Neuwied
Coveris-Werk ist nicht profitabel genug: Massiver Stellenabbau in Neuwied droht
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Das Neuwieder Coveris-Werk ist in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Eine Umstrukturierung soll den Standort retten, doch sie könnte etliche Arbeitsplätze kosten.
Jörg Niebergall

Wirtschaftliche Probleme, Kurzarbeit, ein drohender Stellenabbau: Die Lage im Neuwieder Coveris-Werk ist angespannt. Eine Umstrukturierung soll den Standort wieder profitabel machen. Fällt dafür fast die Hälfte der Arbeitsplätze weg?

Der Neuwieder Standort des Verpackungsherstellers Coveris soll umstrukturiert werden. Das könnte mit einem massiven Stellenabbau einhergehen. Es soll um knapp die Hälfte der Arbeitsplätze im Werk am Sandkauler Weg gehen, mehr als 90 Menschen wären davon betroffen.

Diese Zahlen nennt die Gewerkschaft Verdi auf Anfrage unserer Zeitung. Aus der Firmenzentrale der Coveris-Gruppe in Wien werden hingegen keine konkreten Zahlen kommuniziert. Unternehmenssprecherin Barbara Sternig bestätigt aber, dass für den Standort Neuwied ein Restrukturierungsprojekt begonnen habe.

Gewerkschaft fordert sozialverträgliche Lösung

„Die Mitarbeiter wurden bereits über die Situation informiert, und das Führungsteam in Neuwied ist derzeit in enger Abstimmung mit dem Betriebsrat“, teilt Sternig mit. „Näheres werden wir erst nach Ende der Verhandlungen von Interessensausgleich beziehungsweise Sozialplan bekannt geben können.“

An den Verhandlungen ist auch Verdi beteiligt. „Wir wollen uns für den Erhalt des Standorts einsetzen“, betont Verdi-Fachbereichssekretär Ferhat Altan. Er fordert eine sozialverträgliche Lösung. Wenn Stellen abgebaut werden müssten, solle das nicht über betriebsbedingte Kündigungen geschehen. Vielmehr sollte beispielsweise ein Abbau über die Altersteilzeit Teil des Konzepts sein.

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Das Neuwieder Coveris-Werk ist in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Eine Umstrukturierung soll den Standort retten, doch sie könnte etliche Arbeitsplätze kosten.
Jörg Niebergall

Die Coveris-Gruppe, die nach eigenen Angaben rund 30 Werke in ganz Europa betreibt und einen Jahresumsatz von 1 Milliarde Euro verzeichnet, sei zwar insgesamt ein wachsendes Unternehmen. Dennoch habe sich „das in der gesamten Industrie vorherrschende turbulente wirtschaftliche Umfeld auch auf einige Standorte innerhalb unseres Netzwerkes ausgewirkt“, erklärt Unternehmenssprecherin Sternig.

Dies erlaubt es dem Standort derzeit nicht, ein Mindestertragsniveau zu erreichen.

Coveris-Sprecherin Barbara Sternig

Das Werk in Neuwied ist einer dieser Standorte. Dort komme noch hinzu, dass die Kunden des Werks aktuell über hohe Lagerbestände verfügten. „Dies erlaubt es dem Standort derzeit nicht, ein Mindestertragsniveau zu erreichen“, sagt Sternig.

Vor diesem Hintergrund habe Coveris Neuwied den Betrieb bereits auf Kurzarbeit umgestellt. Für die weitere Zukunft soll der Standort nun umstrukturiert werden. Dabei liege der Schwerpunkt „auf dem Ausbau des Standortes zu einem Kompetenzzentrum für Papier- und Kunststoffbeutelfertigung“, erläutert Sternig. Die Bereiche Druck und Laminierung, die noch zum Werk am Sandkauler Weg gehören, sollen hingegen zum Coveris-Standort in Halle verlagert werden.

Umstrukturierung bereits vor fünf Jahren

Die Unternehmenssprecherin erklärt: „Wir sind der Überzeugung, dass diese Spezialisierung unserem Werk in Neuwied langfristig helfen wird, abermals auf gesunden Beinen zu stehen und sich zeitnah wieder zu einem selbsttragenden und profitablen Standort zu entwickeln.“

Solche Hoffnungen gab es auch vor fünf Jahren schon, als das Coveris das Werk in Neuwied zuletzt umstrukturiert hatte. „Dadurch war es uns möglich, unseren Kunden weiterhin wettbewerbsfähige Verpackungslösungen anzubieten und ein wichtiger Arbeitgeber der Region zu bleiben“, sagt Sternig rückblickend.

Zugeständnisse an die Arbeitgeberseite

Diese Hoffnung hatten die Beschäftigten auch mit Zugeständnissen an die Arbeitgeberseite am Leben erhalten. Wie Verdi-Mann Ferhat Altan schildert, gebe es bereits seit 15 Jahren immer wieder wirtschaftliche Probleme am Standort Neuwied. Um die Arbeitsplätze zu sichern, verzichteten die Arbeitnehmer dort schon seit Jahren auf Tarifleistungen. Zuletzt sei im Jahr 2021 ein Haustarifvertrag für das Werk am Sandkauler Weg abgeschlossen worden. „Wir als Verdi haben versucht, dem Unternehmen Zeit und Möglichkeiten zur Weiterentwicklung zu geben“, sagt Altan.

Als Produktionsstandort für Verpackungen blickt das Werk auf eine lange Geschichte zurück. Im Sommer 2022 wurde das 110-jährige Bestehen gefeiert. Das ursprüngliche Unternehmen in Neuwied wurde im Sommer 1912 von Paul Reuther gegründet.

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