Personalausfall hoch - Weniger Patienten - Infektionsschutz wichtig
Corona ist im Krankenhaus noch Alltag: Im Kreis Neuwied ist viel Personal ausgefallen
Die Corona-Pandemie belastet das Krankenhauspersonal nach wie vor. Hinzu kommt der hohe Krankenstand bei den Mitarbeitern. Foto: Marijan Murat/dpa
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Kreis Neuwied. Das Impfzentrum in Niederbieber schließt zum Jahresende. Die Isolationspflicht für mit Corona Infizierte ohne Symptom ist weggefallen. Die Corona-Welle scheint langsam an Fahrt zu verlieren. Spüren jetzt auch die Krankenhäuser im Kreis Neuwied eine Entspannung?

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Noch Mitte November beklagte der Leiter des rheinland-pfälzischen Covid-19-Registers, Dr. Anselm Gitt, die Dauerbelastung der rheinland-pfälzischen Krankenhäuser vor dem Hintergrund anhaltend hoher Personalausfälle und Rekordzahlen bei den Covid-19-Patienten auf den Normalstationen. Die gute Nachricht vorweg: Eine Überlastung der Intensivstationen aufgrund von Corona-Patienten wird derzeit von keiner Klinik im Kreis gemeldet.

Aktuell ist die Zahl der Covid-Patienten, die in unseren Kliniken aufgenommen werden müssen, bei Weitem nicht so hoch wie in den Phasen höchster Krankheitsaktivität.

Andrea Schulze, Pressereferentin Marienhaus GmbH

„Aktuell ist die Zahl der Covid-Patienten, die in unseren Kliniken aufgenommen werden müssen, bei Weitem nicht so hoch wie in den Phasen höchster Krankheitsaktivität“, teilt Pressereferentin Andrea Schulze von der Marienhaus GmbH in Waldbreitbach mit. Die vorherrschende Omikron-Variante verursache nicht so viele schwerwiegende Krankheitsverläufen wie vorherige Varianten. „Daher ist sowohl die Zahl der Patienten auf der Normalstation als auch auf der Intensivstation geringer als früher.“

Interessanterweise verzeichnete aber das Evangelische Krankenhaus Dierdorf/Selters (KHDS) im Oktober 2022 den höchsten Stand an Erkrankungen seit Beginn der Pandemie: „In diesem Monat hatten wir 100 infizierte Patienten und 30 infizierte Mitarbeiter“, berichtet der Ärztliche Direktor Dr. Reinhold Ostwald.

Wir haben aktuell keine schweren Covid-Verläufe zu verzeichnen.

Bernd Löser, kaufmännischer Direktor des DRK-Krankenhauses Neuwied

In allen fünf Kliniken im Kreis tritt die Covid-19-Erkrankung vorwiegend als „Begleiterkrankung auf“, wie etwa Bernd Löser, kaufmännischer Direktor des DRK-Krankenhauses Neuwied, für sein Haus rückmeldet und ergänzt: „Wir haben aktuell keine schweren Covid-Verläufe zu verzeichnen.“ Das bestätigen auch die Zahlen des Verbundkrankenhauses Linz-Remagen, wo Ende November von zwölf Patienten eine Person auf der Intensivstation lag. Im KHDS hielten sich zu diesem Zeitpunkt fünf von fünf Corona-Patienten auf der Normalstation auf. Ähnliches meldete die DRK-Kamillus-Klinik Asbach, es waren zwei von zwei Erkrankten auf der Normalstation.

Die Personalsituation ist aufgrund der Quarantäneregelungen angespannt, teilweise müssen OPs verschoben und Bettenkapazitäten auf den Stationen reduziert werden.

Bernd Löser

Die Aufnahme Infizierter „stellt das Krankenhaus vor logistische Probleme, da diese Patienten isoliert werden müssen, um nicht andere zu infizieren“, macht Andrea Schulze auf ein weiteres Problem aufmerksam. Denn alle Krankenhäuser würden nicht erst seit Beginn der Pandemie mit großen Personalproblemen kämpfen. Aktuell kommen zu den Personalausfällen durch Corona-bedingte Quarantäne die jahreszeitlich bedingten Erkältungskrankheiten und Grippe sowie die jahrelange Dauerbelastung des Pflegepersonals hinzu. „Die Krankheitsquote liegt bei dem Zwei- bis Dreifachen der uns bekannten Werte“, umreißt Thomas Werner, Geschäftsführer des Verbundkrankenhauses Linz-Remagen, die schwierige Situation seines Hauses. „Als Folge dessen müssen wir leider auch kurzfristig geplante Operationen und Eingriffe absagen. Einschränkungen der Leistungsbereitschaft, der Aufnahmefähigkeit und der Behandlungskapazitäten gehören ebenfalls dazu.“ Bernd Löser ergänzt für die Neuwieder DRK-Klinik: „Die Personalsituation ist aufgrund der Quarantäneregelungen angespannt, teilweise müssen OPs verschoben und Bettenkapazitäten auf den Stationen reduziert werden.“ Gleiches gilt für das Krankenhaus Dierdorf-Selters, wo im Herbst Abteilungen und Stationen geschlossen werden mussten.

Entspannter ist die Lage in der DRK-Kamillus-Klinik Asbach: „Wir können das Haus ohne Einschränkungen fahren“, teilt Kerstin Wiemer, stellvertretende kaufmännische Direktorin, mit: „Wir haben derzeit mit krankheitsbedingten Ausfällen zu kämpfen, die für diese Jahreszeit normal sind.“

Unverändert testen wir unserer Patienten vor der stationären Aufnahme.

Thomas Werner, Geschäftsführer Verbundkrankenhaus Linz-Remagen

Im Gegensatz zum öffentlichen und privaten Leben gelten in Krankenhäusern – wie auch in Senioreneinrichtungen und Einrichtungen für Menschen mit Behinderung – weiterhin die Masken- und die Testpflicht sowie Einschränkungen für Besucher. In allen Klinken sind FFP2-Masken für Personal, Patienten und Besucher angesagt. „Unverändert testen wir unserer Patienten vor der stationären Aufnahme“, weist Thomas Werner vom Verbundkrankenhaus Remagen-Linz auf die Vorgaben hin, die nicht nur in diesem Krankenhaus gelten: „Durch Beschränkungen bei den Besucherregelungen minimieren wir zudem die Infektionsrisiken. Die zunehmenden Lockerungen verpflichten uns nun umso mehr zu einer besonderen Achtsamkeit.“

In der Regel gilt: Ein Besucher pro Patient darf täglich eine Stunde in die Klinik. Die Zeitfenster für Besuche variieren aber von Haus zu Haus. In allen Einrichtungen gilt eine allgemeine Testpflicht, wobei ein tagesaktueller, offiziell zertifizierter negativer Corona-Antigen-Schnelltest oder PCR-Test vor Besuchsbeginn vorzulegen ist. Ehrenamtliche Besuchsdienste wie die Grünen oder Gelben Damen sind in den meisten Häusern noch nicht wieder aktiv. Stellvertretend für alle Krankenhäuser bittet Kerstin Wiemer von der Kamillus-Klinik um Verständnis für die Einhaltung der Hygienemaßnahmen zum Schutz der Patienten und Mitarbeiter, „auch wenn für die Bevölkerung weiterhin viele Schutzmaßnahmen reduziert oder gar nicht mehr notwendig sind“.

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