Berührende Texte auf der Bühne
Demokratie Slam: Unkeler Schüler sagen, was sie bewegt
Allein oder im Team wurden die Texte präsentiert. Wie Dallin, Rehma und Kim (von links) aus der 10.1: Sie verlasen ein Statement gegen Gewalt gegen Frauen.
Andreas Winkelmann

21 Jungen und Mädchen von der Stefan-Andres-Realschule plus haben ebenso engagierte wie persönliche Texte über Mut und Migration geschrieben. Mitten auf dem Willy-Brandt-Platz in Unkel haben sie diese auf die Bühne gebracht.

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Es waren bewegende und berührende Aussagen, die das Publikum auf dem Willy-Brandt-Platz in Unkel am Abend des 3. Juni zu hören bekam. „Mut ist, Angst zu haben und dennoch weiter zu gehen“, sagte zum Beispiel Leon. „Kriege werden von Menschen erschaffen, sie können auch von ihnen beendet werden“, fand Efe. Und Luan und Silver betonten: „Mut beginnt da, wo du dich traust, laut zu träumen.“ 21 Schüler der Stefan-Andres-Realschule plus haben im Rahmen des Projekts „Demokratie Slam“ selbst Texte geschrieben und diese vor Publikum vorgetragen.

Schüler arbeiten seit April an ihren Texten

Es waren zutiefst persönliche und engagierte Texte, die die Schüler in Workshops mit dem Willy-Brandt-Forum (WBF) seit April erarbeitet haben. Bereits im vergangenen Jahr gab es eine solche Veranstaltung. „Da waren es nur zehn Schüler, die etwas vorgetragen haben“, sagt Gwendolyn Keppler vom WBF im Gespräch mit unserer Zeitung. Sie hat die Workshops organisiert. Sarah Wördemann, Leiterin des Willy-Brandt-Forums, betont, dass „demokratisches Miteinander bedeutet, sich eine Meinung zu bilden, diese zu äußern und darüber zu debattieren“.

Genau das haben die Schülerinnen und Schüler getan. Sie setzten sich nach dem Beispiel Willy Brandts mit den Themen „Mut“ und „Migration“ auseinander und übertrugen Brandts Mut zum Weg ins Exil und seinen Kampf von dort gegen den Nationalsozialismus ins Heute und in ihre eigene Lebenswirklichkeit. Hannes Kuhn, stellvertretender Leiter der Realschule, bedankte sich für die Unterstützung durch das WBF, ohne die das Projekt nicht möglich sei. In Rheinland-Pfalz sei das Projekt immer noch einzigartig.

Etliche Zuhörer haben sich auf dem Willy-Brandt-Platz versammelt, um die Beiträge der Schüler zu hören.
Andreas Winkelmann

Während die thematisch-inhaltliche Unterstützung das Willy-Brandt-Forum übernommen hatte, hatte Anna Lisa Azur die Schüler bei der Vortragstechnik gecoacht. Die Slam-Poetin aus Bonn, die seit 2018 auf der Bühne steht, führte auch durch das anderthalbstündige Programm. Luc und Felipe, Yagmur, Ida, Luan und Silver, Kerim und Luc aus der Klasse 9.1, Boran, Leon, Leyla, Efe, Jenny und Vithu aus der 9.2 sowie Dallin, Rehma und Kim, Mimi, Mia und Chiara aus der 10.1 trugen allein oder im Team ihre Texte vor.

Geschichten von Mut und Ungerechtigkeit

Sie sprachen über Mut, Ängste, Ungerechtigkeit und Gewalt gegen Frauen. Sie erzählten von selbst Erlebtem, zum Beispiel als in Deutschland von Migranten geborenes Kind mit deutschem Pass. Berichteten von Fluchterfahrungen oder auch vom Mut, den es braucht, seinen Eltern ins Gesicht zu sehen und zu sagen, dass man Musiker werden will.

Der Ort für ihre Botschaften war gut gewählt. Demokratische Ordnung brauche Geduld im Zuhören und Anstrengung, sich zu verstehen, hatte Willy Brandt in seiner Regierungserklärung 1969 sinngemäß gesagt. Und auch: „Wir wollen mehr Demokratie wagen.“ Die Schüler haben am Willy-Brandt-Platz Demokratie gewagt. Und das war mutig.

Ein letzter Blick ins Skript, bevor es auf die Bühne geht
Andreas Winkelmann

„Ich musste meinen ganzen Mut zusammennehmen, um diesen Text hier vorzutragen“, sagte Yagmur. Zuzuhören war jedenfalls nicht anstrengend, sondern bereichernd. Die Zuhörer spendeten viel Applaus.

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