Stadthalle von Neuwied
Das Schicksal des Heimathauses wird zum Comedy-Programm
Auch wenn diverse Besucher mit auf die Bühne "dürfen" – Rainer selbst bleibt stets im Vordergrund.
Rainer Claaßen

Das Heimathaus darf nur noch bis Ende des Jahres betrieben werden, wie es danach weitergeht, ist noch offen. Für viele Neuwieder ist das eigentlich traurig - doch dass die Situation auch eine komische Seite hat, zeigte jetzt Rainer alias Boris Weber.

Boris Weber hätte wohl selbst nicht damit gerechnet, dass seine Kunstfigur „Rainer“ eine derart erfolgreiche Karriere hinlegen sollte. Als er 2020 auf der Bühne des Schlosstheaters erstmals als selbstverliebter Sitzungspräsident auftrat, war die Welt noch eine andere – Corona schien weit entfernt, Merkel war Kanzlerin und es gab keine Zweifel daran, dass das Heimathaus noch lange die „Gute Stube“ Neuwieds bleiben würde.

Seit vergangenem Jahr ist das fraglich – ein Gutachten stellt massive Defizite im Bereich Brandschutz fest. Die Stadtverwaltung als Inhaber des Gebäudes lässt die Verträge der beiden Pächter zum Ende des Jahres auslaufen. Wie es danach mit der Halle und dem Restaurant im historischen Teil des Gebäudes weitergeht, ist unklar. Die Sanierungskosten werden auf mehr als 15 Millionen Euro geschätzt.

Ob Rainers Maßnahme tatsächlich geeignet ist, die Brandschutzvorgaben zu erfüllen? Zweifel sind angebracht.
Rainer Claaßen

Nachdem Weber in mehreren Theaterstücken und an vielen improvisierten Abenden das Potenzial der Figur ausgelotet hat – zuletzt moderierte Rainer die Benefizabende für den Neubau des Engerser Lokschuppens – ist er nun angetreten, hier Abhilfe zu schaffen: „Rainer saniert das Heimathaus“ lautet der Titel des Programms, das noch am Samstag um 20 Uhr und am Sonntag um 16 Uhr zu sehen ist – natürlich im Heimathaus.

Die Bühne ist mit viel Sorgfalt als Baustelle gestaltet. Rainer erwacht in Bauarbeitermontur gekleidet auf einem Gerüst. Zunächst glaubt er noch, nur in seinem Albtraum drohe der Halle das Ende – doch dann erkennt er die bittere Wahrheit. Und der will er etwas entgegenstellen.

Ideen für den Brandschutz

Den ersten großen Lacher gibt es, als das Publikum die Fasanenfedern an seinem Helm erkennt. Wie immer werden die Besucher in die Show integriert – manche müssen nur mitsingen, einige werden aber nach Herkunft und persönlichen Details gefragt. Dabei gibt’s Seitenhiebe über die Besucher sowie die Stadtteile und Orte, aus denen sie kommen.

Auch die Möhnen bekommen als natürliche Gegnerinnen von Rainer ihr Fett ab – er entwirft einen kühnen Plan, wie die ihren Teil zum Brandschutzkonzept der Halle beitragen könnten. Für die Stadt selbst hat er noch radikalere Überlegungen – die sehen etwa vor, dass zukünftig Rodenbacher Ochsen auf dem Luisenplatz weiden.

Das Bühnenbild passt zum Thema und wurde mit viel Sorgfalt eingerichtet.
Rainer Claaßen

Immer wieder spricht Weber einzelne Besucher an und konfrontiert sie mit respektlosen, aber durchgängig witzigen Kommentaren. Das sorgt für einen kurzweiligen Abend, an dem viel gelacht, gesungen und auch getrunken wird. Der fünfköpfige Bautrupp, den Rainer zusammenstellt, wird mit „Asco“ aus dem großen Spender in Stimmung gebracht, um dann provisorisch mit Brandschutzdecken die Sanierung voranzutreiben.

Seitenhiebe auf die Politik – insbesondere den Stadtrat – bleiben nicht aus. Allen dürfte klar sein, dass den Menschen in der Stadt die Halle am Herzen liegt. Und Rainers Befürchtung, dass diese, wenn sie erst einmal geschlossen ist, vermutlich nicht wieder öffnen würde, ist wohl nicht aus der Luft gegriffen. Vielleicht trägt die Show ja dazu bei, eine kreative Lösung zu finden.

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