Das Schreiben: Der Brief von Anfang November, der unserer Zeitung vorliegt, ist an die Verbandsgemeindeverwaltungen gerichtet und erklärt das Interesse des Bistums Trier an mehr Engagement in Sachen erneuerbare Energien. Man bittet darin die Verwaltungen darum, die Flächennutzungspläne (FNP) bereitzustellen, um zu prüfen, welche Flächen in den jeweiligen Kommunen für Projekte von Wind- und Solarkraft genutzt werden könnten.
Ebenso bittet das Bistum im Schreiben um die Vermittlung von bereits laufenden oder geplanten Projekten in den Gemeinden, um dort als möglicher Partner zu agieren. Auch kündigt das Bistum an, eine Energiegesellschaft gründen zu wollen.
Die Hintergründe: Wie das Bistum Trier auf Nachfrage unserer Zeitung erklärt, möchte man seit geraumer Zeit den Schritt wagen und die erneuerbaren Energien ausbauen. Manche Kirchengemeinden hätten dies bereits getan, indem Fotovoltaik auf Kirchendächern installiert worden sei. Nun möchte man dies breiter aufstellen. Daher habe sich im Sommer dieses Jahres die Projektgruppe „Erneuerbare Energien“ im Bischöflichen Generalvikariat gegründet, die derzeit eine grobe Potenzialanalyse für Windkraft und Fotovoltaik durchführt.
Kommunen um Flächennutzungspläne gebeten
Dazu habe man 127 Verbandsgemeinden, Landkreise, Städte und Gemeinden angeschrieben (Stand 15. November), um diese zur Zusendung von Flächennutzungsplänen zu bitten. Darüber hinaus habe das Bistum über eine angestrebte Kooperation in Bezug auf erneuerbare Energien in Form einer solidarischen Energiegesellschaft GmbH informiert, die das Bistum Trier gründen möchte.
Die Idee hinter der geplanten GmbH sei, dass zum einen die Kommunen, aber zum anderen auch die katholischen Pfarreien profitieren, die als Eigentümerinnen ihre Fläche an die Energiegesellschaft des Bistums verpachten. Diese sowie Pfarreien ohne Potenzialfläche würden an den Gewinnen beteiligt und könnten diese Einnahmen in pastorale Projekte oder Immobilien investieren.
Es geht um einen ideellen Wert, um einen Dienst an der Gesellschaft für mehr erneuerbare Energien zum Schutz und Erhalt unserer Umwelt und Schöpfung.
Die Pressestelle des Bistums zum Beweggrund zu diesem Schritt
Auf die Frage, was das Bistum Trier zu diesem Schritt bewogen hat, antwortet die Pressestelle: „Es geht um einen ideellen Wert, um einen Dienst an der Gesellschaft für mehr erneuerbare Energien zum Schutz und Erhalt unserer Umwelt und Schöpfung.“ Man habe sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2045 klimaneutral zu sein. Dazu könnten die erneuerbaren Energien einen großen Teil beitragen. Zudem, betont das Bistum, könnten Einnahmen aus erneuerbaren Energien einen Teil der geringer werdenden Kirchensteuereinnahmen kompensieren, um den Haushalt des Bistums zu sichern und als Bistum handlungsfähig zu bleiben.
Die Reaktionen: Frank Becker, Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Linz, hat von diesem Vorstoß des Bistums noch nichts erfahren, wie er im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt. In der Verbandsgemeinde gebe es mit den Fotovoltaikplänen in Dattenberg sowie den Überlegungen für Windkraft in den Brachflächen des Leubsdorfer Waldes zwei denkbare Kooperationsprojekte. Allerdings wisse er nicht, wie sich das Bistum eine Zusammenarbeit konkret vorstelle, sagt Becker. Grundsätzlich sei er natürlich bereit, Gespräche zu führen und zu vermitteln, um Projekte der Energiewende voranzubringen – sei der Partner ein Energieunternehmen oder die Kirche.
Zu Gesprächen bereit
Auch in der VG Bad Hönningen ist die Initiative des Bistums noch nicht angekommen. Bürgermeister Jan Ermtraud sagt, dass diese Info für ihn komplett neu sei. Er möchte nun die Ohren offenhalten und steht gern für Gespräche mit dem Bistum bereit.
In der größten VG im Kreis, Rengsdorf-Waldbreitbach, ist der Brief des Bistums hingegen bekannt. Wie Büroleiter Dieter Reimann erklärt, habe die Abteilung für Flächennutzungsplanung im Bauamt das Schreiben bearbeitet. Derzeit würden jedoch keine geeigneten Maßnahmen für eine Kooperation mit der Kirche in der VG zur Verfügung stehen, sagt Reimann. Man sei allerdings aufgeschlossen, bei zukünftigen Projekten die Kirche zu unterstützen und zu vermitteln.
Konkrete Projekte gibt es laut Auskunft des Bistums an unsere Zeitung derzeit im Kreis Neuwied noch nicht. Andernorts sieht es anscheinend besser aus „Momentan befinden wir uns noch am Anfang der Planungen. Bis zum 29. November haben 45 Prozent der Zivilgemeinden auf das Anschreiben reagiert. Die Rückläufe sind überaus positiv“, resümiert das Bistum.