„Grad gut“, lachte Jan Einig (CDU) auf die Frage, wie es ihm gehe. Mit knapp 55 Prozent der Wählerstimmen haben ihn die Neuwieder in seinem Amt und seinem Kurs bestätigt. Auch der „Underdog“ im Kandidatentrio, Conrad Lunar, der parteilos für die Bürgerinitiative „Ich tu’s“ angetreten ist, blickt zufrieden auf seine knapp 18 Prozent. SPD-Herausforderer Sven Lefkowitz, seit 1994 in politischen Ämtern in der Deichstadt aktiv, ist enttäuscht: Ihn haben die Wähler mit 27 Prozent deutlich auf den zweiten Platz verbannt.
Ein bisschen müde, die Nacht sei kurz gewesen, sagt Jan Einig am Tag nach einer fröhlichen Wahlparty im Irish Pub mit Familie, Freunden und Unterstützern. Schon mit Blick auf die endgültigen Ergebnisse zur Oberbürgermeisterwahl am Abend zuvor hatte der alte und neue Amtsinhaber erklärt, dass er sehr erleichtert sei. „Ich hatte fest mit einer Stichwahl gerechnet“, stellt er fest. Die wäre noch einmal kräftezehrender gewesen, weiß der CDU-Politiker – drei weitere Wochen Wahlkampf neben den Terminen und Aufgaben, die er als OB der Deichstadt hat.
„Das waren Briefwahlergebnisse, und die sind in der Regel besser für die CDU.“
Zwischendurch lag Jan Einig (CDU) in Heimbach-Weis bei mehr als 70 Prozent Zustimmung.
Doch eine Stichwahl gibt es nicht: Einig hat 54,96 Prozent der Wählerstimmen in Neuwied geholt. In seinem Heimatbezirk Heimbach-Weis haben ihn 66,32 Prozent der Bewohner gewählt. In den ersten Ergebnissen lag Einig hier sogar über 70 Prozent. „Das waren Briefwahlergebnisse, und die sind in der Regel besser für die CDU“, weiß der Kommunalpolitiker, der zum zweiten Mal zur OB-Wahl angetreten ist. 2017 hat er eine fast 50-jährige Regentschaft der SPD abgelöst.

2025 ist die CDU in allen Stadtteilen die stärkste Kraft. „Wir haben die Mehrheitsverhältnisse schon verändert“, stellt Martin Hahn, CDU-Fraktionsvorsitzender im Stadtrat, fest. Sie seien erleichtert, froh und stolz, dass Einig so ein starkes Ergebnis eingefahren habe, sagt er und erklärt das mit der Arbeit und der Person des CDU-Politikers. Einig sei sympathisch, packe an und sei ein Teamplayer. Den Erfolg für Einig sieht Hahn von der Bundestagswahl abgekoppelt: „Da haben die Menschen schon unterschieden“, ist er sich sicher.
„Das ist wie eine Vollbremsung!“
Sven Lefkowitz (SPD) hat sich eine Stichwahl und drei Wochen mehr Wahlkampf erhofft.
Er gehe nun entspannter in die Karnevalszeit, stellt der OB fest. Seinen Erfolg macht Einig an mehreren Faktoren fest: „Zum einen sicherlich der Amtsbonus.“ Zum anderen sei er viel unterwegs und habe viele Begegnungen. „Ich hoffe auch, dass wir mit den gesetzten Zielen überzeugt haben“, fügt er an.
Einigs SPD-Herausforderer Sven Lefkowitz hat 27,10 Prozent erreicht. Der langjährige Stadtrat und neue Heddesdorfer Ortsvorsteher ist enttäuscht vom Ergebnis ebenso wie sein Team, das sich sehr engagiert und ihn sehr unterstützt habe: „Das ist wie eine Vollbremsung!“ Er habe sich eine Chance auf eine Stichwahl erhofft, um drei Wochen mehr Zeit zu haben, den Menschen Sven Lefkowitz und seine Ziele zu präsentieren und nicht so im Schatten der Bundestagswahl zu arbeiten, erklärt der Sozialdemokrat. Zum Ergebnis von 32,87 Prozent in Heddesdorf sagt er: „Da wären ein paar Prozentpunkte mehr schön gewesen.“ Die Neuwieder hätten sich für ein „Weiter so“ entschieden. Doch das Leben gehe weiter. Er habe jetzt die Gelegenheit, mit seiner Tochter in den Osterferien wegzufahren, sieht der SPD-Mann das Positive.
„Letztendlich haben alle drei Kandidaten den Schritt nach vorn für Neuwied im Blick.“
Conrad Lunar, parteiloser Kandidat für „Ich tu’s“
In Heddesdorf holte Conrad Lunar, der parteilose Kandidat, den die Bürgerinitiative „Ich tu’s“ unterstützt hat, 20,75 Prozent. In seinem Heimatstadtteil Engers erreichte er 18,74 Prozent. Über die insgesamt 17,94 Prozent ist Lunar zufrieden. Zweistellig hätten sie angestrebt, sagt der 41-Jährige. Er habe mit Tourismus und Sicherheit vielleicht andere Punkte als die anderen gesetzt. Dankbar sei er seinem kleinen Team; dazu habe er eine gewisse Bewunderung für die zum Teil hochbetagten Mitstreiter, lobt Lunar.
Dabei sei man im Gespräch und werde es auch bleiben, so Jan Einig. Auch mit Sven Lefkowitz werde es nach dem fairen Wahlkampf weiterhin ein gutes Miteinander geben, ist sich der OB sicher. „Letztendlich haben alle drei Kandidaten den Schritt nach vorn für Neuwied im Blick“, fasst Conrad Lunar zusammen.