Wer das 2011 geschlossene Schulhallenbad (die RZ berichtete mehrfach) in Puderbach noch gut vor Augen hat, wird es derzeit kaum wiedererkennen. Denn nur die Gebäudehülle ist geblieben, seit März läuft die Generalsanierung auf Hochtouren. Materialien lagern in den Räumen, Arbeiter verputzen Wände oder bereiten alles für die Dachkonstruktion vor. Beim Gang über die Baustelle wird aber auch deutlich, dass früher bei der Planung einiges nicht passte und nun für die Zukunft korrigiert wird.
Zum aktuellen Zeitplan der Generalsanierung sagt Markus Sommer, Bauamtsleiter der Verbandsgemeinde Puderbach: „Aufgrund der Lieferkettenschwierigkeiten haben wir acht Wochen verloren. Die ursprünglich geplante Fertigstellung wird sich somit verzögern.“ Konkret führt er dafür die später gelieferten Dachbleche an. „Im Juni 2023 wollen wir fertig sein.“ Vor mehr als einem halben Jahr begann die Sanierung des Bades zunächst mit der Entkernung.
„Im März sind wir gestartet mit dem Rückbau“, erinnert sich der Bauamtsleiter. Wie er weiter ausführt, waren Arbeiter drei Wochen lang in Vollmontur, um kontaminierte Dachbereiche zu entfernen. Anschließend, als das Dach abgebaut war, wurden für mehrere Monate Sicherheitsmaßnahmen ergriffen, um angelieferte Materialien und auch Gebäudestrukturen zu schützen. Eines spielte dabei in die Karten: „Wir hatten Glück, weil es wenig geregnet hat“, betont Sommer.
Zum Hintergrund: Volker Mendel, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Puderbach, erklärt die Vorgeschichte des Schulhallenbades, damit die heutige Lage besser eingeordnet werden kann. Seit den 1960er-Jahren gibt es laut Mendel in Puderbach ein Schulbad, damals noch in Kombination mit einer Turnhalle, an dem gleichen Platz wie heute. Irgendwann wurde das Gebäude immer sanierungsbedürftiger, es gab eine Diskussion im VG-Rat, ob ein Neubau oder eine groß angelegte Sanierung sinnvoller ist.
Ein Entschluss fiel: „Wir haben uns letztendlich für einen Neubau entschieden, aber auf der gleichen Fläche“, sagt Mendel. Das Bad wurde dann 2005 eröffnet und musste schon 2011 wieder geschlossen werden. Planungsfehler hatten dafür gesorgt, dass über die Dachkonstruktion Feuchtigkeit eingedrungen war, Bauschäden und gesundheitsgefährdende Schimmelbildung waren die Folge.
Ein langer Rechtsstreit
Ein Rechtsstreit über viele Jahre entbrannte über den Aufwand der Sanierungsmaßnahmen. Doch im Sommer 2020 konnte dieser beendet werden: Die Verbandsgemeinde Puderbach einigte sich schweren Herzens mit der planenden Architektengemeinschaft auf einen Vergleich (die RZ berichtete). Gutachten zeigten im Rechtsstreit den hohen Sanierungsaufwand auf: „Jeder einzelne im Verfahren angesprochene Schaden hat sich bestätigt“, erklärt Sommer. Und nicht nur das: „Es kam auch noch einiges hinzu.“ Zum Beispiel mussten alte Fenster komplett rausgenommen werden, da „die Dämmung nicht korrekt war“.
Wenn man sich die einzelnen Veränderungen auf der Hallenbadbaustelle anschaut, die Sommer näher erläutert, werden einige schlecht geplante Punkte offensichtlich. Das fängt etwa schon bei der Lüftungsanlage an, die dafür sorgt, dass den Räumen Außenluft zugeführt und verbrauchte Luft abgeführt wird. Sommer zeigt den früheren Standort im Keller. Dort wird 2023 nur noch die Schwimmbadtechnik angesiedelt. Die alte Lüftungsanlage wird ersetzt. Sie war auch verkeimt, und es wäre laut Sommer schwierig geworden, sie komplett zu reinigen. Zudem: „Die Technik war schon 20 Jahre alt“, sagt Sommer. Die neue Lüftungsanlage wird größer sein, „um die Luftmenge zu steigern und auch wegen Corona hat sie einen anderen Durchsatz“.
Dafür wurde ein eigener Anbau geschaffen, dort lagert schon die bestellte, mit dem Kran reingehobene Anlage. Zukünftig befindet sich also die komplette Technikzentrale woanders. Das hat einen weiteren Vorteil: Während früher die frische, kalte Luft, nah bei den Umkleidekabinen von draußen angesaugt, durch das Schwimmbad geschickt wurde und dann in den Keller gelangte, sind es nun kurze Wege, so Sommer. Damals bildeten sich nach und nach Tröpfchen und damit risikoreiches Kondenswasser. Direkt am oberen Anbau wird nun frische Luft von draußen angesaugt und gelangt unmittelbar in die Lüftungsanlage. „Da gibt es keine Anfälligkeiten mehr.“ Ein Teil der Lüftungsanlage versorgt die Schwimm-, der andere die Nebenhalle.
Für die Sanierungskonzeption zeigt sich Soluto Plan, Teil der Monte-Mare-Gruppe, die viel Erfahrung beim Schwimmbadbau besitzt, verantwortlich. Damit das Bad zukünftig nicht wieder nach wenigen Jahren geschlossen wird, gibt es an der einen oder anderen Stelle weitere Anpassungen. Das lässt sich beispielsweise am Foyer feststellen. Dort konnte früher vom Schwimmbadbereich feuchte Luft reinziehen: „Die Fensterwand war oben offen. Das hätte so nicht sein dürfen“, betont Sommer. Nun wird die Wand geschlossen.
Einige Ungereimtheiten
An einer anderen Stelle war, bedingt durch die Folgen der Feuchtigkeit, plötzlich Moniereisen sichtbar. Und es wurden auch unnütze Planungen entdeckt. „Es gab gedämmte Innenwände, die wir überhaupt nicht erklären konnten“, sagt Sommer. So war es bei einer Toilette mitten im Innenraum. Ansonsten werden weitere Anpassungen umgesetzt. Zum Beispiel wird es im Foyer eine Besuchertoilette geben und in der Nähe auch einen eigenen Personalbereich. Im Schwimmbad selbst wird ein Wickelraum hergerichtet und zudem Platz, um Schwimmutensilien zu lagern. Außerdem: „Für jeden Sonnenstand haben wir Fenster“, sagt Sommer. Die Planer setzen auf LED-Beleuchtung, auf dem Dach wird eine Fotovoltaikanlage installiert sein.
Noch bleibt einiges zu tun, ganz langsam nimmt alles Formen an. Mendel und Sommer sind zuversichtlich, dass das Schwimmbad für die Zukunft gut aufgestellt ist, viele Anfälligkeiten ausgemerzt werden und das Bad nicht so schnell geschlossen werden muss: „Zu 100 Prozent können wir es nicht ausschließen, aber wir wollen sehr nah an die 100 Prozent kommen“, hebt Markus Sommer hervor.
Infos: Kosten für Generalsanierung sind gestiegen
Im Verfahrensstreit waren für die Sanierung nur die Schäden am reinen Gebäude betrachtet worden, sagt Volker Mendel, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Puderbach: „Ganz am Anfang war von 1,3 Millionen Euro die Rede.“ Aber hier wurde unter anderem die Technik nicht berücksichtigt und sich verändernde Abläufe. „Da war auch nicht vorgesehen, dass die Lüftungsanlage erneuert wird“, nennt Markus Sommer, Bauamtsleiter der Verbandsgemeinde Puderbach, ein Beispiel. Allein die Kosten für die Elektronik seien von 260 000 auf rund 500 000 Euro gestiegen.
Nachdem schließlich das neue Sanierungskonzept fertiggestellt war und im VG-Rat diskutiert wurde, lagen die Kosten für die Generalsanierung komplett bei 3,5 Millionen Euro. „Wenn es fertig ist, werden es 4,5 Millionen Euro sein“, schätzt Sommer. Mehrkosten sind auch entstanden durch neu entdeckte Anfälligkeiten. Den mit Abstand größten Teil machen aber ganz andere Gründe aus: „Die Hauptkostenreiber sind die Inflation und die Auswirkungen durch den Krieg“, sagt Bauamtsleiter Markus Sommer. ten