Neben den Bewerbern für das Amt des Neuwieder Oberbürgermeisters haben sich bei der Diskussionsrunde im Friedrich-Spee-Haus auch Direktkandidaten für die Bundestagswahl den Fragen von Moderator Marcello Peerenboom gestellt. Letzterer erklärte zunächst: „Eine Brandmauer muss einem Brand mindestens 90 Minuten lang standhalten. Bis dahin sollten allerdings die Löscharbeiten begonnen haben.“ Eines der Hauptthemen des Abends war damit gesetzt – die Migration, die im aktuellen Wahlkampf bundesweit diskutiert wird.
Nicht alle Kandidaten anwesend
Die drei katholischen Sozialverbände der Stadt hatten eingeladen. Während die AfD bewusst außen vor gelassen wurde, führten Kommunikationsfehler dazu, dass die Kandidatin des BSW fehlte. Sandra Weeser (FDP), Carsten Zeuch (Freie Wähler) und Ellen Demuth (CDU) hatten abgesagt, wobei sich Demuth vom Neuwieder CDU-Mann Martin Hahn vertreten ließ. Thorben Thieme (Bündnis 90/Die Grünen), Julia Eudenbach (Die Linke), René Krämer (Volt) und Jan Hellinghausen (SPD) komplettierten die Runde. Dass sich die Publikumsreihen nach dem vorherigen Gespräch der drei OB-Kandidaten bereits gelichtet hatten, überraschte nicht. Wie Peerenboom erklärte, wird voraussichtlich keine der anwesenden Personen im kommenden Bundestag vertreten sein.

Dennoch setzten sich alle intensiv für die von ihnen und ihrer Partei vertretenen Standpunkte ein. Zum Auftakt wiesen Thieme und Eudenbach auf die Abstimmung von CDU und FDP mit der AfD im Bundestag beim Migrationsthema hin. Eudenbach sagte, dass das für Zuwachs bei ihrer Partei sorgte. Hahn denkt, dass dieses Ereignis instrumentalisiert wird. Es sei nur darum gegangen, Probleme zu lösen. Eine Zusammenarbeit der CDU mit nicht-demokratischen Parteien wird es seiner Aussage nach nicht geben. Sonst würde er die Partei verlassen. René Krämer mahnte an, dass endlich Lösungen für Europa gesucht und gefunden werden müssen. Ähnlich schilderte Hellinghausen die Situation: „Wir müssen als Politiker wieder ein positives Bild von Zukunft erzeugen und erzählen", sagte er.
Teilnehmer signalisierten Kompromissbereitschaft
Lange drehte sich das Gespräch um Migration. Und obwohl die Meinungen auseinandergingen, deutete sich an, dass im Dialog Kompromisse und Lösungsansätze gefunden werden könnten. Insgesamt blieb die Runde sachlich und ruhig – lediglich zwischen Eudenbach und Hahn knisterte es mehrfach.
Auch beim Thema Wirtschaft blieben alle den Linien ihrer Parteien treu. Während Hahn die Leistung der scheidenden Regierung sehr schlecht bewertete, schilderten Thieme und Hellinghausen, dass diese durchaus viele Erfolge erzielt habe. Zwischen den Worten war herauszuhören, dass nach der Wahl konstruktive Gespräche über die Gräben hinweg zu erwarten sind.
Das Publikum beteiligte sich weniger mit Fragen als mit eigenen Standpunkten an der Diskussion. Am Ende forderten alle Teilnehmer des Podiums, dass ein Zusammenrücken und ein zielorientiertes Handeln im Sinne der Bürger nötig sein werden, um verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen.