Die gute Nachricht vorweg: Die meisten Radfahrer halten sich an Vorschriften und Regeln und bleiben auf den festen und ausgeschilderten Wegen, betonen die von der Rhein-Zeitung befragten Forstrevierleiter im Kreis Neuwied. Dennoch kommt es insbesondere zwischen Wanderern und Mountainbikern immer wieder zu Konflikten auf den engeren Wanderwegen und -pfaden, die ausschließlich den Fußgängern vorbehalten sind. Im Nationalpark Hunsrück-Hochwald kontrollieren daher seit einigen Wochen Ranger und drohen den Mountainbikern mit Bußgeldern, wenn sie weiterhin die Wanderwege und -pfade nutzen.
Probleme mit Mountainbikern, die sich nicht an die Vorschriften halten, seien im Frühjahr aufgrund des schönen Wetters besonders häufig vorgekommen, bestätigt Gerhard Willms vom Forstamt Dierdorf. Aus diesem Grund habe man schon im April eine Pressemitteilung an die örtlichen Medien verschickt, um an die Einsicht der Radfahrer zu appellieren.
Von einem aktuell großen Problem berichtet Hans-Werner Neitzert vom Forstrevier Waldbreitbach bei einem Treffen mit der RZ im Waldgebiet am Malberg: „Es kamen ganze Gruppen von Mountainbikern, oft 50 bis 60 Personen, überwiegend mit Autokennzeichen aus den Bereichen Köln, Bonn und Siegburg. Diese fahren mit einem unglaublichen Tempo, im Affenzahn den Berg herunter. Dazu sind extra Trails von den Fahrern angelegt worden, mit Kurvenerhöhungen und anderen Hindernissen. Das ist nicht nur verboten, sondern auch gefährlich.“ Einige von ihnen seien auch nachts unterwegs, entweder bei Vollmond oder mit Stirnlampen. Dabei gefährden sie nicht nur sich, sondern stören auch die Tiere des Waldes in ihren Ruhephasen. Zunehmend seien auch E-Biker in Feld und Wald unterwegs, die ohne Antriebshilfe aus eigener Kraft nicht die Steigungen hinaufkämen. Zudem unterschätzten sie Gefahren und eigenes Fahrkönnen beim Bergabfahren, ergänzt der Forstamtsleiter. Viele missachteten Absperrungen und Hinweise wie „Achtung Fällung“ bei Waldarbeiten, zum Beispiel in Rodungsflächen. „Hier lauert eine große Gefahr, da manchmal Seile oder Stahlwinden zum Holztransport über die Wege gespannt sind.“ Neitzert und seine Kollegen teilen die große Sorge, dass Radfahrer in solche Seile reinfahren und sich schwere Verletzungen zuziehen könnten. Auch Baumstämme, die im Weg liegen würden, seien bei rasanten Abfahrten nicht so schnell zu erkennen.
Eine weitere Gefährdung betrifft die Forstarbeiter, wenn diese in abgesperrten Waldbereichen arbeiten und nicht mit rasanten Abfahrern rechnen. Und auch das sensible Ökosystem Wald leidet erheblich unter den illegalen Trails: „Wenn das Wasser vom Weg in die illegal angelegten Spurrillen läuft und darüber hinaus in den Waldbestand schießt, spült es die Wurzeln der Bäume frei. Dadurch kam es bei manchen dicken Fichten zu erheblichen Schäden, zusätzlich bedingt durch Borkenkäferbefall. Hauptproblem aber sind die frei gespülten Baumwurzeln“, erläutert Hans Werner Neitzert im Wald.
Die ein oder andere illegal angelegte Mountainbikestrecke ist in Zusammenarbeit von Jagdpächtern und Forstleuten wieder unbefahrbar gemacht worden, so die Rückmeldung einiger Forstämter. Andere werden seitens der Jagdpächter und der Forstaufsicht auch schon einmal im Interesse der dort fahren Kids und Jugendlichen „geduldet“, sofern sich diese an die Regeln im Wald halten. So beispielsweise im Oberhonnefelder Wald, wo sich Jugendliche während der Corona-Zeit im Frühjahr einen Parcours angelegt hätten, berichtet Sebastian Grobbel vom Forstzweckverband Rengsdorf: „In der Regel kann man mit den Jugendlichen sprechen, wenn man sie dann mal antrifft. Insgesamt ist der Bedarf an solchen Strecken recht groß, und es sollte darüber nachgedacht werden, ob es nicht für unsere Region interessant wäre, einige Strecken offiziell zu bauen.“
Solche Mountainbikeparcours gibt es nicht nur in den Alpen, im Schwarzwald oder Sauerland, sondern in der näheren Umgebung beispielsweise in Boppard. Legale, also offiziell ausgewiesene Mountainbikerouten finden Radler im Übrigen auch im Wiedtal oder Rengsdorfer Land: Auf der Internetseite und in Prospekten werden zwei ausgewiesene Strecken mit Längen von 41 bis 46 Kilometern und bis zu 940 Höhenmetern ausführlich beschrieben.
Alles in allem betonen die befragten Förster aber ausdrücklich, dass sich die meisten Radler im Wald an die bestehenden Vorgaben halten. Ihr gemeinsamer Appell richtet sich daher an die illegalen Mountainbiker, sowohl im Interesse der eigenen Gesundheit als auch aus Rücksichtnahme und Respekt vor dem sensiblen Ökosystem Wald nur ausgewiesene Wege zu befahren.