Geschichtsverein Unkel sammelt Zitate und Texte von Bürgern aus dem Lockdown
Damit die Nachwelt die Corona-Zeit versteht: Geschichtsverein Unkel sammelt Erlebnisse
Eva Maria Gerstkamp hat schon viele interessante Geschichten rund um Corona gesammelt. Doch es sollen noch mehr werden. Foto: Sabine Nitsch
Sabine Nitsch

Unkel. Geschichte sollte für die Nachwelt festgehalten werden, am besten dann, wenn sie gerade passiert. Die Corona- Krise ist längst noch kein Fall, der nur die Geschichtsbücher füllt. Noch wird die Krise erlebt. Deswegen will der Unkeler Geschichtsverein jetzt die Erlebnisse in der Corona-Krise festhalten, bevor sich der Mantel des Vergessens über die Geschehnisse in der Krise legen kann. Der Verein fordert die Unkeler dazu auf, Geschichten aus dem Corona-Alltag für künftige Generationen aufzuschreiben.

„Wer weiß demnächst noch, wie es uns während der Corona-Krise ergangen ist? Hamsterkäufe von Nudeln und Toilettenpapier, das Tragen von Schutzmasken oder die vielen Folgen der Abstandsregeln auf unser soziales Miteinander werden nach der Krise schnell wieder in Vergessenheit geraten“, meint Eva Maria Gerstkamp vom Unkeler Geschichtsverein, die die Idee dazu hatte, die Geschichte jetzt schon aufzuschreiben, damit künftige Geschichtsforscher sie nicht irgendwann mühsam rekonstruieren müssen.

„Wir wünschen uns, dass uns die Unkeler ihre persönlichen Corona-Geschichten zusenden. Wir sammeln sie. Alle eingereichten Texte werden im Stadtarchiv für zukünftige Generationen aufbewahrt. Ausgewählte Texte sollen wahrscheinlich auch in einer Schrift veröffentlicht werden“, erläutert die ehemalige Schulleiterin, die auch Stadtführungen in Unkel macht. „Die Texte können von Begebenheiten oder Begegnungen, von Gefühlen und Hoffnungen, oder von Verlusten erzählen, die während der Ausnahmesituation entstanden sind. Aber auch positive Seiten der Krise könnten Thema sein.“

Die ersten Texte sind schon bei ihr eingegangen. „Die Menschen schildern in vielen Facetten, wie sie ihren Alltag erleben“, zieht Gerstkamp eine erste Bilanz. „Überall lauert er, der unsichtbare Feind“, ist in einem Beitrag zu lesen. „Das Coronavirus fesselt mich ans Haus, schränkt meine Grundrechte ein. Ich fühle mich hilflos“, ist ein weiteres Zitat. Jemand anderes beschreibt, seine Erlebnisse im „Corona-Supermarkt“. „Hinter mächtigen Plexiglasscheiben haben sich mutige Kassiererinnen verbarrikadiert. Sie sind die neuen Heldinnen der Arbeit. Hinter der Frischetheke tragen Verkäuferinnen grünen Mundschutz, wie Chirurgen im OP“, werden Einkaufserlebnisse beschrieben.

Aufgeschrieben wurden Erlebnisse im Corona-Lockdown auf Sylt, wo Ferienwohnungsvermieter Gäste im eigenen Auto auf die Insel schmuggelten. Beobachtet wurde auch, dass der heilige Sebastian, der als Pestheiliger gilt, jetzt um Hilfe gebeten wird. Geschildert werden Beobachtungen auf der Erpeler Ley, wo die Wirte des Ausflugslokals penibel die Sicherheitsvorschriften umgesetzt haben.

Aber es geht auch um nette Gesten, um Hilfen und neue Kontakte in der Nachbarschaft. Jemand hat im Briefkasten als Ostergeschenk zwei selbst genähte Schutzmasken gefunden, oder ein Mädchen aus der Nachbarschaft wird lobend erwähnt, das seine Hilfe angeboten hat. Ostern wurde 2020 offenbar sehr kreativ auf Abstand über den Gartenzaun hinweg gefeiert. „Ein spontaner österlicher Stehempfang, dazwischen ein Maschendrahtzaun. Wir stoßen mit Prosecco an und halten den Sicherheitsabstand“, beschreibt jemand das Fest. Es geht auch um plötzliche Erkenntnisse. „Mir wurde netterweise Hilfe angeboten, weil ich altersmäßig zur Risikogruppe zähle. Da musste ich erst mal schlucken. Ich fühle mich nicht alt.“

Auch ein Gedicht ist unter den Einsendungen. „Es wäre schön, wenn möglichst viele in den kommenden Monaten ihre Corona-Eindrücke und -Erlebnisse schildern“, appelliert Gerstkamp an die Unkeler. Alle möglichen Textformen seien erwünscht. Angefangen bei Gedichten, Tagebucheinträgen, Essays, Reportagen, Erlebnisberichten oder vielem mehr. „Damit wir Ihre Texte veröffentlichen können, schreiben Sie bitte bei jeder Zusendung auch eine formlose Einverständniserklärung zur Veröffentlichung unter Ihren Text. Wir freuen uns auf ihre Einsendung“, erläutert Gerstkamp.

Die Texte sollten maximal drei Seiten umfassen. Sie können per E-Mail an geschichtsverein@unkel.org oder per Post an Geschichtsverein Unkel e. V., Backesweg 19, 53572 Unkel geschickt werden.

Von unserer Reporterin Sabine Nitsch

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