Arbeiten zum Bau der Flüchtlingsunterkunft laufen - Fertigstellung für das erste Quartal 2025 geplant
„Camp Block II“: In Neuwied entsteht eine Flüchtlingsunterkunft für 264 Menschen
Neuwied Camp: Die ersten Bagger rollen an
Die Bagger sind da: In Neuwied-Block haben die Arbeiten zum Bau eines Camps für geflüchtete Menschen begonnen. Foto: Jörg Niebergall
Jörg Niebergall

Die Unterbringung geflüchteter Menschen ist für viele Kommunen eine große Herausforderung. Das ist in Neuwied nicht anders. Dort soll nun ein Containerdorf die Situation verbessern.

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Eigentlich hätte das neue Camp zu Unterbringung von geflüchteten Menschen in Neuwied-Block schon Ende des vergangenen Jahres in Betrieb gehen sollen. So sah es zumindest die ursprüngliche Planung vor, die der Neuwieder Stadtrat im April 2023 beschlossen hatte. Doch die Sache verzögerte sich. Jetzt aber haben die Bauarbeiten an „Camp Block II“ begonnen.

An der Krasnaer Straße wird in den nächsten Monaten ein Camp für bis zu 264 geflüchtete Menschen entstehen – am selben Ort, wo es schon einmal eine Flüchtlingsunterkunft gab. Das teilt die Stadtverwaltung auf Anfrage der Rhein-Zeitung mit. Wenn jetzt alles nach Plan läuft, kann das neue Camp im ersten Quartal 2025 eröffnet werden. Die Container werden zunächst für drei Jahre angemietet. Zudem besteht die Möglichkeit, die Miete um zwei weitere Jahre zu verlängern.

Externer Dienstleister als Betreiber

Für den Betrieb und die Koordination des Camps soll ein externer Dienstleister engagiert werden, heißt es aus dem Neuwieder Rathaus. Der Betrieb umfasst unter anderem auch die Betreuung und Beratung der zukünftigen Bewohner. Nähere Angaben zum Betriebsablauf macht die Verwaltung noch nicht. Dafür teilt sie aber mit, dass ein Security-Unternehmen für die Sicherheit in der und rund um die Einrichtung sorgen soll. Die Kosten für den Aufbau und den Betrieb des Camps werden zu 100 Prozent vom Kreis Neuwied übernommen, der sich wiederum durch Bund und Land refinanziert, erklärt die Stadt.

Mit dem Bau des Containerdorfs reagiert die Stadt Neuwied zum einen auf die nach dem russischen Überfall auf die Ukraine stark gestiegenen Flüchtlingszahlen und zum anderen auf die von Bund, Land und Kreis prognostizierten weiteren Zuweisungen. Mit Beginn des Angriffskriegs im Februar 2022 sei die Zahl der Flüchtlinge sprunghaft angestiegen, berichtet die Stadtverwaltung.

391 Geflüchtete in diesem Jahr

Inzwischen gehen die Zahlen für den Kreis Neuwied wieder zurück. So lag die Zahl der im Jahr 2022 angekommenen Flüchtlinge im Landkreis Neuwied bei 3503 Personen, teilt die Kreisverwaltung auf Anfrage mit. Im vergangenen Jahr wurden dem Kreis weitere 1115 geflüchtete Menschen zugewiesen. In diesem Jahr waren es bislang 391 Menschen, darunter 149 Ukrainer, 238 Menschen anderer Nationen und vier Spätaussiedler. „Die im Landkreis Neuwied aufgenommen Personen sind in durch die Verbandsgemeinden und die Stadt Neuwied angemieteten Wohnungen, in Containerunterkünften sowie in angemieteten weiteren Objekten untergebracht“, teilt der Kreis mit.

Die Unterbringung der Geflüchteten habe eine extreme Anspannung des Wohnungsmarktes zur Folge gehabt, erklärt die Stadt Neuwied. Freie Kapazitäten seien kaum noch vorhanden, und die bevorzugte dezentrale Unterbringung der Menschen sei nur schleppend möglich. „Um die von der Kreisverwaltung Neuwied zugewiesenen Flüchtlinge unterbringen zu können, war die Stadt daher gezwungen, zunächst die Turnhalle Niederbieber als Notunterkunft einzurichten“, teilt die Stadt mit. „Diese Interimslösung wird mit der Fertigstellung des neuen Camps beendet.“

Hoher Prüfungsaufwand

Dass der Bau des Camps länger dauerte als zunächst angenommen, erklärt die Stadt damit, dass für den Bau des Camps eine europaweite Ausschreibung erforderlich war. „Planung, Baugenehmigungsverfahren sowie Vorbereitung und Durchführung von europaweiten Ausschreibungen bedürfen eines zeitlichen Vorlaufs“, teilt Stadt-Pressesprecher Ulf Steffenfauseweh mit.

Zudem habe die Kreisverwaltung aufgrund der hohen Kosten „nachvollziehbarerweise einen hohen Prüfungsaufwand gesehen“. Die Stadt habe die Arbeiten aber unverzüglich ausgeschrieben, nachdem der Kreis im April eine Kostenübernahmezusicherung vorgelegt hatte. „Die eingehenden Angebote werden nun geprüft und die Aufträge vergeben“, teilt Steffenfauseweh weiter mit. „Da wir auf die Kostenübernahmezusicherung etwas länger als geplant warten mussten, hat sich der Gesamtprozess etwas verzögert.“

Intensive Suche nach dem Standort

Das neue Camp entsteht genau dort, wo bereits von Ende 2015 bis Ende 2020 eine Flüchtlingsunterkunft betrieben worden war. Dieser Standort sei nach einer intensiven Suche erneut ausgewählt worden, weil er sich zum einen im Eigentum der Stadt befindet und zum anderen die erforderliche Versorgungsinfrastruktur bereits vorhanden sei. Das neue Camp in Block wird allerdings kleiner ausfallen als sein Vorgänger. Das ehemalige Camp hatte eine Kapazität von 750 Plätzen.

Wie die Stadtverwaltung betont, will sie rund um die Errichtung der neuen Flüchtlingsunterkunft auf Transparenz setzen. „Die Stadt plant weitere Informationsveranstaltungen für die Öffentlichkeit, insbesondere um Beteiligten in den Prozess einzubinden“, heißt es aus dem Rathaus. Eine erste Infoveranstaltung für Bürger, Politik, Wohlfahrtsverbände und die in der Flüchtlingsarbeit ehrenamtlich Engagierten hatte es bereits im April 2023 gegeben.

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