Die Sitzgruppe aus den 70ern, auf dem Nierentisch eine Art-déco-Leuchte aus den 1920er-Jahren, daneben Omas Stehlampe mit den Troddeln: Seit einigen Tagen ist das Neuwieder Innenstadtlabor ein kleines Interiorparadies. „Eigentlich sieht dieses jetzt aus wie eine Wohnung“, sagt Melanie Rinklake. Die Interior Designern aus Heddesdorf hat diese mit Vintage-Möbeln und Wohnaccessoires eingerichtet, die sie eigentlich in ihrem Onlineshop verkauft – und jetzt für einige Monate auch in der Neuwieder City.
„Hipstorical Home“ nennt sie ihr Konzept, eine Mischung aus „hip“ und „historical“. Vor allem Einzelstücke aus dem Art decó der 1920er-Jahre und Mid-Century-Stücke aus den 50ern, 60ern und 70ern haben es ihr angetan. Diese findet sie etwa bei Haushaltsauflösungen in der Gegend und lagert sie in ihrem Lager Heddesdorf ein – normalerweise.
Das war echt wie ein Umzug.
Melanie Rinklake
Denn nun ist sie mit einem Teil der Möbel und Accessoires eben im Innenstadtlabor „eingezogen“. „Das war echt wie ein Umzug“, erzählt sie lachend. Schätzungsweise 100 Quadratmeter – das gesamte Erdgeschoss der Immobilie in der Langendorfer Straße – hat sie eingerichtet, bis Anfang Januar ist sie hier.
„Von Beruf her bin ich eigentlich Interior Designerin“, sagt sie. Für ihre Kunden richtet sie Immobilien ein, sucht die Möbel aus, wählt die Wandfarben und so weiter. Das macht sie für Privathäuser genauso wie für Geschäftskunden, etwa die Firma Skylotec in Neuwied oder das Gesundheitsamt in Koblenz. Schon immer hat sie dabei gern Modernes und Altes gemischt, „alte Dinge haben Wertschätzung verdient“, ist die 52-Jährige überzeugt.
Von Neuwied nach Washington D.C.
Seit dem vergangenen Herbst geht sie dieser Leidenschaft noch gezielter nach. Im September 2023 hat sie neben ihrem Beruf den Onlineshop hipstoricalhome.etsy.comgegründet und handelt hier zusammen mit ihrem Partner mit Vintage-Möbeln und Home-Accessoires. Damit ist sie international ziemlich erfolgreich, sagt sie, aktuell werden zum Beispiel acht Sideboards und mehrere Leuchten versandfertig gemacht, die bald in einem neuen, exklusiven Privatklub in Washington D.C. stehen werden.
Im Neuwieder Innenstadtlabor in der früheren Geisen-Filiale ist der Onlinestore sozusagen zum Leben erwacht. Melanie Rinklake war schnell klar, dass sie einmal im Innenstadtlabor sein will, in dem seit gut einem Jahr Gewerbetreibende ihre Geschäftsideen testen können, und hat ein Konzept eingereicht.
Beitrag zur Attraktivität der Innenstadt
Und warum? „Meine Mutter hatte früher bis zu fünf Geschäfte in der Innenstadt, später habe ich dann deren Niedergang mitbekommen“, sagt Rinklake. Jetzt wollte sie etwas zur Attraktivität von Neuwied beitragen. „Ich will der Stadt einen schönen Laden bieten, und meinen Onlineshop kann ich auch von da machen.“ Events wie Glühweinabende sind schon geplant, „hier soll Leben reinkommen“.
Abgesehen davon gilt für sie ohnehin: „Das macht keine Mühe, sondern Spaß.“ Und ihr Konzept scheint bei manchen einen Nerv zu treffen. Die Menschen, die in das Geschäft auf Zeit kommen, sind begeistert, sagt Rinklake, sie würde schöne Gespräche führen. „Und bei vielen Leuten werden Erinnerungen wach.“
Das Hipstorical Home, das gleichzeitig auch ein Laden ist, ist noch bis zum 3. Januar im Innenstadtlabor, Langendorfer Straße 120, in Neuwied. Geöffnet ist es von 11 bis 18 Uhr.