Ein Drittel des Waldes liegt auch wegen des Klimawandels brach - Sind orientalische Baumarten auf lange Sicht die Lösung?
Dem Dattenberger Wald geht es nicht gut: Millionenschaden durch Borkenkäfer
Ein Bild, wie man es heutzutage an vielen Stellen des Westerwaldes sieht: Baumfreie Flächen gehören zum neuen Antlitz des Waldes. In Dattenberg wurde die Lage des Forstes genau analysiert. Ergebnis: Die sogenannte Blöße umfasst mittlerweile ein Drittel des Waldes.
Heinz Werner Lamberz/Creativ

Dattenberg. Kurz gesagt: Dem Dattenberger Wald geht es nicht gut – so wie vielen Wäldern in der Region. Klimawandel und Borkenkäfer haben im einst prächtigen Forst deutlich sichtbare Spuren hinterlassen. Wie genau es um den Dattenberger Wald bestellt ist, sollte eigentlich in einem Waldbegang des zuständigen Ausschusses erläutert werden, doch dieser musste wegen der Pandemie abgesagt werden. Dafür wurde von Mitarbeitern von Landesforsten Rheinland-Pfalz in der jüngsten Gemeinderatssitzung eine detaillierte Analyse der Situation im Dattenberger Wald vorgestellt. Fazit von Ortsbürgermeister Stefan Betzing: Durch die Schäden muss die Ortsgemeinde einen wirtschaftlichen Verlust von etwa 1 Million Euro verkraften.

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Der Dattenberger Gemeindewald hat eine Gesamtfläche von 276 Hektar, von denen etwa 245 Hektar als Wirtschaftswald genutzt werden, rechnete Jürgen Dietz von Landesforsten in der Sitzung vor. Der Großteil des Waldes erstreckt sich dabei östlich des Linzer Krankenhauses in Richtung Dattenberg-Hähnen. Beachtlich sei, so Dietz, dass diese Fläche so vielfältige forstwirtschaftliche Aufgaben erfülle wie ein Wald von mehr als 700 Hektar. Er führte dabei vor allem Biotope, den Klimaschutz sowie den Naturpark an, was den Dattenberger Wald besonders wertvoll macht.

Aber beim Zustand der Bäume schlägt der Experte Alarm: Ganze 33 Prozent des Baumbestandes seien in den vergangenen Jahren vom Borkenkäfer gefressen worden und werden in der Statistik nun als Blöße, also baumfreie Fläche, geführt. „Da hat früher mal die Fichte gestanden“, sagte Dietz zu den Flächen. Heute macht die Fichte nur noch etwa 5 Prozent des Baumbestandes im Dattenberger Wald aus, die Eiche kommt auf 13 Prozent, die Buche hingegen auf 35 Prozent. Fazit: Die Fichte, die lange als der „Brotbaum“ der Forstwirtschaft galt, ist so gut wie weg. Den Befall durch Borkenkäfer nannte Dietz „eine Katastrophe“.

Und zwar eine, die die Ortsgemeinde Dattenberg – wie andere Dörfer auch – in finanzielle Schwierigkeiten bringt. Gerade einmal 30.000 Ernte-Festmeter Holz stehen im Gemeindewald noch. „2018 waren es noch 66.000 Festmeter“, berichtete Dietz. Ein Punkt, den auch Ortsbürgermeister Stefan Betzing aufgriff. Er rechnete vor, dass dies einen massiven Wertverlust bedeute. Heutzutage bekäme man auf dem Holzmarkt vielleicht noch 30 Euro pro Festmeter, meinte Betzing. Da knapp 36.000 Festmeter Klimawandel und Borkenkäfer zum Opfer gefallen seien, kann man also von einem Verlust von mehr als 1 Million Euro ausgehen, die der Gemeinde in den zukünftigen Haushaltsplänen fehlen werde.

Als Lösungsansatz stellte Jürgen Dietz vor, dass man gezielt aufforsten müsse, um die Blößeflächen zu minimieren – durch Naturverjüngung als auch durch Pflanzmaßnahmen zum Aufbau der nächsten Waldgeneration. Auch müsse man das Wild im Blick behalten, das seinerseits für einen kleinen Teil der Schäden am Wald verantwortlich ist. Ziel sei es, in den kommenden 30 bis 40 Jahren in einen „geregelten Betrieb der Nachhaltigkeit“ hineinzukommen, so Dietz, damit etwa 1000 Festmeter Holz pro Jahr nachwachsen können. Dabei solle auf eine gute Durchmischung der Baumarten geachtet werden.

Hier setzte Ratsmitglied Renate Pepper (SPD) mit einer Idee an, wonach sich die Bürger ehrenamtlich betätigen und bei Pflanzungen im Wald helfen sollten. Revierförster Thomas Tullius erteilte dem allerdings eine Absage: Es sei zwar ehrenvoll, den Wald zu unterstützten, aber die Arbeit sollte man am besten den Profis überlassen, um ein optimales Vorgehen zu gewährleisten. Auf die Frage von Renate Pepper, ob das geplante Radwegenetz in der Verbandsgemeinde (VG) Linz den Wald beeinträchtigen könnte, antwortete der Dierdorfer Forstamtsleiter Uwe Hoffmann, dass es da noch Abstimmungsbedarf gebe und fügte hinzu: „Ich sage nicht pauschal ja, ich sage nicht pauschal nein.“

Die Ratsmitglieder interessierte auch, welche Rolle exotische Baumarten in Zukunft bei der Durchmischung des Waldes spielen werden. Jürgen Dietz meinte, dass der Fokus auf einheimischen Arten liegen solle, aber auch ein gewisser Anteil von Pflanzen aus dem Mittelmeerraum den Dattenberger Wald ergänzen könnte – vor allem mit Blick auf weiter steigende Durchschnittstemperaturen und klimatische Anforderungen. Dies sei auch bitter nötig, so Revierförster Tullius. „Wir wissen nicht, wie die ausländischen Arten reagieren. Wir wissen aber, wie die einheimischen Bäume reagieren – sie gehen kaputt“, resümierte er.

Das Thema Wald steht bei der kommenden Sitzung des Dattenberger Gemeinderates am Dienstag, 4. Mai, ab 19 Uhr erneut auf der Tagesordnung. Außerdem wird über die Containerlösung für den Kindergarten gesprochen. Die digitale Sitzung kann mit einem Link auf der Internetseite der Ortsgemeinde Dattenberg unter www.dattenberg.eu verfolgt werden.

Von unserem Redakteur Daniel Rühle

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