Verein Ad Erpelle baut aufwendig Sicherheitstechnik ein, damit 2025 wieder Theater gespielt werden kann
Des Erpeler Tunnels erster Akt: Wie ein Verein auf eigene Kosten modernste Sicherheitstechnik einbaut
Erpeler Tunnel
Im hinteren Teil des Tunnels werden die Lüfter oben in der Wand eingelassen.
Sabine Nitsch

Seit 2006 ist der Eisenbahntunnel der ehemaligen Ludendorffbrücke hinter den Erpeler Brückentürmen eine Theaterspielstätte. Der Verein „Ad Erpelle Kunst und Kulturkreis Erpel“ hatte den Tunnel zunächst von der Deutschen Bahn gepachtet und 2013 gekauft.

Am Originalschauplatz wurde seitdem das Stück „Die Brücke“ aufgeführt, in dem es um die Ereignisse an der Brücke von Remagen, wie die Ludendorffbrücke auch genannt wird, am Ende des Zweiten Weltkriegs geht. Geschrieben und inszeniert hatte es der damalige Intendant der Landesbühne Rheinland-Pfalz, Walter Ullrich.

Spielbetrieb möglicherweise wieder ab 2025

Auch Ausstellungen, Musikveranstaltungen und andere Theaterstücke gingen im Tunnel über die Bühne – bis Corona der Kunst eine Pause verordnete. Eigentlich sollte der Spielbetrieb längst wieder losgehen, aber Sicherheitsauflagen des Kreises haben allen Premieren erst einmal eine Absage erteilt. Seit zwei Jahren arbeiten die Mitglieder des Vereins bereits daran, die Auflagen umzusetzen. Ad Erpelle hofft, irgendwann im Jahr 2025 den Spielbetrieb wieder aufnehmen zu können.

Erpeler Tunnel
In luftiger Höhe klopft Thomas Schmidt mit einem Vorschlaghammer die Wand raus
Sabine Nitsch

„Wir müssen weitere Brandschutzauflagen erfüllen. Das heißt, dass wir einen zweiten Fluchtweg brauchen. Und der führt durch den 383 Meter langen Tunnel. Dahinter muss ein breiter Weg bergseitig, etwa einen Kilometer weit, Richtung Mariengrotte befestigt werden. Außerdem muss eine Fluchtwegentrauchung am Tunneleingang und am Ausgang eingebaut werden. Wir brauchen auch auf der gesamten Tunnellänge eine netzunabhängige Fluchtwegebeleuchtung, und ein Handlauf muss installiert werden“, zählt der Erste Vorsitzende des Vereins und ehemalige Erpeler Bürgermeister, Edgar Neustein, auf. Eine Mammutaufgabe.

Allein die Entlüftungsanlagen haben den Durchmesser von riesigen Traktorrädern. „Sie müssen am vorderen und hinteren Tunnelausgang oben in der Wand eingelassen werden. Generatoren gewährleisten, dass sie sich in beide Richtungen drehen“, erläutert der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Thomas Jahn und deutet auf Thomas Schmidt, der hoch oben auf einem Baugerüst steht und mit einem weiteren Vereinsmitglied dabei ist, mit einem elektrischen Abbruchhammer und einem schweren Vorschlaghammer ein kreisrundes Loch in die Wand zu stemmen.

Erpeler Tunnel
Thomas Jahn zeigt indes eine Lüftungsanlage, die bereits im Tunneleingang eingebaut wurde.
Sabine Nitsch

Schmidt, von Hause aus Ingenieur, hat die Bauleitung des Projekts und ist für die Technik zuständig. „Wir haben Gott sei Dank Mitglieder, die mit ihrer Expertise in der Lage sind, das Ganze zu realisieren. Was fehlt, ist Geld. Wir benötigen einen mittleren fünfstelligen Betrag für die Materialkosten. Wir haben versucht, eine Leader-Förderung zu bekommen. Die Hürden waren jedoch so hoch, dass wir das Handtuch schmeißen mussten“, berichtet Jahn. Also versucht der Verein, alles mit eigenen Mitteln in Eigenleistung zu stemmen. „Die Entlüftungsanlage ist eine Spende“, betont Neustein, der ebenso wie seine Mitstreiter auf weitere Unterstützer hofft.

Kooperation mit einer Landesstiftung und Remagener Verein?

„Es wäre schön, wenn wir Bundes- oder Landesmittel bekommen würden oder der Tunnel, Teil des Konzepts der geplanten Fußgänger- und Radfahrerbrücke nach Remagen würde. Eine Landesstiftung im Rahmen der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz könnte die Arbeit der Vereine Friedensmuseum Brücke von Remagen und Ad Erpelle wirksam unterstützen. Es wäre hilfreich, wenn unser Verein nur noch für das Kulturprogramm verantwortlich wäre“, skizziert Edgar Neustein, was er sich für die Zukunft der 143 Mitglieder starken Vereins wünscht. Gespräche seien wieder mit der Landesbühne Rheinland-Pfalz geplant. „Mal sehen, ob dort die Bereitschaft da ist, wieder die Inszenierung und Aufführung zu übernehmen“, sagt er. Die Lüftung hat übrigens einen ersten Probelauf absolviert. „Der Rauch, der sich unter der Tunneldecke gesammelt hatte, wurde durch die Lüftung nach unten gedrückt“, beschreibt Thomas Jahn den Effekt.

Erpeler Tunnel
Und während die Arbeiten im vollen Gange sind, wartet die Tribüne sehnsüchtig darauf, dass es wieder losgeht.
Sabine Nitsch

Notwendig wurde die aufwendige Sicherheitstechnik, damit der Verein grundsätzlich eine Spielgenehmigung erhält. „Für jede Vorstellung eine Ausnahmegenehmigung zu beantragen und die Veranstaltungen durch Brandwachen der Feuerwehr abzusichern, können wir nicht stemmen “, erläutert Jahn. Jeden ersten Dienstag im Monat treffen sich Mitglieder, um die Sicherheitsanforderungen des Kreises umzusetzen. „Es wäre schön, wenn wir mehr Unterstützer hätten, die hier mit anpacken wollen. Es ist ja auch gesellig. Meist wird auch der Grill angeschmissen“, meint Jahn und verweist darauf, dass die Pläne für die Wiederaufnahme des Spielbetriebs stehen. „Ein Sicherheitskonzept gibt es schon. Es wurde von Sicherheitsingenieuren erarbeitet.“

Wer Interesse hat, sich zu beteiligen kann an jedem ersten Dienstag im Monat im Tunnel vorbeischauen oder sich mit Dietmar Roos, Tel. 0177/925 60 90, oder mit Thomas Jahn, Tel. 02644/808.800, in Verbindung setzen.

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