Meist bemerken wir erst nachher, dass ein Erlebnis schicksalhafte Folgen hat. So konnte Sabine Laskowski, als sie 1981 zum Vorstellungsgespräch in die Büroräume des Neuwieder Schlosstheaters ging, nicht ahnen, dass diese bis zum Jahr 2025 ihr Arbeitsplatz bleiben sollten. „Ich hatte eine Ausbildung zum Industriekaufmann beim Furnierwerk Hobraeck gemacht und war auf der Suche nach einer ersten Anstellung. Es wäre übertrieben zu behaupten, dass das Theater für mich da schon eine besondere Anziehungskraft hatte. Die Stelle der Intendantssekretärin war ausgeschrieben, und ich dachte, ich probiere es einfach mal“, erklärt Laskowski.
„Die meisten Theatereinsteiger sind nach spätestens drei Monaten wieder weg. Wer länger bleibt, bleibt aber für immer.“
Der damalige Intendant Walter Ulrich zu Sabine Laskowski
Der damalige Intendant Walter Ullrich hatte eine Sekretärin vom Vorgänger übernommen und kam mit dieser nicht zurecht. Kurz nach dem Vorstellungsgespräch mit der damals 19-jährigen Laskowski sagte er nach einer Aufführung – noch im Kostüm des Don Quijote – zu ihr: „Wir probieren das mal zusammen. Die meisten Theatereinsteiger sind nach spätestens drei Monaten wieder weg. Wer länger bleibt, bleibt aber für immer.“ Für Laskowski galt Letzteres.
Von Anfang an gab es ein Vertrauensverhältnis zwischen dem eigenwilligen Intendanten, der nicht nur als Schauspieler durchaus extrovertiert war, und der jungen Frau, die schon damals lieber im Hintergrund agierte. „Ich hatte das Glück, dass meine erfahrene Kollegin Traute Berger mir viel gezeigt und beigebracht hat. Die Aufgabenstellungen in einem Theater sind schon deutlich anders als in der Holzindustrie“, erinnert sich Laskowski.
„Wenn sich der Vorhang öffnet, ist meine Arbeit in der Regel getan.“
Sabine Laskowski
Auch wenn sich die Theaterwelt in mehr als vier Jahrzehnten deutlich verändert hat, sind die Aufgaben, um die sich Laskowski kümmert, weitgehend die gleichen geblieben: allgemeine Verwaltungstätigkeiten, Vertragsgestaltung, Betreuung von Schauspielern und deren Unterbringung sowie die Organisation von Gastspielen und Tourneen. Nur die Gestaltung von Plakaten und Programmheften wanderte in andere Hände. „Wenn sich der Vorhang öffnet, ist meine Arbeit in der Regel getan. Aber ich habe es mir nie nehmen lassen, die Premieren auch anzuschauen. Da steckt schon sehr viel Herzblut drin“, sagt Sabine Laskowski.
Im Lauf der Jahre hat sie viele Schauspieler kennengelernt, darunter auch einige große Stars. Nur sehr selten verhielten die sich abgehoben oder arrogant. Vielleicht liegt es auch an ihrer ruhigen und gewinnenden Art, dass sie diesen durchaus vorhandenen Aspekt der Bühnenwelt nur selten erlebt hat. Der aktuelle Intendant René Heinersdorff bringt es auf den Punkt: „Neben einem windigen Intendanten wie mir ist ihre seriöse, vertrauenserweckende Ausstrahlung Gold wert. Auch oder gerade weil sie die Winde zu großen Teilen mitsegelt“, lobt er seine wichtigste Mitarbeiterin in Neuwied, die seit 2011 auch Prokuristin des Theaters ist.
„Man muss immer mit Respekt auf die Leute zugehen und jeden auf seine eigene Art ernst nehmen.“
Sabine Laskowski
Ihr Erfolgsrezept fasst sie in wenigen Worten zusammen: „Man muss immer mit Respekt auf die Leute zugehen, und jeden auf seine eigene Art ernst nehmen.“ Von Anfang an gehörte auch die Vermarktung von Gastspielen zu den Aufgaben von Sabine Laskowski. Der Kostendruck, der im Lauf der Jahrzehnte immer weiter gestiegen ist, macht sich da sehr deutlich bemerkbar.
Bei vielen Kommunen braucht es heute mehr Überzeugungskraft oder finanzielles Entgegenkommen, damit sie sich für ein Gastspiel der Landesbühne entscheiden. Dass im Spielplan von René Heinersdorff viele Stücke enthalten sind, die beim Publikum sehr gut ankommen, macht die Aufgabe etwas leichter.
Freude auf Freizeit und Reisen
Insgesamt freut sich Sabine Laskowski auf Freizeit und Reisen, wenn sie ab Sommer gemeinsam mit ihrem Mann in den Ruhestand geht. Die Verbindung mit ihm hält übrigens schon länger als die zum Theater.
Dank Resturlaub wird sie sogar die Premiere „ihres“ letzten Stückes „Kalter weißer Mann“ am 9. Mai verpassen. Kurzfristige Einsätze – etwa beim Inthega-Kongress in Bielefeld – schließt sie allerdings auch für die Zukunft nicht aus. Dafür sei die Verbindung zur Theaterwelt einfach zu tief verwurzelt, sagt Sabine Laskowski.

Partystimmung bei Premiere im Schlosstheater Neuwied
Eine Schulband, zum Klassentreffen wiedervereinigt, Schicksalsschläge eines Wirts, die Schauspielerin Luisa Wöllisch und Hits zum Mitsingen: Diese Mischung begeisterte das Publikum bei der Premiere von „Bed of Roses“ im Schlosstheater in Neuwied.