Stolz und mächtig ragt der von weithin sichtbare Bergfried der Burg Altenwied aus dem Grün über dem Wiedtal und der Landesstraße hervor. Hinter den Mauern der mittelalterlichen Anlage steckt eine lange Geschichte, ist die Burg doch Zeitzeuge so vieler Fehden und Kriegen der vergangenen 900 Jahre.
Auf einem steilen Plateau gelegen
Auf einem dreieckigen Plateau, das an zwei Seiten steil zur Wied abfällt, ist ab dem 12. Jahrhundert eine Burganlage belegt, wie uns ein 2009 erschienenes Buch in der Reihe „Große Kunstführer“ des Verlags Schnell und Steiner verrät. Man geht jedoch davon aus, dass bereits vor der ersten nachgewiesenen Erwähnung eine Bebauung auf dem Felssporn oberhalb des Wiedbachs gewesen sein könnte – die Bausubstanz ist jedoch nicht mehr erhalten.
Der ursprüngliche Zweck der Burg dürfte die Absicherung von Straßen und möglicherweise Bergwerken gewesen sein, auch wenn Letztere erst für spätere Zeiten zweifelsfrei nachgewiesen sind. Von der ersten erwähnten Besitzerin, Kunigunde von Bilstein, ging die Burg Mitte des 12. Jahrhunderts an Ludwig II. von Thüringen über, der die noch heute existierenden Bauten der Burg Altenwied anlegen ließ. Eine Besonderheit dabei, so meint der Kunstführer, ist der fünfeckige Bergfried komplett aus Buckelquadern – etwas, das es nicht an vielen Orten gibt.
Spielball des Erzbistums Köln
Lange gehörte die Burg Altenwied, die im Mittelalter manchmal auch „Aldenwiede“, „Aldewede“ und „Altewede“ genannt wurde, dem Erzbistum Köln und diente als strategische Befestigung der Absicherung des kurfürstlichen Gebiets nach Osten. So wurde Burg Altenwied immer wieder zum Spielball für Machtdemonstrationen und Fehden im Grenzgebiet zu den Besitzungen der Grafen von Nassau. Aber nicht nur das: Immer wieder wurde Burg Altenwied vom Erzstift aus wirtschaftlichen Gründen an andere Besitzer verpfändet, darunter stolze 88 Jahre an die Grafen von Nassau-Beilstein, die eine rege Bautätigkeit auf der Burg anstrengten.
Seit Ende des 13. Jahrhunderts bestand zudem das kurkölnische Amt Altenwied – die Burg wurde zum Verwaltungssitz. Auf der Burg wurde etwa Recht gesprochen – der Kerker ist heute noch ein Teil des Gebäudekomplexes – sowie das Amtsgebiet administriert, also Steuern von den Untertanen eingetrieben. Die Liste der Amtmänner, die diese Geschäfte führten, ist laut Kunstführer ab dem späten 13. Jahrhundert nahezu lückenlos belegt.
Dachrinnen wurden zu Kugeln
Wie viele andere Menschen im Heiligen Römischen Reich auch litten die Burgbewohner im Laufe der Zeit unter vielen kriegerischen Auseinandersetzungen. Im Dreißigjährigen Krieg etwa wurde die Burg von den Schweden geplündert, unter Feuer genommen und stark beschädigt. So berichten die Quellen davon, dass die Dachrinnen abmontiert und zu Kugeln gegossen wurden. Auch 1795 während der Revolutionskriege verschonten die Franzosen die Burg Altenwied nicht, besetzten das Amt und erhoben Kontributionszahlungen.
Am Ende des Alten Reiches sollten sich die Besitzverhältnisse von Burg und Amt mehrmals in kürzester Zeit ändern. Während Kurköln 1802 die Ansprüche auf Burg und Amt Altenwied verlor, riss sich das fürstliche Haus Wied-Runkel das Gebiet unter den Nagel. Dies währte aber nur bis 1806, als die Besitzungen den Herzögen von Nassau zugeschlagen wurden. Auch diese durften sich nur „kurz“ freuen: 1815 mit dem Wiener Kongress wurde das Amt Altenwied Teil der preußischen Rheinprovinz. Nicht jedoch die Burg: Diese blieb bis 1824 im Besitz derer zu Wied-Runkel, bis die Linie erlosch und die mittelalterliche Burganlage an die Grafschaft Wied-Neuwied überging.
Umfangreiche Sanierungsarbeiten
In der neueren Zeit wurde die Burg Altenwied 2003 von einem neuen Eigentümer übernommen. Sie ist damit im Privatbesitz und nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Gleichwohl wurde mit diesem Besitzerwechsel eine denkmalpflegerische Instandsetzung angeregt. Die Bausubstanz aus dem Mittelalter, die etwa am Bergfried starke Risse im Mauerwerk aufwies, wurde ab 2003 umfangreich restauriert. Bei Grabungen fand man auch Fundamente älterer Befestigungsanlagen.
Die Restaurierungsarbeiten wurden 2004 abgeschlossen. Burg Altenwied ist damit für die kommenden Jahrhunderte gesichert. Ein Kleinod des Wiedtals.