Außergewöhnlich: Windhagen war am Wahlsonntag eine von nur fünf Gemeinden in Rheinland-Pfalz, in denen es vier oder mehr Bewerber gegeben hatte. Neben Buchholz und Geiger hatten Thomas Stumpf (SPD) und Elisabeth Theisen (parteilos) ihre Hüte in den Ring geworfen. Stumpf ist dabei auf dem politischen Parkett freilich kein Unbekannter und war bei der Wahl 2019 dem damaligen Sieger Martin Buchholz nur knapp unterlegen – mit 60 Stimmen. Theisen als unabhängige und parteilose Newcomerin schaffte es am Sonntag immerhin auf mehr als sechs Prozent der Stimmen.
Sind zwölf Prozentpunkte aufholbar?
Doch aus dem Vierkampf wird nun ein Duell. Der Wahlkampf geht – zumindest für Buchholz und Geiger – noch weiter. Es ergeben sich daraus interessante Fragestellungen, die nur die Wähler entscheiden können: Schafft es Martin Buchholz, der im ersten Wahlgang knapp 46 Prozent der Stimmen holte, seine Position als Ortsbürgermeister in Windhagen zu halten und sich bei der Stichwahl die Mehrheit der Stimmen zu sichern?
Oder kann Hans-Dieter Geiger (34 Prozent der gültigen Stimmen im ersten Wahlgang) die zwölf Prozentpunkte aufholen und sich ab dem 23. Juni gewählter Ortsbürgermeister der Ortsgemeinde Windhagen nennen?
Offene Unterstützung für Geiger
Während Buchholz von der starken CDU sowie der FDP unterstützt wird, hat Geiger die 2019 erstmals angetretene Wählergruppe Gemeinsam – Bürger für Windhagen (G-BfW) im Rücken, die bei dieser Gemeinderatswahl ein beachtliches Ergebnis eingefahren hat und nur einen Sitz weniger hält als die Union.
Und nun machen Flugblätter in Windhagen die Runde – es bewahrheitet sich, was Wahlbeobachter schon vermutet hatten: G-BfW, SPD, Grüne und die nicht in den Rat eingezogene Bürgerliste Bahne rufen öffentlich dazu auf, das Kreuz am 23. Juni bei Hans-Dieter Geiger zu machen, dem „gemeinsamen Kandidaten“. Windhagen, so das Blatt, sei bereit für „einen Wechsel in der politischen Verantwortung“ – eine Verantwortung, die seit Jahrzehnten in Händen der CDU gelegen hat. Und damit nicht genug. Auch die beiden unterlegenen Kandidaten Thomas Stumpf und Elisabeth Theisen haben ihre Unterstützung für Geiger angekündigt. Das Motto lautet: „Für einen Wechsel und gegen ein weiter so.“
Schwierige Aufgabe für Martin Buchholz
Fest steht: CDU-Kandidat und Amtsinhaber Martin Buchholz wird alle politischen Gruppierungen – außer die eigene sowie die FDP – gegen sich haben. Die CDU-Mehrheit im Gemeinderat ist schon seit 2019 dahin, da G-BfW, SPD und Grüne mehr oder weniger offen zusammenarbeiten.
Nun könnte zum ersten Mal in der Geschichte der Ortsbürgermeisterposten in Windhagen für die CDU wackeln – historisch, passend zur historischen Stichwahl in der VG Asbach.
Wahlleiter Eberhard Mandel entschuldigt sich für Aussagen im Wahlausschuss
Bei der Sitzung des Wahlausschusses am Dienstagabend hatte der Vorsitzende und Wahlleiter für die Ortsbürgermeisterwahl in Windhagen, der Beigeordnete Eberhard Mandel (parteilos), in einer persönlichen Erklärung vom sich aufdrängenden Verdacht zweier „Scheinkandidaturen“ gesprochen und seine Bedenken zur Wahl geäußert (wir berichteten). Nun teilt er der RZ schriftlich mit, dass er sich bei den Beteiligten und der Öffentlichkeit dafür entschuldigen möchte – mit den Worten:
„Die Veröffentlichung meiner persönlichen Erklärung zu Kandidaturen der Bürgermeisterwahl in Windhagen in der Presse hat sehr hohe Wellen geschlagen. Dies hatte ich nicht beabsichtigt und auch so nicht erwartet. Ich hatte keine Pressemeldung verfasst und auch die Rhein-Zeitung nicht informiert, die mich gleichwohl am 10. Juni zur Angelegenheit befragte.
Ich hätte meine Zweifel an der Ernsthaftigkeit zweier Kandidaturen dem Ausschuss nicht öffentlich mitteilen dürfen, wenngleich sich die Gelegenheit, es nicht-öffentlich zu tun, so kurzfristig nicht ergab.
Insofern tut es mir leid, wie es gelaufen ist und ich entschuldige mich bei allen Betroffenen.
Am 14. Juni 2024 gab es ein Gespräch mit Herrn Dr. Stumpf und Frau Theisen, moderiert durch den Bürgermeister der Verbandsgemeinde Asbach, Herrn Michael Christ, in dem ich die Gründe für meine Vermutung darlegen konnte. Dabei wurden meine Zweifel ausgeräumt.
Ich bitte demzufolge nochmals – auch die Öffentlichkeit – um Entschuldigung für die Wirren, die ich möglicherweise ausgelöst haben könnte und appelliere an alle wahlberechtigten Bürger Windhagens, zur Wahl zu gehen.“ red