Im Mittelalter diente sie als Zehnt- oder Stiftshof, heute ist die Obere Burg Rheinbreitbach Sitz der Ortsgemeindeverwaltung sowie des Förderkreises Obere Burg. Beiden liegt die Erhaltung und Pflege des historischen Gemäuers sehr am Herzen, wird dieses doch von örtlichen Vereinen und Gruppierungen als Veranstaltungsort genutzt – ob für Jahreshauptversammlungen, Ausstellungen, Kurse, Kaffeenachmittage oder Chorproben. Auch können sich hier Heiratswillige trauen lassen.
Wie fest die Obere Burg in der „Hand“ der Einwohner ist, zeigt sich am kommenden Wochenende: Am 24. und 25. August findet das 42. Parkfest vom Förderverein der Ortsvereine Rheinbreitbach vor der Oberen Burg statt. Am Tag des offenen Denkmals öffnet das Gebäude seine Pforten und am Sonntag, 15. September, lockt die 300. Veranstaltung des Förderkreises in die Obere Burg. Dann knüpft sich Kabarettistin Barbara Ruscher unter dem Titel „Mutter ist die Bestie“ scharfzüngig die brennenden Themen unserer Zeit vor.
Früher wurden in Rheinbreitbach Steuern gesammelt
Die Obere Burg mit dem sogenannten Wohnturm wurde vermutlich Ende des 15. Jahrhunderts von der Stiftskirche Maria ad Gradus in Köln unter Leitung der Familie Lewendal als sogenannter Zehnt- oder Stiftshof gebaut. Zehnthöfe dienten dazu, Steuern in Form von Waren, Gütern und Erzeugnissen der Bewohner und Untergebenen zu lagern.
Wie aus der Chronik, die der Förderkreis veröffentlicht hat, weiter hervorgeht, wurde die Obere Burg 1655 an Adolf Bequerer, einem Mitbetreiber der Rheinbreitbacher Bergwerke, verkauft. Mit dem mehrfachen Wechsel der Eigentümer änderte sich auch die Nutzung der Anlage. Die zum Gebäude gehörende Fläche (heute Parkanlage) wurde landwirtschaftlich genutzt. „1907 kaufte der Dichter Rudolf Herzog die Obere Burg. Persönlichkeiten wie Pianistin Elly Ney und die Frau von Kaiser Wilhelm II. verkehrten in Rheinbreitbach“, weiß der jetzige Vorsitzende Günter Ruyters – auch, dass Herzog die Obere Burg in seinem Roman „Die Burgkinder“ verewigte. Nach Herzogs Tod 1943, der die Burg im Stil des modernen Historismus umbaute, ging der Besitz in dessen Söhne über, die das Anwesen aufgrund fehlender finanzieller Mittel nicht halten konnten.
Burg hat einige Eigentümerwechsel hinter sich
Nach einigen weiteren Eigentümerwechseln übernahm Antiquitäten- und Kunsthändler Wolfgang Bartel im Jahr 1970 das Anwesen und ließ es wieder instand setzen. 1990 verlagerte Bartel sein Geschäft und veräußerte die Obere Burg. „Unter dem damaligen Bürgermeister Manfred Königstein erwarb die Ortsgemeinde das Anwesen“, erinnert sich Ortsbürgermeister Roland Thelen. Seitdem sei sie Sitz der Ortsgemeindeverwaltung und werde inzwischen auch für Trauungen genutzt. Am Tag des offenen Denkmals, 8. September, können Interessierte bei Führungen und in einer Fotoausstellung einen Eindruck von den Umbrüchen in der Architektur und den Veränderungen in der Nutzung der Burg gewinnen. Der Förderkreis führt diese Veranstaltung durch.
Mit dem Erwerb der Oberen Burg durch die Ortsgemeinde eröffneten sich auch weitere Nutzungsmöglichkeiten für die Bevölkerung. Aus dem Wunsch heraus, die Obere Burg für Kulturveranstaltungen nutzbar zu machen, gründete sich 1992 der Förderkreis Obere Burg um den Rheinbreitbacher Ulrich Schmitz. Dieser schrieb sich auf die Fahne, Kunst und Kultur zu fördern und die Obere Burg als geschütztes Kulturdenkmal zu erhalten. Die Eintrittsgelder der Kulturveranstaltungen werden laut Ruyters für die Honorare der Künstler und Veranstaltungsnebenkosten verwendet. Die Mitgliedsbeiträge und Spendengelder fließen in die Erhaltung der Oberen Burg.
Förderverein der Oberen Burg investiert 200.000 Euro
„Seit seiner Gründung im Jahr 1992 hat der Förderkreis knapp 200.000 Euro in die Obere Burg und deren Umfeld investiert“, berichtet Ruyters. 2023 gelangten fünf Stühle des Dichters Herzog in den Besitz des Vereins, die nun einen besonderen Platz gefunden haben. Zuletzt wurden die Parkwege saniert. Die Veranstaltungen des Förderkreises umfassen Konzerte von der Klassik bis Jazz, Kabarett, Kleinkunst, Kindertheater, Dichterlesungen und Kunstausstellungen. Von der ersten Veranstaltung bis heute hat der Verein 27.000 Gäste begrüßt. Opernsängerin und Hochschullehrerin Edda Moser gründete das Junge-Forum-Klassik mit Meisterschülern der (heutigen) Hochschule für Musik und Tanz in Köln. Bis 2010 organisierte Moser 16-mal die Junge-Forum-Klassikkonzerte für den Förderkreis. Kelly Klesie-Moog setzte dann die Organisation fort, bis Brigitte Lindner, ebenfalls von der Kölner Hochschule, diese 2017 übernahm. Der Förderkreis zählt heute rund 200 Mitglieder.
„Auch für die Zukunft hoffen wir auf möglichst viele Besucher, um weiterhin Kulturveranstaltungen anbieten zu können, außerdem sind wir froh über jede Mitgliedschaft, die zum Erhalt der Oberen Burg und deren Umfeldes beiträgt“, sagt Ruyters.
Mehr Informationen zum Förderkreis: www.obere.burg.de; zum Parkfest: www.parkfest.info