Mit Werner Schend ist ein außerordentlich engagierter Neuwieder Ende März nach kurzer Krankheit verstorben. Seine Frau und die beiden erwachsenen Kinder, die stets im Mittelpunkt seines Lebens standen, konnten schon vor einigen Tagen bei der Beerdigung in Dierdorf Abschied von ihm nehmen.
Zielstrebigkeit und Ehrgeiz sind Begriffe, die immer wieder zu hören sind, wenn man mit Wegbegleitern von Werner Schend spricht. Der Weg des 1950 in Gerolstein geborenen führte früh nach Neuwied: Aufgrund seiner erheblichen Sehschwäche bot der Besuch der hiesigen Blindenschule die besten Voraussetzungen für den lernbegierigen Schüler. Dank vielseitigem Interesse, hoher Intelligenz und großem Fleiß gelang ein vorbildlicher Schulabschluss und der Berufseinstieg bei der Kreisverwaltung.
Schend sah es als persönliche Aufgabe an, zu beweisen, dass auch einem Menschen mit einer massiven Beeinträchtigung (fast) alle Wege offen stehen. So bestand er 1982 das Verwaltungsdiplom als einziger mit der Note „sehr gut“ – zwölf Jahre zuvor war er als Schreibkraft eingestellt worden. Der Kreisverwaltung blieb er sein ganzes Berufsleben über treu. Der ehemalige Landrat Rainer Kaul erinnert sich: „Er hat seinen Arbeitsplatz auch technisch so gestaltet, dass er nahezu ohne Benachteiligung alle Tätigkeiten ausüben konnte. Als stellvertretender Abteilungsleiter leistete er hervorragende Arbeit und war auch im Sozialausschuss sehr engagiert“.
„Seine guten Kenntnisse im juristischen Bereich ermöglichten es ihm, sich mit viel Kompetenz für die Belange von Menschen mit Behinderungen einzusetzen und gesetzliche Verbesserungen zu erwirken.“
Elisabeth Fackert, Vorstand beim Blinden- und Sehbehindertenverein
Auch an die sportliche Aktivität Schends erinnert sich Kaul: „Auf dem Tandem machte er Touren in ganz Europa und er war ein aktiver Läufer“, sagt Kaul. Sowohl als Zuschauer als auch als Spieler war Schend begeistert vom Fußball, erinnert sich seine Tochter. Auch hier ließ er sich nicht vom beeinträchtigten Sehvermögen bremsen – selbst Marathonläufe gehörten zu seinem regelmäßigen Repertoire.
Noch größer war sein Engagement im sozialen Bereich. Insbesondere der Blinden- und Sehbehindertenverein für Neuwied und Umgebung war seine zweite Heimat. Ab 1989 stand er ihm 15 Jahre lang als Vorsitzender vor. Danach wurde er zum Ehrenmitglied und Ehrenvorsitzenden ernannt. Für die Belange von Menschen mit Sehbehinderungen setzte er sich auch auf Landes- und Bundesebene ein. Mit mit der ihm eigenen Hartnäckigkeit konnte er viel erreichen. „Seine guten Kenntnisse im juristischen Bereich ermöglichten es ihm, sich mit viel Kompetenz für die Belange von Menschen mit Behinderungen einzusetzen und gesetzliche Verbesserungen zu erwirken“, sagt seine Nachfolgerin im Vereinsvorstand, Elisabeth Fackert.
Beck verlieh 2004 das Bundesverdienstkreuz
Von 2006 bis 2019 war er Vorsitzender des Landesblinden- und Sehbehindertenvereins Rheinland-Pfalz. Außerdem war er ehrenamtlicher Richter am Sozialgericht und engagierte sich beim Diakonischen Werk, bei der Caritas und im Sozialverband. So, wie er für sich selbst vieles erkämpfen musste, kämpfte er auch für andere. Der damalige Ministerpräsident Kurt Beck verlieh Werner Schend 2004 für sein ehrenamtliches Mitgestalten das Bundesverdienstkreuz am Bande.