Einige Kritikpunkte - Engere Zusammenarbeit zwischen zwei Verbandsgemeinden - Konzept anvisiert
Dierdorfer sieht viel Potenzial bei Radwegen: Einige Kritikpunkte
Der Dierdorfer Joachim Langhard ist viel mit seinem E-Bike in der Region unterwegs. Hier sind ihm schon einige Missstände aufgefallen. Er wünscht sich ein besseres Radwegenetz und eine ganzheitlichere Betrachtung. Foto: Joachim Langhard
Joachim Langhard

Kreis Neuwied. Viele Tausend Kilometer ist der Dierdorfer Joachim Langhard mit seinem E-Bike jährlich in der Region unterwegs. Dem passionierten Radfahrer sind dabei unter anderem im Westerwald einige Missstände aufgefallen. Insgesamt sieht er viel Potenzial für Verbesserungen beim Thema Radverkehr im Kreis Neuwied.

Ein großes Problem sind für ihn vor allem Radwege, die durch Waldabfuhren beschädigt werden. Hier kritisiert er, dass anschließend oft nur mit Grobschotter aufgefüllt werde: „Da kann doch kein Rad normal durchfahren ohne Plattfuß“, erklärt er. Man könne auch höllisch stürzen. Generell sei das kein Einzelfall, immer wieder seien die Radwege in einem nicht so guten Zustand.

Die Wegebeschaffenheit erkennt auch Michael Führer, Touristik Puderbacher Land, als Problem an, obwohl gerade im Puderbacher Land auch viel naturnah geradelt werde: „Das bewerben wir auch überall.“ Nur insbesondere durch die Holzabfuhren, besonders verstärkt durch den Borkenkäfer, „werden viele Wege total kaputtgefahren“. Dies passiere auch aktuell wieder.

Feinerer Schotter gewünscht

Langhard wünscht nach den Abfuhren, dass nicht nur grober Schotter, sondern schließlich auch feinerer verfüllt wird. Dazu erklärt Führer, dass wenn zunächst keine weiteren Abfuhren mehr angedacht sind, dies auch gemacht werde. Nur in Raubach etwa werde die nächste Zeit immer wieder abgefahren, dann werde da kein „Feinschotter versenkt“.

Zufrieden zeigt Langhard sich mit dem rund 45 Kilometer langen touristischen Rundradweg im Puderbacher Land. Generell wünscht er sich aber übergreifend für den Kreis, dass die Beschilderung noch weiter optimiert wird und auch Radstrecken besser aneinander angeschlossen werden. Teilweise fehlten manchmal nur wenige Hundert Meter. So einen Fall gibt es etwa zwischen Raubach und Niederhofen, da fehlen für den guten Anschluss laut Führer geschätzte 500 Meter. Eine weitere noch nicht ideal angeschlossene Strecke ist etwa der Radweg von Dierdorf ins Dernbachtal.

“Der Radverkehr hat stark zugenommen"

Reiner Geisen, Sprecher der ADFC-Gruppe Neuwied

Dass ein Radwegenetz auch in hügeligen Gebieten im Westerwald mehr in den Fokus gerät, liegt an den E-Bikes. Das bestätigt auch Reiner Geisen, Vorsitzender des Radrennclubs Rhein-Wied Neuwied und Sprecher der ADFC-Gruppe Neuwied: „Der Radverkehr hat stark zugenommen“, ist sein Eindruck. Durch den E-Antrieb könne man Strecken bewältigen, die man mit der eigenen Kraft sonst nicht in Angriff nehmen würde. Regelmäßig bietet er im ADFC auch geführte Radtouren an, bei vergangenen Touren hatten teilweise mehr als „80 Prozent der Teilnehmer ein E-Bike“. Deshalb appelliert er generell an die politischen Akteure, dass die Infrastruktur für die Radfahrer entsprechend aufgebessert wird, auch Lücken im Netz geschlossen werden: „Gerade für die Alltagsfahrer muss auf Lückenschluss und kurze Wege geachtet werden.“

Hierbei erhofft sich Langhard eine größere Vernetzung im Kreis und eine ganzheitliche Betrachtung des Radwegenetzes, die er bislang vermisse. Die Zuständigkeiten für die Radstrecken liegen bei den Verbandsgemeinden beziehungsweise bei der Stadt Neuwied. Auch Führer bestätigt, dass es dies für den Kreis Neuwied noch nicht gebe. Er wünscht sich, dass der Alltagsradverkehr mehr in den Fokus genommen wird. Es fehlen aber oft die finanziellen Mittel. Doch wenn etwa Landestraßen neu beplant werden, gebe es eine Möglichkeit, den Radverkehr direkt auch zu berücksichtigen.

Es tut sich etwas

Stillstand gibt es trotzdem nicht im Kreis Neuwied. An einigen Stellen bewegt sich etwas. So kooperieren etwa die Verbandsgemeinden Puderbach, Dierdorf und Altenkirchen-Flammersfeld beim Radwegenetz. Für die genannten VGs soll ein Radwegekonzept erstellt werden. Die VG Dierdorf hat Mittel im Etat für 2023 eingestellt. Laut Haushaltsplan handelt es sich dabei um eine vom Programm Leader geförderte Maßnahme. Die Gesamtkosten sollen sich insgesamt auf 25.250 Euro belaufen, für die VG Dierdorf bliebe allein ein Eigenanteil von etwas mehr als 6300 Euro.

Zum Vorhaben erklärt Dierdorfs VG-Chef Manuel Seiler: „Es ist ganz wichtig, dass man mal die gesamten Wegstrecken beleuchtet.“ Zudem soll festgestellt werden, wo dringender Handlungsbedarf besteht und wo deshalb nachgebessert werden muss. Da geht es um Anschlüsse und um die Radwegebeschaffenheit, aber auch um die Schilderlandschaft. Die Leistung werde ausgeschrieben, ein externes Büro soll das Konzept erarbeiten. Zum Zeithorizont sagt Manuel Seiler, dass wenn das Konzept 2023 aufgestellt wird, die Maßnahmen in den Folgejahren umgesetzt werden sollen.

Info: Verbesserungen in der VG Puderbach

Gerade am touristischen Rundweg Puderbacher Land, der circa 45 Kilometer lang ist, hat sich vor allem für E-Radler einiges verbessert. „Wir haben sieben E-Bike-Ladestationen und zwei Schlauchautomaten“, erklärt Michael Führer, Touristik Puderbacher Land. Zudem seien im Sommer 2022 rund 21 Kilometer an Querverbindungen innerhalb der VG Puderbach ausgewiesen worden.

Dagegen sieht es in der VG Dierdorf ganz anders aus im Bereich der E-Bike-Ladestationen, erklärt Dierdorfs Verbandsgemeindebürgermeister Manuel Seiler: „Wir haben einfach zu wenig Ladestationen. Die Puderbacher haben es schön vorgemacht.“ Vor dem Dierdorfer Verbandsgemeinderathaus gibt es eine Ladestation, die möglicherweise nicht nur für die eigenen Mitarbeiter interessant sein könnte, sondern auch für Radelnde, die etwa „in der Innenstadt kurz ein Eis essen gehen“.

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