Bevor er am 1. April 2020 neuer Chefarzt der Urologie des evangelischen Krankenhauses Dierdorf/Selters (KHDS) wurde und auch Mitglied der Dierdorf Urologiepraxisleitung, war er als Oberarzt Sektionsleiter der minimalinvasiven Urologie an der Heliosklinik in Duisburg. Seinen Schritt bereut er bis heute nicht.
Familiäre Vernindungen in die Region
„Damit habe ich den rationalen beruflichen Wunsch und familiären Wunsch übereingebracht“, erklärt Höinghaus heute seine Entscheidung. Seine Frau, die aus Andernach kommt, wollte wieder näher an ihrer Heimat sein: „Meine Frau hat die Patenschaft für den Sohn ihrer Schwester übernommen“, sagt er. Schließlich ergab sich eine berufliche Gelegenheit, als der Facharzt Herbert Rübben, aktuell etwa Sektionsleiter am Heliosklinikum in Duisburg-Hochfeld, ihn auf den Job in Dierdorf aufmerksam machte: „Dann war Dierdorf angesagt.“
Trotz der schwierigen Corona-Phase, die ihm aber auch zeigte, was ihm im Leben wirklich wichtig ist, fühlte er sich von Anfang an gut vom Team aufgenommen. Neben Gert Schindler ist er nun einer der beiden Chefärzte der Urologie am KHDS. Seine Arbeit mit einer Teilselbstständigkeit spaltet sich auf die Bereiche Praxis und Krankenhaus – je nach dem, wie der Dienstplan aussieht. „Im Regelfall bin ich ab 7 Uhr in der Praxis und im Krankenhaus“, sagt er. Erst überprüft er in der Praxis, ob alles in Ordnung ist. Anschließend geht er ins Krankenhaus, sofern er hier für den Dienst eingeteilt ist, schaut nach Notfall- und stationären Patienten. Am Dienstag und Donnerstag sind laut Höinghaus die OP-Tage, wo er regelmäßig im Einsatz ist oder er hält Sprechstunden ab. Gegen 17 bis 18 Uhr hat er normalerweise Feierabend.
Große Unterschiede zur Arbeit in Duisburg
„Ich bin ein Freund von Prozessen und Strukturen“, betont er. Bedeutet, dass wenn er frei hat, auch gern freihaben möchte. „Das geht hier nur bedingt“, sagt Alexander Höinghaus. Denn er hat 15 Tage im Monat Bereitschaftsdienst. Im Vergleich zu seiner vorherigen Station in Duisburg sind die Unterschiede sehr groß. In Duisburg hatte er eine klare Berufsbeschreibung, war normal als Klinikarzt tätig und kümmerte sich um seine Sektion. Dort bildete er auch Assistenzärzte aus. Nun trägt er vor allem organisatorisch mehr Verantwortung und ist „deutlich fremdbestimmter als vorher“. Aber: „Durch gute Organisation ist es zu kompensieren. Meine Zufriedenheit ist besser als vorher.“
Mehr Zeit mit der Familie
Da gibt es für ihn einen ausschlaggebenden Punkt: Er kann mehr Zeit mit der Familie verbringen. Zwar hatte er als Arzt in Duisburg auch einige Freiheiten, doch hatte er regelmäßig nur wenige Minuten am Tag, seine zwei Töchter zu sehen. Eine besucht die Grundschule, die andere noch den Kindergarten. Oft waren es lange Berufstage und die Rückfahrt von Duisburg nach Neuss dauerte aufgrund der Verkehrsdichte mindestens eine Stunde. Jetzt sind es rund zwölf Minuten bis nach Dierdorf und er kann es besser planen, Höinghaus wohnt mit seiner Familie am Waldrand in Ransbach-Baumbach.
„Ich bin ein totaler Familienmensch. Meine ganze Energie ziehe ich daraus, wenn ich meine Frau und meine Kinder sehe.“ Seine Frau und er sind naturverbunden. Gemeinsam gehen sie auch gern mal mit ihrem Hund Ludwig, einem Boxer, spazieren. Übrigens lernte Höinghaus seine Frau, die beruflich Krankenschwester ist, vor 14 Jahren im DRK-Krankenhaus in Neuwied kennen. Damals war er noch Assistenzarzt.
Versorgung auf dem Land
Immer wieder macht sich Dr. Alexander Höinghaus auch Gedanken rund um die Aufrechterhaltung der medizinischen Versorgung auf dem Land. Um junge Ärzte auf das Land zu locken, hält er folgende Voraussetzung für wichtig: „Man muss den Leuten zeigen, dass, wenn sie im ländlichen Bereich arbeiten würden, keine Nachteile bei der Ausbildung haben.“ Im Gegenteil hofft er sogar, dass kleine Häuser „vielleicht sogar eine bessere Ausbildung bieten“. Dazu müsse man zeigen, dass junge Ärzte auf dem Land auch faires Geld verdienen können.
Wenn er mal keine Zeit mit der Familie verbringt, fährt er in der Freizeit Rennrad oder joggt: „Ausdauersport bringt viel Balance in meinen Geist.“ Eine kleine Sache, der er heute nicht mehr nachgeht, vermisst Höinghaus dagegen: „Ich habe in Neuss mit dem Wakeboarden angefangen.“ Ansonsten: „Ich bin wunschlos glücklich und habe kein Defizitgefühl. Wir haben uns gut eingelebt.“ Auch seine Arbeit macht ihm Spaß.
Im täglichen Krankenhausbetrieb ist er durch seine Berufserfahrung längst routiniert, hat sich auf die Veränderungen durch den Wechsel nach Dierdorf eingestellt: „Ein kleines Haus hat andere Strukturen als ein Maximalversorger wie in Duisburg.“ Aber er sagt, dass sich das Haus etwa in der Urologie in Kombination mit der Praxis nicht verstecken muss. Das operative Spektrum wurde mit der Zeit erweitert, Höinghaus sorgte etwa mit dafür, das Angebot der tumorchirurgischen Eingriffe wie bei Krebserkrankungen der Prostata zu verbessern.
Fortschritt durch Lasergerät
Ein weiterer Fortschritt wurde laut Höinghaus durch die Anschaffung eines modernen Lasergerätes erzielt. Dieses ermöglicht, Nieren- und Harnsteinleiden schonend zu entfernen (RZ berichtete). Er sagt außerdem, dass die Möglichkeit besteht, mit kleinsten mikrochirurgischen Instrumenten endoskopisch, das die Untersuchung von im Körperinneren befindenden Organen meint, tätig sein zu können. Für dieses Jahr wünscht sich Höinghaus eine Isozertifizierung für die Praxis zu erreichen, damit nachgewiesen wird, „einem objektiven Qualitätsstandard zu entsprechen und sich darauf basierend weiterzuentwickeln“.
Und an den Tagen, an denen er mehr Zeit in der Praxis als im Krankenhaus verbringt, kommt es in seiner Mittagspause nun durchaus Mal vor, dass seine Frau ihn mit den beiden Töchtern auf einen Kaffee besucht: „Es ist ein kurzer Moment im Tagesablauf, der die Akkus total auflädt“, erklärt der Familienmensch Höinghaus.