Konzept des Bistums Trier zur Sicherung des Haushalts beschäftigt Pfarreien im Kreis
Bistum Trier: Kann der Sparzwang zum Segen werden?
Die Pfarrkirche St. Matthias in Neuwied zählt sicher nicht zu den Gebäuden, die wegen des Sparkurses des Bistums zur Debatte stehen. Archivfoto: Picasa
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Kreis Neuwied. Konzept zur Sicherungs des Haushalts beschäftigt viele Pfarreien im Kreis Neuwied. Kostensenkungen wird es in vielen Bereichen geben.

Die Pfarrkirche St. Matthias in Neuwied zählt sicher nicht zu den Gebäuden, die wegen des Sparkurses des Bistums zur Debatte stehen. Archivfoto: Picasa
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Fluch oder Segen? Diese Frage stellt sich derzeit vielerorts in Pfarreien und pastoralen Räumen des Bistums Trier. Grund dafür ist das vor Kurzem beschlossene und bisher größte Sparkonzept, mit dem man versuchen möchte, das katholische Bistum aus den roten Zahlen und zu einem ausgeglichenen Haushalt zu führen. Und diese Sparmaßnahmen werden auch den Kreis Neuwied erreichen. Allerdings sind in der Umgebung der Deichstadt nicht alle Einrichtungen in Trägerschaft des Bistums gleichstark betroffen, und dort, wo es zu Veränderungen kommt, setzt man auf Kommunikation und Begleitung im Prozess der Entscheidungsfindung.

Wie wichtig das Gespräch bei der Umsetzung der Sparmaßnahmen ist, weiß auch Peter Dörrenbächer, Dekan im pastoralen Raum: „Unsere Aufgabe wird es sein, Gemeinden in einem nicht einfachen Meinungsbildungsprozess zu begleiten und verträgliche Lösungen zu erarbeiten.“ Auch sei es von höchster Bedeutung, Inhalt und Finanzierbarkeit zusammenzubringen. Und dies ist mit Blick auf das Maßnahmenpaket keine leichte Aufgabe.

Keine betriebsbedingten Kündigungen

Generell, so kündigte es der Trierer Generalvikar Ulrich Graf von Plettenberg an, werde es Kostensenkungen in nahezu allen Handlungsfeldern des Bistums geben. Festgelegt wurde für das Jahr 2035 ein Einsparziel von 137 Millionen Euro, bezogen auf den dann prognostizierten Haushalt. Diese Summe wird sich aber nicht auf alle Bereiche gleichstark auswirken, wie Dörrenbächer erklärt. So habe der Generalvikar klargestellt, dass es unter anderem nicht zu betriebsbedingten Kündigungen kommen werde.

Was aber nach wie vor im Raum steht, ist die Frage, wie sich die Sparmaßnahmen auf die einzelnen Kirchengemeinden im Kreisgebiet auswirken. Darauf gebe es bislang noch keine konkrete Antwort. Und das aus gutem Grund: „Die Kirchengemeinden finanzieren sich auch jetzt nicht ausschließlich aus den Mitteln, die über das Bistum zur Verfügung gestellt werden“, erklärt Dörrenbächer. Vieles, gerade pastorale Projekte und Maßnahmen, werden häufig auch aus Zuschüssen von Dritten und Spenden getragen. „Die jetzt vom Bistum beschlossenen Sparmaßnahmen betreffen in erster Linie den Bistumshaushalt und damit auch strategische Entscheidungen, in welchen Feldern das Bistum investiert“, so Dörrenbächer weiter.

Initiative der Basis nötig

Auch die Entscheidung, welche Kirchen aufgegeben werden müssen, falle nicht in Trier. „Bislang ist dazu die Initiative von der Basis erforderlich“, weiß Dörrenbächer. Gleiches gelte für Gebäude, die im Besitz von Kirchengemeinden sind. Auch dort seien es die jeweiligen Verwaltungsräte, die entscheiden.

Fest steht aber, dass sich auch im Kreisgebiet etwas verändern muss: „Es ist klar, dass es an vielen Orten zu viele und zu große Immobilien gibt, die oft einen hohen Renovierungsbedarf haben“, sagt Dörrenbächer. Und für diese Objekte werde das Bistum nicht im gleichen Maße wie bisher Zuschüsse zusagen. Dies werde in der Konsequenz den Druck erhöhen, in den Gemeinden zu vereinbaren, welche Gebäude wirklich notwendig seien und wie sie anderweitig genutzt oder verwertet werden könnten. Eine sinnvolle Option wäre zum Beispiel die gemeinsame Nutzung von Gebäuden mit der evangelischen Kirche oder der Kommune. Welche Gebäude dafür aber letztendlich im Kreis Neuwied infrage kommen, das könne nicht gesagt werden, betont Dörrenbächer ausdrücklich.

Antworten im Konzept

Doch wie genau soll nun eine Summe in Höhe von 137 Millionen Euro gespart werden? Die Antwort auf diese Frage findet sich im Konzept zur Haushaltssicherung. So entfallen rund 52 Millionen Euro auf Pfarreien und den pastoralen Raum – wobei mehr als die Hälfte davon auf den Rückgang des pastoralen Personals zurückgeht. Laut der Prognose sinke nämlich die Zahl der pastoralen Mitarbeiter von 793 im Jahr 2022 auf 378 im Jahr 2035 – darunter die der Priester von 279 auf 91. Weitere 15 Millionen Euro sollen im Bereich der bischöflichen Verwaltung eingespart werden.

Dort verfolge man das Ziel, künftig straffer, effizienter und digitaler zu arbeiten, erläuterte von Plettenberg die Vorgehensweise bei der Vorstellung des Haushaltssicherungskonzeptes. Weitere Kostensenkungen betreffen auch die katholische Erwachsenenbildung. Aspekte und Ansätze, die für Dörrenbächer vollständig nachvollziehbar sind: „Nach der Finanzlage des Bistums ist eine grundsätzliche Haushaltssicherung notwendig. Alles andere wäre unverantwortlich, zumal die Kirche sich nicht in Schuldenaufnahme flüchten kann.“

Dass dieser Prozess aber nicht ohne Auseinandersetzung abläuft, werde sich zeigen und sei verständlich. Doch komme es, so Dörrenbächer, auch immer auf die jeweilige Sichtweise an: „Es liegt eine Chance darin, dass sich die Gemeinden stärker auf das Zentrale ihrer Aufgaben konzentrieren und gerade dadurch für die Menschen interessanter werden.“ Und wenn das gelingt, könne der Sparzwang auch zum Segen werden.

Info: Älteste Diözese Deutschlands

Das Bistum Trier ist die älteste römisch-katholische Diözese in Deutschland. Sie gliedert sich in 32 Dekanate und in die drei Visitationsbezirke Koblenz, Saarland und Trier. Aktuell gibt es im Bistum Trier 1880 Kirchen und Kapellen. Zum Bistum Trier gehören rund 1,3 Millionen Katholiken in Rheinland-Pfalz und im Saarland.

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