Der Geschäftsmann aus Rheinbrohl hat 2021 Schloss Arenfels gekauft. Wie viel er für sein Eigenheim ausgegeben hat, will er nicht verraten, aber er will nach seinem Tod sein Vermögen in eine Stiftung stecken, deren einziger Zweck die Erhaltung des mehr als 760 Jahre alten markanten Wahrzeichens von Bad Hönningen und der Region ist.
Schloss Arenfels ist ein Herzensprojekt von Christian Runkel. Seit mehr als 20 Jahren ist das Schloss und seine Erhaltung ein zentraler Punkt in seinem Leben. „Ich hatte trotzdem nie vor, es zu kaufen. Aber ich liebe alte Immobilien und habe das Potenzial gesehen“, sagt der 57-Jährige, der vor rund 30 Jahren Notarfachangestellter in einem Linz Notariat gelernt hat.
Ob er sich damals schon vorgestellt hat, einmal ein ganzes Schloss zu besitzen? Natürlich nicht, meint er lachend und ergänzt: „Immobilien waren schon immer mein Steckenpferd. Ich habe damals nebenher im Linzer Weinhaus Rebenhof gearbeitet und immer gesagt, irgendwann übernehme ich ihn. Das war dann auch so“, schildert der Geschäftsmann.
Seine Maxime war von jeher: Fang einfach an und denke vor allem grenzenlos groß. Geht nicht, gibt’s für ihn nicht. Schon in jungen Jahren kaufte er Immobilien. Bei einem Winzer an der Ahr arbeitete er und sammelte wertvolle Erfahrungen im Bereich Gastronomie und im Dienstleistungssektor. Er war Brauereidirektor und hat immer noch einen Getränkefachhandel.
Vor gut 20 Jahren kam er dann in Kontakt mit Schlossbesitzer Antonius Freiherr Geyr von Schweppenburg, mit dem ihn mittlerweile eine Freundschaft verbindet. Er pachtete das historische Gemäuer, an dem der Zahn der Zeit ordentlich genagt hatte, und begann damit, das Schloss aus seinem Dornröschenschlaf zu wecken. Das verschlang Unsummen, aber von Geyr hatte zugestimmt, dass die gesamten Pachteinnahmen in die Unterhaltung des Schlosses flossen.
Das Schloss ist jetzt offenbar meine Lebensaufgabe.
Christian Runkel, der neue Schlossbesitzer.
Runkels Credo bei allem, was er tat und auch noch tun wird: „Geschichte konservieren und die Romantik des Schlosses erlebbar machen.“ Die Geschichte geht bei Schloss Arenfels zurück bis ins Mittelalter.
Erstmals wurde es 1259 urkundlich in einer Bürgschaftserklärung des Gerlach von Isenburg für Gräfin Mechthild von Sayn erwähnt. Besitzerwechsel und bauliche Veränderungen, vor allem durch den Kölner Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner, verliehen dem Bauwerk in den Jahren nach 1850 sein heutiges Aussehen.
Bauherr Reichsgraf Ludolf von Westerholt, der eigentlich nur die Wiederherstellung des Schlosses wünschte, war von dem Ergebnis jedoch wenig begeistert, was er mit dem Ausspruch quittierte: „Um das unwiederbringlich zerstörte Renaissanceschloss wird es schade sein! Nur dass viele Kunstbanausen das Schloss schön finden, gibt mir etwas Trost.“
Heute gilt die Anlage als eines der bedeutendsten romantisch-neugotischen Schlösser am Rhein, und Christian Runkel sorgt dafür, dass das Schloss nach und nach seinen alten Glanz erhält, indem er die Bausünden der Vergangenheit, die dem Gebäude zugesetzt haben, heilt.
Seele des Schlosses sichtbar machen
Zuletzt hatte eine Düsseldorfer Firma 2006 das markante Schloss gekauft und vieles verhunzt. „Was die gemacht haben, sah aus wie im Baumarkt ausgesucht“, sagt Runkel über die beigen und orangefarbenen Fliesen in der Bastei und den scheußlichen dunkelroten Anstrich.
2009 musste die Firma wegen Zahlungsschwierigkeiten Arenfels an die Familie von Geyr zurückgeben. Ein zweiter Schlossherr scheiterte 2016, und Runkel kümmerte sich weiter um sein Herzensprojekt. Alte Böden wurden abgeschliffen und aufpoliert, Wände aufgearbeitet, Teile des Dachstuhls saniert. Aufpoliert wurde auch das Treppenhaus an der Nordseite mit der einzigartigen gotischen Eisentreppe, die drei Stockwerke verbindet.
Bei allem, was der heutige Besitzer tut, will er die Seele des Schlosses sichtbar machen. Die historischen Räume hat er neu mit alten Möbeln eingerichtet. Viele verloren geglaubte alte Möbel aus dem Schloss und auch Kronleuchter konnte er zurückerwerben.
Mobiliar der Burg Linz aufgekauft
Neue alte Möbel hat er in der Burg Linz gefunden, deren ganzes Mobiliar er aufkaufen konnte. „Das war ein Glückfall für Arenfels“, sagt er und verweist auf markante Stühle und Anrichten, die aussehen, als hätten sie schon immer Schloss gestanden.
Alle Ecken und Winkel des prachtvollen Schlosses laden mittlerweile zur romantischen Zeitreise ein. Familienfeiern, Firmenevents oder Hochzeiten werden im Schloss gefeiert. Man kann auch im Schloss in acht Hotelzimmern übernachten. Die Zimmer scheinen bei allem Komfort der heutigen Zeit mit ihrem historischen Mobiliar wie aus der Zeit gefallen.
Weiterer Ausbau der Schlossanlage
Kleine Gäste lieben derweil vor allem die Zauberkammer, in der es natürlich auch einen Zauberstab und eine Schatzkarte gibt. Ob auch Geister im Schloss wohnen? Runkel will es augenzwinkernd nicht ausschließen. Unerschrockene können an Geisterführungen teilnehmen.
Seit 2020 zeichnen Benedikt Feltens und Johnny Sauvourel verantwortlich für den gastronomischen Part der Schlossbewirtschaftung. Runkel kann sich jetzt noch intensiver um den weiteren Ausbau der Schlossanlagen kümmern. Aktuell begeistert er sich fürs Baggerfahren.
Alte Parkstrukturen wieder sichtbar machen
„Ich habe das Gelände des alten Schlossparks dazu gekauft. Es geht bis Ariendorf. 1,5 Kilometer Rheinsteig verlaufen darüber. Ich versuche das Gelände wieder attraktiver zu gestalten“, kündigt der Schlossherr an, der täglich mit schwerem Gerät die alten Parkstrukturen wieder sichtbar macht.
Und er hat noch viel mehr vor. Die ehemaligen Stallungen verwandelt er gerade in einen Veranstaltungssaal, der 250 Gäste fasst. „Die Kreisverwaltung und der Denkmalschutz stehen mir hier Gott sei Dank zur Seite“, sagt er. Das Schlossdach macht ihm noch Sorgen. Etwa 65 Prozent der Fläche wurden bereits saniert, für den Rest läuft ein Förderantrag beim Land.
„Ich hoffe, dass es mir auch gelingt, bald die Fassade zu sanieren“, meint der Schlossherr. „Das Schloss ist offenbar jetzt meine Lebensaufgabe. So ein Besitz verpflichtet nun mal.“