Pfingstkirmes in Heddesdorf
Charly Kast ist beim Pfingstritt weit vorn
Der 89-jährige Gerd Jüngling überreichte in Rommersdorf den Tribut – seit 1996 begleitet er den Ritt.
Rainer Claaßen

Der Pfingstritt zur Heddesdorfer Kirmes geht auf das Jahr 1564 zurück. Warum es noch heute Konsequenzen hätte, wenn er nicht mehr stattfindet.

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In Heddesdorf ist der Pfingstdienstag seit Jahrhunderten einer der höchsten Festtage – der Ritt der Pfingstreiter von Heddesdorf nach Rommersdorf und Engers, um dort Tribut einzufordern, ist der Anlass für die Pfingstkirmes. Seit 1564 ist der Ritt der Heddesdorfer Burschen belegt. Wurden früher tatsächlich Zahlungen für die Nutzung von Heddesdorfer Weiden eingefordert – 5 Gulden und 4 Maß Wein waren dafür vereinbart – wird der Ritt inzwischen nur noch aus Tradition durchgeführt. Der historische Vertrag hat allerdings den Haken, dass er schon bei einem einmaligen Nichterscheinen der Reiter nichtig würde.

Dem Verein fällt es allerdings von Jahr zu Jahr schwerer, junge Männer zu finden, die den Ritt antreten. So wurden die Voraussetzungen zuletzt aufgeweicht, sodass auch „Burschen“, die schon fast das Rentenalter erreicht haben, dabei sein dürfen – ebenso wie Männer, die nicht in Heddesdorf leben. 2025 fanden sich vier Männer, die bereit waren, die Tradition fortzuführen.

Charly Kast und Max Söhn sind schon mehrfach dabei gewesen, mit Noah Zweibrücken und Kai Cordes fanden sich nach langer Zeit wieder zwei junge Männer, die sogar die klassischen Kriterien von Pfingstreitern erfüllt hätten – sie sind aus Heddesdorf und um die 20 Jahre alt. Zweibrücken musste dann allerdings kurzfristig einen Rückzug machen: Beim Fußballspielen hatte er sich eine Hand gebrochen, sodass ein Ritt für ihn nicht infrage kam.

Prinz Maximilian zu Wied überreichte den Pokal an den Sieger des Pfingstritts, Charly Kast.
Rainer Claaßen

Schon beim Umzug durch das Dorf und Aufstellen der Kirmesbäume am Samstag dabei, gaben die Reiter am Dienstagmorgen mit den traditionellen weißen Hemden, schwarzen Anzügen mit geschmückten Zylindern ein richtig gutes Bild ab. Nach Besuchen beim Vereinsheim des TV Heddesdorf und den Senioren des Josef-Ecker-Stifts kamen die drei Reiter mit Begleittruppe auf der Kutsche mit leichter Verspätung auf dem Platz an der Bimsstraße an, um zu starten.

Da die Grundschulen, die den Start des Ritts sonst regelmäßig besucht haben, den Dienstag diesmal zum Ferientag gemacht hatten, fehlte es etwas an Publikum. Dennoch war der Platz gut besucht. Moderator Sven Lefkowitz konnte viel Lokalprominenz begrüßen – wie immer war das Fürstenhaus mit Fürstin Isabelle zu Wied und Prinz Maximilian vertreten, ebenso der gesamte Stadtvorstand und einige Ratsmitglieder.

Routinier Charly Kast führte das Feld vom Start weg an.
Rainer Claaßen

Der kurze Wettritt brachte das zu erwartende Resultat: Routinier Charly Kast führte das Feld von Anfang an an und verwies Max Sohn auf Platz zwei. Dem Neuling Kai Cordes hatte man offenbar das langsamste Pferd zugeteilt. Er ist aber zuversichtlich, bei kommenden Rennen erfolgreicher zu sein. Ihm und Noah Zweibrücken ist es gelungen, zwei weitere junge Reiter für das kommende Jahr zu verpflichten. Weitere Interessenten finden alle wichtigen Informationen unter www.heddesdorfer-pfingstreiter.de

Während viele Besucher zum Frühschoppen beim Verein Heddesdorfer Bürger einkehrten, ging es für die Reiter in gemütlicherem Tempo in Richtung Rommersdorf. Nach einem Zwischenhalt mit spätem Frühstück beim Hühnerhof Maur im Gladbacher Feld wurden die drei Reiter im Hof der Abtei empfangen. Gerd Jüngling, der im Gewand eines Ordensbruders den Umschlag mit dem Tribut überreichte, begleitet die Veranstaltung schon seit 1969 – und hofft, die Aufgabe auch im kommenden Jahr noch übernehmen zu dürfen, wenn er selbst 90 Jahre alt sein wird.

Viel Prominenz begleitete den traditionellen Pfingstritt.
Rainer Claaßen

Seit einigen Jahren dürfen auch die Pfingstradler bei der Tour nicht fehlen – Michael Bauer, Claus Peter Hollendung, Uwe Huwer und Horst-Peter Robiller begleiteten die Reiter auf Fahrrädern, in der Mehrzahl mit Elektroantrieb. In Engers warteten viele Menschen auf den Tross – in jedem zweiten Jahr werden die Reiter dort mit einem historischen Schauspiel auf dem Vorplatz des Alten Rathauses begrüßt, in dem Laiendarsteller die Übergabe des Tributs nach alten Überlieferungen darstellen.

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