Jörg Gerlich, dem das Damwildgehege in Leutedorf gehört, ist sich sicher: „Das war ein Wolf.“ Er verweist auf die für „einen Wolf typischen Kadaver-Auffälligkeiten wie Kehlenbiss, großflächige Ausweidung der Innereien und Verschonung des Pansen“. Ilonka Degenhardt vom Kreisveterinäramt hält das ebenfalls für wahrscheinlich. „Hunde hetzen eher, während Wölfe gezielt in die Kehle beißen“, sagt Degenhardt. Allerdings habe es schon andere Verdachtsfälle gegeben, die sich danach nicht bestätigt hätten, erinnert die Veterinärin. Sollte es tatsächlich ein Wolf gewesen sein, „wird man sich etwas einfallen lassen müssen, wie man ihn in Zukunft von dem Gehege fernhält“, sagt Degenhardt und verweist auf die Zuständigkeit der Stiftung Natur und Umwelt, die den Fall nun weiter untersucht. Bei nachgewiesenen Wolfsrissen komme das Land für die finanziellen Verluste auf. Und diese sind für Gerlich erheblich. „Das gerissene Damwild war ein tragendes Muttertier. Ein anderes Muttertier ist verschwunden, es muss aus Panik über den Zaun gesprungen sein“, sagt Gerlich. Der Wolf sei in der Gegend schon öfter gesichtet worden, sagt Gerlich. Insgesamt hält er 30 Tiere in dem Gehege in Leutesdorf. Der Wolf war in einen für drei Tiere abgetrennten Bereich eingedrungen – nur der Hirsch ist übrig geblieben. Für Gerlich ein „Desaster“, zumal er vermutet, dass das intelligente Tier erneut das Gehege aufsuchen wird.
Zuletzt war ein Wolf im April 2016 zweimal in ein Damwildgehege in Giershofen eingedrungen und hatte dort insgesamt zehn Tiere gerissen. Damals hatte die Analyse von DNA-Proben für Gewissheit gesorgt. Im 2012 war im Kreis Neuwied der landesweit erste Wolf nach mehr als 100 Jahren nachgewiesen und später im Westerwaldkreis illegal erschossen worden. Zudem riss im September 2015 ein Wolf im Pfälzer Wald ein Reh. Laut Umweltministerium ist gemeinsam mit Schäfern, Tierhaltern, Jägern und Naturschützern ein Wolfsmanagementplan erarbeitet worden. Im Schadensfall sollen Halter entschädigt werden. Die Großkarnivoren-Hotline ist telefonisch erreichbar unter 06306/911.199 oder per Mail an wolf@snu.rlp.de obi