Windkraft rund um Dierdorf
Die Naturschutzinitiative spricht von Planungswillkür
Die Rotoren von Windkraftanlagen drehen sich nach Sonnenuntergang in einem Windpark. Symbolbild
Jens Büttner. picture alliance/dpa

In der VG Dierdorf befinden sich 23 Windräder in Genehmigungsverfahren. Die Naturschutzinitiative (NI) möchte die Wälder als grüne Lunge der Erde schützen und wünscht sich bei den Windkraftplanungen mehr Rücksichtnahme auf die Natur. 

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Bei den Windkraftplänen in der Region spricht die Naturschutzinitiative (NI), die ihren Sitz in Quirnbach (VG Selters) hat und ein bundesweit anerkannter Umweltverband ist, „von einer maß- und zügellosen Wind-Tsunami-Welle“, wie unsere Zeitung berichtete. Im zweiten Bericht schaut unsere Zeitung näher auf die Hintergründe, warum die NI die Vorhaben aus ihrer Sicht kritisch einordnet. Insgesamt wünscht sie sich mehr Rücksichtnahme auf die Natur.

Als einen schützenswerten Aspekt rückt sie den Artenschutz in den Fokus. Wie es in der NI-Pressemitteilung heißt, die kurz vor der Infomesse am 3. Juni in Giershofen zum Windpark Märkerwald Dierdorf erschienen ist, hatte die Planung des Landesamtes für Umwelt im „Fachbeitrag Artenschutz“ laut NI das Ziel, ausreichend Windkraft-Vorrangbereiche zur Verfügung zu stellen, um einerseits den Forderungen des Windenergieflächenbedarfsgesetzes nachzukommen. Andererseits sollte, so die NI, auch der Arten- und Biotopschutz bei der Energiewende berücksichtigt werden. In Karten habe man Dichtzentren des gegenüber Windkraft besonders schlagempfindlichen Rotmilan ausgewiesen. Dies seien Bereiche, die für den Zugvogelschutz Bedeutung haben, und Wälder, die von den Waldstrukturen her eine hohe Bedeutung für ebenfalls schlagempfindliche Fledermäuse besitzen. Diese Bereiche mit Bedeutung, so ist es der NI-Pressemitteilung zu entnehmen, sollen möglichst nicht für Windkraft in Anspruch genommen werden.

Kritik an Windkraftplanungen auf Kosten des Natur- und Landschaftsschutzes

Auf der Visualisierung hat die NI zum einen die geplanten Windenergieanlagen gekennzeichnet. Zum anderen hat sie unter anderem die Waldflächen hervorgehoben für verschiedene Fledermaus-Kolonien. (Stand Mai 2025)
Harry Neumann/NI

„Die Realität ist aber eine völlig andere: Dies zeigt die Eintragung der geplanten 27 Anlagen am Höhenzug südlich von Dierdorf, die den Wald vollflächig in Anspruch nehmen. Diese Planungen entlarven das eigentliche Gesicht dieser ‚Energiewende‘: Es geht um Geld und Gewinn auf Kosten des Natur- und Landschaftsschutzes“, betont Harry Neumann, Landesvorsitzender der NI. Und er ergänzt: „Landesplanungen zum Schutz der Natur werden de facto als belanglos ausgeblendet. Denn es ist bislang nicht vorgesehen, dass mit der Ausweisung von Windkraft-Vorrangflächen in der Regionalplanung eine Ausschlusswirkung auf die Restfläche verbunden ist.“

Nach Ansicht der NI entfalte eine nicht verbindliche Regionalplanung keine Lenkungswirkung, wie es der eigentliche gesetzliche Auftrag für die Regionalplanung sei. Mit den Gesetzesänderungen in der vergangenen Legislaturperiode, die die Windkraft in der Abwägung über alle anderen Interessen gestellt habe, sei nach Ansicht der NI eine völlige Planungswillkür entstanden. Die Belange der Natur und der Menschen für eine erholenswerte Heimat seien wechselnden ideologischen Vorstellungen und der Gier nach Profit in einem hohen Grade schutzlos ausgeliefert. „Unsere Wälder werden fragmentiert, unsere Lebensgrundlage, die Biodiversität wird weiter zerstört, der Schutz der Lebensräume für Mensch und Tier wird konterkariert“, prangert die Naturschutzinitiative an.

Störung der Biotopvernetzung und der Schutz des Waldes

Ein weiterer Punkt, auf den die NI aufmerksam macht, ist die Störung der Biotopvernetzung. Laut NI werde die vollflächige Industrialisierung des Waldes durch Windkraft entlang der Wasserscheide Rhein/Wied nach Einschätzung der Biologen von der NI auch die Biotopvernetzung für empfindliche Waldbewohner wie die Wildkatze erheblich einschränken. Dieses wirke besonders schwer, da die Biotopvernetzung durch die Verkehrsachse A3 mit ICE-Strecke ohnehin schon erheblich eingeschränkt sei, heißt es in der NI-Pressemitteilung.

Für die NI sei es völlig unverständlich, dass Windkraftplanungen überwiegend nur noch im Wald stattfänden. Denn gerade in Zeiten des Klimawandels seien die Wälder als „grüne Lunge der Erde“ unsere Verbündeten, so der Natur- und Umweltschutzverband. „Die vollflächige Beanspruchung der Waldgebiete südlich von Dierdorf für Windindustrieanlagen und ihre Zuwegungen bedeutet dabei eine Öffnung und Zerstückelung des Waldes, wodurch die Resistenz des Waldes gegenüber klimatischen Extremen stark geschwächt wird“, teilt die NI unter anderem mit.

Das gibt der Gesetzgeber vor

Der Ausbau von Windenergie soll in Rheinland-Pfalz erheblich vorangetrieben werden. Um dies auf rechtliche Füße zu stellen, wurde das Landeswindenergiegebietegesetz (WindBG) verabschiedet. Das Ziel des Gesetzes ist es unter anderem, die Windenergienutzung und die Energiesicherheit zu erhöhen. In Rheinland-Pfalz sollen bis zum 31. Dezember 2030 mindestens 2,2 Prozent der Landesfläche für die Nutzung von Windenergie ausgewiesen sein.

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