Der Großteil der Bewohner ist inzwischen getestet, wobei noch Ergebnisse ausstehen. Die Planungen für eine zweite Testreihe laufen bereits. Kontaktpersonen befinden sich in Quarantäne. Über welchen Weg das Virus in den besonders sensiblen Lebensbereich mit vielen Risikopatienten gelangt ist, ist derzeit noch unklar. Es gibt aber den Verdacht, dass sich Mitarbeiter infiziert und den Erreger im Heim in der Matthias-Erzberger-Straße weiterverbreitet haben. Aus diesem Grund hat der Kreis auch die auf Landesebene angesiedelte Heimaufsicht mit ins Boot geholt.
Ein Knackpunkt in Sachen Ansteckung könnte sein, dass Pflegepersonal in der Einrichtung auch auf Leiharbeitsbasis beschäftigt wird, wobei diese Mitarbeiter in Hotels untergebracht sein sollen. Die zuständige Heimaufsicht beim Landessozialamt lässt dazu auf RZ-Anfrage verlautbaren: „Dass Leasingkräfte in Hotels untergebracht werden, widerspricht nicht dem Landesgesetz über Wohnformen und Teilhabe. Es ist generell positiv zu bewerten, als dass die Kräfte jeden Tag einen weiten Weg zurücklegen müssen und eventuell das Infektionsrisiko steigt.“
Ein Anruf beim Seniorenheim Helvita förderte keine weiteren Informationen zutage. Von dort hieß es lediglich, dass die RZ sich wegen der Corona-Fälle an die Heimaufsicht wenden soll, von der Einrichtung würde es dazu keine Stellungnahme geben. Was die Kommunikation betrifft, zeigten sich zudem bei Facebook Angehörige von Heimbewohnern in Sorge. Sie bemängelten im Hinblick auf Testergebnisse den Informationsfluss. Dazu sagte Achim Hallerbach: „Da gab es am Sonntag wohl Irritationen, da die Einrichtungsleitung zunächst nur im Falle eines positiven Test die Angehörigen informiert hatte.“
Unterdessen greifen beim Gesundheitsamt die Automatismen. Wie der Landrat informiert, läuft seit dem Wochenende die Kontaktverfolgung, weitere Corona-Tests sind veranlasst. Mit Verwunderung haben die Verantwortlichen beim Kreis auf die Tatsache reagiert, dass es im Seniorenheim offenbar keinen Vorrat an Schutzausrüstung gab. Schutzbrillen, Masken und Schutzanzüge zählen zur Pflichtausstattung, wenn isoliert liegende Corona-Infizierte betreut werden müssen. „Wir haben dann kurzfristig mit Material aus den Kreisbeständen ausgeholfen“, sagt der Landrat. Darüber hinaus stünden Kreisverwaltung, Heimleitung und Heimaufsicht in ständigem Austausch.
Davon abgesehen griff die Kreisverwaltung auch an anderer Stelle ein. Die Rede ist von der Essensversorgung des zweiten Helvita-Standortes im Kreis Neuwied, der Einrichtung in Kretzhaus. Dorthin ist bislang von Neuwied aus Essen geliefert worden. „Das haben wir sicherheitshalber erst einmal gestoppt“, berichtet der Landrat.
Nicht nur im Zusammenhang mit den Fällen im Neuwieder Seniorenwohnheim verzeichnet die Fieberambulanz in Neuwied in den zurückliegenden Tagen ein weiter steigendes Testaufkommen. Wie der Krisenstab am Montagnachmittag mitteilt, sind im Lauf des Tages mehr als 200 Personen getestet worden. Dieses Aufkommen macht sich wiederum in langen Staus vor dem Drive-in im Industriegebiet Distelfeld bemerkbar. Weil es mitunter zu Verkehrsbehinderungen kam, will der Krisenstab der Kreisverwaltung die Verkehrsführung etwas ändern. Auf vier Spuren ist der Drive-in bereits ausgebaut worden.
Dass bundesweit Labore angesichts eines enormen Testaufkommens über eine Überlastung klagen, macht Landrat Hallerbach derzeit noch keine Sorgen: „Bei uns läuft es noch gut. Es gibt lediglich mal den einen oder anderen Fall, wo das Testergebnis mal einen halben Tag später kommt.“