiterin des DRK-Krankenhauses, die unsere Zeitung nach der Versammlung befragte, erklärte mit Tränen in den Augen, ihr Bereich werde geschlossen. Sie verdiene mit dem neuen Vertrag weniger, war sich die Frau sicher.

„Diese Versammlung war notwendig und erforderlich, um eine Perspektive zu bekommen.“
Marcus Volk, Betriebsratsvorsitzender des DRK-Krankenhauses

Es werde für die Mitarbeiter im DRK-Krankenhaus Überleitungsverträge geben, so die Pressesprecher. Damit würden die Mitarbeiter auch in die Zusatzaltersversorgung aufgenommen und ihre Betriebszugehörigkeit werde anerkannt, macht Bochert deutlich. Urlaubstage würden übertragen: „Mit der Überleitung wird keine Probezeit verbunden, das heißt, die Mitarbeiter werden ihren sich aus der Betriebszugehörigkeit ergebenden gesetzlichen Kündigungsschutz nach Überleitung beibehalten. Sie stellen sich nicht schlechter.“

Zwei Stunden dauerte die Mitarbeiterversammlung im DRK-Krankenhaus in Neuwied. Es seien viele Fragen gestellt worden und sie hätten alle beantwortet, berichten die Pressesprecher der Marienhaus-Gruppe und der DRK-Krankenhausgesellschaft Rheinland-Pfalz von der Versammlung, die sie als konstruktiv, mit Diskussionen und als offenen Dialog mit größtmöglicher Transparenz von ihrer Seite wahrgenommen hätten. „Diese Versammlung war notwendig und erforderlich, um eine Perspektive zu bekommen“, macht Betriebsratsvorsitzender Volk deutlich. Bisher seien die Mitarbeiter vertröstet worden. Die weiteren Verhandlungen führe nun der Gesamtbetriebsrat.

Intensiv- und Notfallversorgung nur noch im Marienhaus-Klinikum St. Elisabeth

Die Marienhaus-Gruppe führt das Klinikum St. Elisabeth in Neuwied, wo die Beschäftigten bereits am Tag zuvor Einblick in das neue medizinische Konzept nehmen konnten. Nach diesem Konzept soll allein im Elisabeth-Krankenhaus die Intensiv- und Notfallversorgung stattfinden, und es soll weiterhin – neben weiteren Fachbereichen – die Geburtshilfe und Gynäkologie sowie die Pädiatrie beheimaten. Das bisherige DRK-Krankenhaus solle sich auf elektive, also geplante, stationäre Eingriffe sowie Hybrid-Operationen, die nach Maßgabe des Arztes ambulant oder mit einer Überwachungsnacht erfolgen, konzentrieren. Damit verliert die Klinik ihre Intensivstation.

Auch das medizinische Versorgungszentrum (MVZ) soll im DRK-Gebäude gebündelt werden, so der Sprecher weiter. Weiterhin werde es die Anästhesie, Radiologie und weitere diagnostisch notwendige Leistungen geben. „Zudem sind wir daran interessiert, auch die externen Partner im Haus DRK – Onkologie, Strahlentherapie – zu halten. Weitere Entwicklungschancen sehen wir zudem in der Geriatrie, der Gerontopsychologie sowie der Neurologie“, so Dietmar Bochert. Das neue Konzept soll bis Ende des Jahres umgesetzt sein. Doch: „Wenn wir gemeinsam sehen, dass im Konzept etwas im Sinne einer optimalen Versorgung angepasst werden sollte, dann werden wir dies auch machen“, macht er deutlich.

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