Engagierte Bürger erinnern an Opfer der Sprengung der Kronprinz-Wilhelm-Brücke - Ukrainekrieg auch Thema
Brückensprengung: Kein Gedenken wie in jedem anderen Jahr
Alljährlich wird in Engers den Toten und Verletzten der Brückensprengung vom 9. März 1945 gedacht. In diesem Jahr prägten auch die Eindrücke aus der Ukraine die Veranstaltung.
Tim Saynisch

Engers. Werner-Johann Keßler und sein Mitstreiter Peter Hünermann laden bereits seit Jahren immer am 9. März zum Gedenken an die Opfer der Sprengung der Kronprinz-Wilhelm-Brücke ein. Das Bauwerk, das anstelle der heutigen Rheinbrücke einst Engers und Urmitz verband, wurde gegen Ende des Zweiten Weltkriegs vor 77 Jahren – am 9. März 1945 – zerstört. Viele Wehrmachtssoldaten, die sich beim Rückzug vor den amerikanischen Truppen auf oder an der Brücke befanden, kamen so ums Leben. In diesem Jahr stand die Veranstaltung ungeplant besonders im Fokus.

Einerseits, weil vor wenigen Wochen bei der Deichsanierung vier Soldatenleichen gefunden wurden (die RZ berichtete), andererseits, weil der Ukrainekonflikt den Menschen in Neuwied und in der ganzen freien Welt vor Augen führt, welche drastischen Folgen kriegerische Handlungen haben können und welches Leid bewaffnete Konflikte meist in der Bevölkerung nach sich ziehen.

„In früheren Ansprachen wurde immer wieder betont, wie gut es ist, dass wir in Europa seit sieben Jahrzehnten in Frieden leben können“, eröffnete Keßler seine Gedenkrede. Durch Putins Überfall auf die Ukraine sei dieses Denken ins Wanken gekommen. „Unfassbares ist wahr geworden: ein Krieg, mitten in Europa“, fuhr Keßler fort und betonte, dass das Gedenken an der Brücke so eine ganz neue Bedeutung bekomme.

Vordergründig war es wie in jedem Jahr Ziel der Veranstaltung, an die Toten und Verletzten der Brückensprengung wie auch an die Gefallenen aufseiten der alliierten Siegermächte während des Zweiten Weltkriegs zu erinnern. Es war aber nicht nur eine historische Erinnerungsveranstaltung. Pfarrer Peter Dörrenbächer, der das Gedenken mitgestaltete, wollte, dass die Teilnehmer aus dem Gedenken auch Hoffnung schöpfen. „Hoffnungszeichen sehe ich ganz konkret, wenn ich beobachte, wie viele Menschen auch in unserer Stadt den Weg für Flüchtlinge aus der Ukraine bereiten“, sagte der Geistliche.

Zum Schluss berichtete Kriminalhauptkommissar Stefan Linder von der Kripo Neuwied, der federführend an der Ausgrabung der vier Soldatenleichen beteiligt war, vom Sachstand der Ermittlungen. Die Leichen seien am Dienstag von der Koblenzer Staatsanwaltschaft freigegeben worden, eine Bestattung könne nun geplant werden, lautet die Kurzzusammenfassung (ausführlicher Bericht folgt). Organisator Werner-Johann Keßler zeigte sich anschließend sichtlich ergriffen und dankte allen, die die Veranstaltung in dieser Form möglich gemacht hatten. Tim Saynisch

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