Das Auftaktkonzert der Carl-Loewe-Musiktage in Unkel ging am 21. Juni gerade in die zweite Hälfte, als in Kiel um 19.15 Uhr die Kieler Woche mit dem traditionellen „Glasen“ – einer seemännischen Zeitansage mit Glockenschlägen – eröffnet wurde. Was das mit Unkel zu tun hat? Carl Loewe verstarb 1869 in Kiel und wurde dort auch begraben; bis auf sein Herz, das wurde in Stettin beigesetzt.
31. Auflage der Carl-Loewe-Musiktage
„Carl Loewe hat also eigentlich gar nichts mit Unkel zu tun, er war auch nie hier“, sagt Freiherr Clemens von Weichs zur Wenne. Er ist Zweiter Vorsitzender des Geschichtsvereins Unkel, der die Konzertreihe in diesem Jahr zum 31. Mal ausrichtet. Aber die Tochter Loewes, Julie, war mit Arthur von Bothwell verheiratet, der die Freiligrath-Villa in Unkel bewohnte. Und somit lägen die Nachkommen des Kantors Carl Loewe auf dem benachbarten Friedhof, erklärt von Weichs die Namensgebung der Konzertreihe. Das Auftaktkonzert fand im Rheinsaal der Burg Unkel statt, deren Eigentümer die Eheleute von Weichs sind.

Fünf Konzerte gibt es und die sind bis auf Restkarten schon fast ausverkauft. Am Sonntag, 22. Juni, war ein weiteres Konzert in der Burg Unkel und am 27., 28. und 29. Juni folgen noch drei im Palmenhaus der Villa Henkel. Die gesamte Konzertreihe steht unter dem Motto „Forever Young“, und die Unkeler Musiktage füllen dies durch junge Musiker. Alle Konzerte werden musikalisch geleitet von Marc Unkel, der beim Auftaktkonzert auch am Flügel saß und die beiden Sänger begleitete.
Sopranistin Maria Eunju-Park und Bariton Conrnelius Lewenberg begeisterten die rund 100 Zuhörer. Von Schuberts „Forelle“, Loewes heiligen Franziscus über Schuhmann, Wagner, Mozart, Händel, Grieg und Puccini spielten sich Unkel und sangen sich Eunia-Park und Lewenberg in die Publikumsherzen. Die zierliche Euniu-Park faszinierte mit einer grandiosen Stimmklarheit und -feinheit die gerade bei Griegs „Ein Traum“ bei jeder Lautstärke überzeugte. Lewenbergs wohlklingender Bariton füllte den Saal in einer sonoren Wohligkeit in ganzer tiefe, dass beim Zuhörer zwangsläufig die Frage aufkam, woher der schlanke Lewenberg diese Resonanz herzauberte.

Auch als Duett überzeugten beide. So sangen sie Schumanns „So wahr die Sonne scheinet“ so perfekt, wie mit einer Stimme. Marc Unkel, der die Tasten des Flügels mal zart, mal mit Nachdruck, aber immer virtuos und mit großer Perfektion spielte, war stets eins mit den Sängern und überzeugte auch bei seinen Soli.
Das Auftaktkonzert, bei dem die Gäste die Pause im sonst geschlossenen Hof der Burg bei sommerlichen Temperaturen verbringen konnten, hätte von der Qualität der Darbietung her für deutlich mehr als nur einen Sommerabend in Unkel gereicht. Der Konzerttitel „O du mein holder Abendstern – Opernarien der Ewigkeit“ war Programm. Und natürlich quittierte das Publikum Marc Unkels rhetorische Frage zu den Sängern ans Publikum „Nicht schlecht die beiden, oder?“, mit deutlichem Beifall. Man wünscht sich mehr solche Musiktage in Unkel.